Viel zu tun im Plecher Kameramuseum
6.3.2021, 11:55 UhrNach außen hin ist es in den vergangenen Monaten etwas ruhig um das Deutsche Kameramuseum geworden. Doch das täuscht: Die Arbeit ging – wenn auch ohne Publikum – weiter: Beispielsweise wurden zwei Großspenden an Exponaten aufgearbeitet und integriert, ein professioneller Audioguide mit 37 Stationen wurde erstellt. Eine ARD-Filmproduktion wurde mit 60 Foto- und Filmkameras ausgestattet und gerade ist man damit beschäftigt, die Dreharbeiten zu einem Fernsehfilm über Tennislegende Boris Becker mit der Ausleihe ähnlich vieler Fotoapparate möglichst authentisch auszugestalten. Außerdem wird das Museum zehn Jahre alt.
Geld beschafft
Nachdem die Fotobörse 2020 ausfiel, fehlten dem Verein beträchtliche Einnahmen, also musste man sich etwas einfallen lassen: So nahm der Förderverein durch einen Geräteverleih an eine Kölner Filmgesellschaft Geld ein. Außerdem aktivierten Börsenorganisator Andreas Wolf und Schatzmeister Thomas Wanka einen eBay-Account, über den sie Geräte aus den Überbeständen an den Mann brachten – "selbstverständlich mit ausdrücklichem Einverständnis der jeweiligen Spender", wie Andreas Wolf in der Pressemitteilung des Museums betont.
Doch die Geräte gehen den Museumsmachern nicht aus: Vor einem Jahr brachte ein Ehepaar aus Magdeburg mit einem Kleintransporter, der bis unters Dach beladen war, rund 150 Diaprojektoren aus der früheren DDR nach Plech. Das war die umfangreiche Sammlung des verstorbenen Vaters der Spenderin. Jetzt, wo das Museum ohnehin aufgrund von Corona und der Winterpause geschlossen war, übernahm Wolfgang Schanderl die arbeitsintensive Aufgabe, die Neuzugänge und die Altbestände an Diaprojektoren zu sortieren, zu kontrollieren, zu fotografieren und zu katalogisieren.
Eine weitere Spende, die das Museum erhalten hat, stammt von einer Polizeiinspektion in Niedersachsen, die 70 ausgemusterte Nikon-Spiegelreflexkameras und viele weitere Fotogeräte kostenlos zur Verfügung gestellt hat. Ein Team aus Wolf, Wanka, Holger Grzimek, Wolfgang Schanderl und Ulli Möller hat Corona-konform die Polizeikameras gesichtet und sortiert.
Ein weiteres Projekt war im ersten Corona-Jahr die Erstellung eines Audioguides mit 37 Stationen, mit dem ein virtueller Rundgang durch das Museum ermöglicht wurde: Die Bundesregierung legte im Sommer ein Corona-Hilfsprogramm auf, mit dem Museen eine kontaktlose Führung ermöglicht werden sollte: Mit Hilfe des Smartphones und von QR-Codes können Museumsbesucher sich über die wichtigsten Stationen informieren. Das Projekt belief sich auf ein Volumen von rund 11 000 Euro, von denen 90 Prozent der Bund übernahm. Heraus kam ein Audioguide mit 37 Stationen: www.kameramuseum.de/audioguide/
Doch nicht nur das Museum kann von innen betrachtet werden, einzelne Stücke sind im Fernsehen zu sehen: Das Kameramuseum hat in der Vergangenheit schon verschiedenen privaten und öffentlich-rechtlichen TV-Teams Filmaufnahmen mit zeitgenössischen Fotogeräten als Kulisse ermöglicht. Zum Beispiel wurde an eine Kölner Produktionsgesellschaft Foto- und Filmequipment für Dreharbeiten ausgeliehen. Die TV-Filme "Jack The Ripper" (Ausstrahlung 2016) und "Das weiße Haus am Rhein" (Sendung geplant für Winter 2021) wurden mit jeweils Dutzenden Geräten ausgestattet.
Zehnter Geburtstag
Aktuell bearbeiten die Museumsmacher eine Anfrage, in der es um einen RTL-Film geht, in dem die Wimbledon-Jahre von Tennislegende Boris Becker neu erzählt werden. Daneben sind etwa ein Dutzend Exponate aus dem Plecher Museum an große staatliche Museen in Süddeutschland ausgeliehen.
Das Deutsche Kameramuseum in Plech existiert seit zehn Jahren. Hintergrund ist, dass es seit Mitte der 1990er Jahre einen immer größer gewordenen Internetauftritt gibt, der auch zu positiven Platzierungen bei Google geführt hat, heißt es in der Pressemitteilung weiter. Allein für 2020 weißt die Besucherstatistik täglich etwa 40 000 bis 65 000 einzelne Besucher mit 175 000 bis 225 000 verschiedenen Seitenaufrufen aus. Das heißt: 50 000 Menschen weltweit haben jeden Tag im vergangenen Jahr die Internetseiten des Kameramuseums in Plech besucht und dabei durchschnittlich jeweils vier Seiten angeschaut. Manche verbringen aber auch Stunden im Museums-Web, wie sie den Verantwortlichen immer wieder versichern. Doch die Seiten – viele noch aus der Zeit um die Jahrhundertwende – benötigen dringend einen Relaunch zu modernem Layout und mit Anpassung an die neuen Endgeräte wie Smartphones und Tablets. Das ist eine Mammutaufgabe, für die das Museum noch Unterstützung von Fachleuten sucht.
Dazu kommt noch die "normale" Museumsarbeit, unter anderem die Vorbereitung mehrerer Fotoausstellungen – sofern Corona das überhaupt zulässt.
INFO: Mehr zu den aktuellen Neuzugängen und das Museum im Internet unter https://www.kameramuseum.de/1-neue-seiten.html
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