Einstiger DDR-Starfotograf hilft im Kameramuseum mit

8.11.2019, 05:55 Uhr
Einstiger DDR-Starfotograf hilft im Kameramuseum mit

© Foto: Deutsches Kameramuseum

Der bekannte einstige DDR-Starfotograf und -Fotodesigner (der exklusiv für die Wartburg und das Radebeuler Karl-May-Museum arbeitete) wurde im Nachkriegsdeutschland des Jahres 1947 als Sohn des Maschinenbauingenieurs und Unternehmers Bernhard Pietrucha in Dresden geboren. 1947 war auch das Gründungsjahr der Firma "Mikrolux Feinmechanik und optischer Gerätebau".

1953 gründete Pietrucha, als ergänzendes Standbein, das Mikrolux Color-Labor – Produktionsort und Wiege der nach eigenem patentierten Herstellungsverfahren hergestellten Verfilmung figürlich gestalteter Bärengeschichten. Das war damals bei Kindern in der DDR so bekannt wie im Westen Mickey Mouse, Donald Duck & Co. Die Presse nannte ihn vor kurzem nach einer entsprechenden ZDF-Dokumentation in der Reihe "Das war dann mal weg" nicht umsonst den "Disney der DDR", weil er mit seinen Teddy-Geschichten Millionen Kinder begeisterte.

Viele Mitwirkende

Diese Bildgestaltungen sind außer vom Firmengründer und seinem Sohn Andreas unter Mitarbeit namhafter Freiberufler und Künstler entstanden: der Maler Hermann Kohlmann, die Regisseure und Kameraleute Heinz Busch und Wolfgang Schiebel. Die Mikrolux war – gesamtdeutsch – einer der ersten Nachkriegshersteller von Projektoren, Reprogeräten, Mikroskopen und Stereo-Bildbetrachtern.

Die Erzeugnisse der Firma Mikrolux begeisterten bis zum Mauerbau 1961 viele Fachleute und Konsumenten in Ost und West. Dia-Bildstreifen von Mittenwald fanden auch im dortigen örtlichen Souvenirhandel und bei Liebhabern der Alpenlandschaften in Ost und West reichlich Abnehmer. 1971/72 wurde das Unternehmen in Dresden durch die Staatsmacht der DDR enteignet. Viele mittlere Betriebe waren damals leidvoll davon betroffen.

Der Gründer und Senior wechselte in den Ruhestand, Sohn Andreas blieb noch zwei Jahre an der Unternehmensspitze und zog dann, mehr aus Frust denn aus Lust, als Freiberufler nach Thüringen, nahe der innerdeutschen Grenze, wo er seine Lebensgefährtin und heutige Ehefrau Anita kennenlernte.

Die Mikrolux, oder was davon geblieben war, wurde der Dewag Dresden und später der Defa angegliedert. Andreas Pietrucha wurde als Freiberufler aufgrund seiner fotografischen, kreativen und künstlerischen Leistungen in Thüringen und darüber hinaus sehr erfolgreich.

Mit Arbeiten für die Wartburg-Stiftung, die Karl-May-Stiftung Radebeul, den Expertic-Warenzeichenverband Kunsthandwerk der DDR, für Bildstellen der Kirchen oder durch die Industrie- und Werbefotografie für Produkte des NSW, erlangte er breite Anerkennung. Als Händler von Photographica in drei seiner Ladengeschäfte gaben sich Kamerasammler aus Ost und West die Klinke in die Hand.

Nach dem Mauerfall

1989 kam die ersehnte politische Wende, wieder ein Wendepunkt im seinem bewegten Leben. Noch während Günter Schabowski den Zettel zur sofortigen Reiseerlaubnis aus der DDR verlas, fuhr Pietrucha mit Ehefrau in seinem geliebten Volvo die 50 Kilometer zur Grenze nach Rudolphstein in Richtung Hof. Dort gab er seinen Personalausweis ab und meldete bei seiner Verwandtschaft in Hof seinen Hauptwohnsitz an – man konnte ja nie wissen, wie lange die Grenzöffnung bestehen würde.

Zu Ehren der Firma Mikrolux und der Inhaberfamilie wurde im Kameramuseum in Plech eine eigene Mikrolux-Vitrine gestaltet. Diese Exponate setzen jetzt als ständige Erinnerung in der dortigen Ausstellung einen wichtigen Akzent in der Präsentation von Kameras aus der früheren DDR.

Die turbulente und lesenswerte Lebensgeschichte von Andreas Pietrucha und seiner Mikrolux kann man reich bebildert auch im Internet auf der Homepage des Deutschen Kameramuseums nachlesen: http://www.kameramuseum.de/neuzugaenge/mikrolux/index.htm.

2002 musste Andreas Pietrucha aus gesundheitlichen Gründen seine Unternehmen aufgeben. Ganze zehn Jahre dauerte es bis zur spürbaren zurück erlangten Gesundheit. Pietrucha, seit 2006 Rentner, ist heute noch als Sponsor des Deutschen Kameramuseums aktiv und seit 2012 ehrenamtlicher Museumsmitarbeiter für die Bewertungen alter Fototechnik im Plecher Museum.

Aus ganz Deutschland kommen Sammler und Erben zu Pietruchas beliebten Schätzsonntagen.

 

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