Siebeneinhalb Kilometer langes Großprojekt
Viele Einwendungen: Droht das Aus für den Güterzugtunnel Fürth/Nürnberg?
02.09.2021, 06:00 Uhr
Niemand ist dagegen, selbst die bei Großprojekten oft so unbequemen Umweltverbände sind dafür, tönte es zuletzt bei einer Pressekonferenz der Deutschen Bahn. Vorgestellt wurde da der Güterzugtunnel Fürth, ein 750-Millionen-Euro schweres Mega-Vorhaben, das in der Region künftig mehr Gütertransport auf der Schiene ermöglichen soll.
40 Meter unter der Pegnitz
Zweigleisig geht es ab dem Jahr 2030 südlich des Nürnberger Großmarktes in den Untergrund, in 40 Metern Tiefe unter der Pegnitz hindurch, dann einige Kilometer unterirdisch an der A73 entlang, bevor die Züge bei Fürth-Kronach wieder an die Oberfläche kommen. Baubeginn soll im Jahr 2024 oder 2025 sein.
So war zumindest der Plan. Nun sind nach Auslegung der Planfeststellungsunterlagen viele Einwendungen eingegangen. Nicht in Thalmässing und Hilpoltstein (Kreis Roth), wo die Dokumente auch auslagen, weil im Raum Pyras als Ersatzmaßnahme die Aufforstung eines 4,8 Hektar großen Laubwaldes geplant ist, wo sich aber erwartungsgemäß niemand für den weit entfernten Güterzugtunnel interessierte. Wohl aber in den wirklich betroffenen Kommunen. Die Stadt Fürth hat bis zum Ende der Abgabefrist 13 Einwendungen erhalten. Sie sollen noch im September Stadtrat und Bauausschuss vorgelegt werden. Bei der Stadt Nürnberg sind fünf Einwendungen eingegangen.
Regierung erhielt 67 private Einwendungen
Die meiste Post bekam aber die Regierung von Mittelfranken. Neben 18 Stellungnahmen von Trägern öffentlicher Belange (also etwa von Behörden oder Energie- und Wasserversorgern) gingen auch 67 private Einwendungen und eine des Bund Naturschutz ein.
Ist der Umweltverband doch gegen das Großprojekt und droht hier ein ähnliches Fiasko wie beim Ausbau des Frankenschnellwegs in Nürnberg? Wohl erst einmal nicht. Denn die BN-"Einwendung" ist eigentlich eine zustimmende Stellungnahme.
Der Umweltverband zieht darin seinen ehemaligen Widerstand gegen das Projekt explizit zurück. Mitte der 1990er war der BN noch gegen das Vorhaben, weil es Teil der ICE-Neubaustrecke Nürnberg-Ebensfeld-Erfurt war. Nun, da die Strecke nun mal da ist, soll sie aus Sicht des BN genutzt werden - eben auch mit Güterverkehr.
BN fordert ICE-Leerfahrten durch den Tunnel
"Ich bin froh, dass dieses wichtige Schienenprojekt nun endlich auf den Weg gebracht wird, um die regelmäßigen Staus auf der Schiene in Fürth zu beenden", sagt der BN-Vorsitzende Richard Mergner. In seiner Stellungnahme begrüßt der Umweltverband das Projekt, kritisiert aber den in den Planungsunterlagen beibehaltenen, seit vielen Jahren heftig umstrittenen S-Bahn-Verschwenk bei Fürth-Stadeln (nach DB-Angaben sind die beiden Projekte planerisch entkoppelt).
Der BN fordert überdies, ICE-Leerfahrten durch den Tunnel zu ermöglichen. Fahrten mit Fahrgästen sind von vornherein ausgeschlossen, weil dafür deutlich höhere und teurere Sicherheitsstandards nötig wären, etwa getrennte Röhren und mehr Notausgänge.
Durch die Leerfahrten würden laut BN auch neue Standorte für das geplante ICE-Werk im Raum Nürnberg möglich werden. Außerdem mahnt der Verband an, dass sich die Situation für Kiebitze und Rebhühner nördlich des Tunnelausgangs im Knoblauchsland nicht verschlechtern dürfe, ebenso der Zustand streng geschützter Zauneidechsen in der Nähe eines A73-Rastplatzes bei Kleingründlach.
Regierung organisiert Erörterungstermin
Wie bedrohlich die vielen privaten Einwendungen für das Projekt sind, kann noch niemand sagen. Sie sind noch nicht inhaltlich ausgewertet. Etliche Bedenken können womöglich schnell ausgeräumt werden, haben ohnehin wenig Substanz oder betreffen vor allem den S-Bahn-Verschwenk.
Die Regierung von Mittelfranken hat keine Vergleichszahlen zu anderen Bahn-Projekten, schätzt die Zahl der Einwendungen im Vergleich zu Straßen-Großprojekten aber als eher gering ein. Letztlich genügt theoretisch nur eine einzige besonders substantielle Einwendung, um bei einem Projekt für massive Verzögerungen zu sorgen.
Die Einwendungen sollen nun Ende September der Deutschen Bahn übergeben werden, die dann schriftlich darauf antworten kann. Einwendungen und Erwiderungen werden anschließend von der Regierung von Mittelfranken inhaltlich ausgewertet, ein Erörterungstermin wird vorbereitet.
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