Sonderverkauf und Neuzugänge

Wie das Plecher Kameramuseum der Pandemie trotzt

26.11.2021, 13:00 Uhr
Wie das Plecher Kameramuseum der Pandemie trotzt

© Foto: Kameramuseum

Bedingt durch die Corona-verursachte unfreiwillige Verlängerung der üblichen Winterpause um vier Monate konnten 2021 Arbeiten im Museum vorgenommen werden, die bei laufendem Betrieb unmöglich durchzuführen gewesen wären: Vitrinen wurden neu gruppiert, um weitere Themenbereiche erweitert und die Bestände etwa an Diaprojektoren, Vergrößerer oder Filmkameras, die bislang auf alle drei Depots verteilt waren, wurden jeweils an einem Ort zusammengeführt.

Sortiert und katalogisiert

Beispielsweise konnten erstmals die in mehr als zehn Jahren angesammelten 800 Diaprojektoren und Laternae Magicae gesichtet, sortiert, fotografiert und katalogisiert werden, wie aus einer Pressemitteilung mit der Jahresbilanz des Kameramuseums weiter hervorgeht: Vorstandsmitglied Wolfgang Schanderl aus Nürnberg nahm sich in vielen Wochen Urlaub und Dutzenden von Sonn- und Feiertagen dieser Sisyphusarbeit an.

Aber jetzt sind diese Schätze "gehoben" und werden im Laufe des Jahres 2022 via Internet den Sammlern und Fotohistorikern als eine Art digitalem Lexikon zugänglich gemacht.

Das soll nach und nach mit allen über 20 000 Sammlungsstücken geschehen, die am Schluss in einer Art digitaler Inventarliste von Interessenten weltweit recherchiert und abgerufen werden können. Ein neues Alleinstellungsmerkmal unter den deutschen Fotomuseen, so das Museum.


Viel zu tun im Plecher Kameramuseum


Diese Vielfalt an Informationen in ein neues System möglichst automatisiert zu übertragen, dabei die wichtigsten Links zu erhalten, aber "dem über Jahre wuchernden Wildwuchs", so Museumsleiter Kurt Tauber selbstkritisch, eine übersichtliche neue Struktur zu geben, "wird uns auf Jahre hinaus beschäftigen", ist sich der heute 70-Jährige sicher, der in den vergangenen 25 Jahren dieses Wissen hobbymäßig alleine zusammengetragen und Seite für Seite veröffentlicht hat.

In der Hauptversammlung Ende Juni wählten die 20 anwesenden oder per Videokonferenz zugeschalteten Mitglieder den bisherigen Schatzmeister Thomas Wanka (Bayreuth) zum neuen ersten Vorsitzenden, der gleichzeitig weiter das Amt des Schatzmeisters ausübt. Zum zweiten Vorsitzenden rückt der bisherige Beisitzer Andreas Wolf (Bindlach) auf, der bisherige Vize Kurt Tauber (Pegnitz), der nun auch offiziell Museumsleiter ist, wurde zum ersten Ehrenmitglied des Fördervereins ernannt.

Der Gründungsvorsitzende des Fördervereins, Plechs Bürgermeister Karlheinz Escher, der zusammen mit Andreas Wolf und Tauber das Museum nach Plech geholt hatte, arbeitet im Vorstand weiterhin als Beisitzer mit.

Aufgaben werden immer mehr

Die Verteilung der immer größer und vielseitiger werdenden Aufgaben auf mehr Schultern als bisher führte schon Wochen später zu einer "generalstabsmäßig geplanten und präzise durchgeführten Aktion, die bisher einmalig war in der zehnjährigen, durchaus ereignisreichen Geschichte des Deutschen Kameramuseums in Plech", wie Vorsitzender Thomas Wanka nicht ohne Stolz berichtet.

Mit zwei voll beladenen Hochdach-Sprintern holten Wanka und Wolfgang Schanderl eine riesige Spende fotografischer und fotohistorischer Artikel aus dem rund 450 Kilometer entfernten Bad Lippspringe.

Der ehemalige hochkarätige Agfa-Manager Dieter Schade hatte dem Plecher Museum nach jahrelangen Verhandlungen seine mehr als 3000 Positionen umfassende Sammlung übereignet, die neben Hunderten von Fotoapparaten auch eine Unmenge an "Agfa-Devotionalien" beinhaltete. Drei Monate lang wurden diese Schätze in einer eigens angemieteten 500-Quadratmeter-Halle in Plech gesichtet, sortiert und fotografiert. In einem sehr erfolgreichen Sonderverkauf konnten mit Einverständnis des Spenders doppelt vorhandene Exemplare an Sammler aus ganz Europa weitergegeben werden.

Nächstes Jahr sollen diese "aufregenden Neuzugänge", so Museumsleiter Kurt Tauber, in einer Sonderausstellung "Agfa-Sammlung Dieter Schade" der Öffentlichkeit "live" präsentiert werden. Und sämtliche Agfa-Exponate, auch die, die im Museum aus Platzgründen nicht ausgestellt werden können, sollen später in einer digitalen Ausstellung den Museumsfreunden im Internet gezeigt werden. Ob frei zugänglich wie bisher oder hinter einer Bezahlschranke gegen einen kleinen Obolus wird noch diskutiert.

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