Ganztagsschulen-Modell aus Feucht könnte Bayern erobern
08.01.2014, 17:43 Uhr
Hauptamtsleiter Jürgen Meyer spricht von einem „besseren Ganztagsmodell“. Schulleiter Karg will das Projekt angehen. Er hofft darauf, dass das Modell sich durchsetzen kann – und vom Kultusministerium genehmigt wird. Denn noch steht das „Feuchter Modell“, wie die Verantwortlichen es nennen, auf wackeligen Beinen. Der ehemalige Schulleiter Wolfgang Vetter hatte das Modell konzipiert, doch das Kultusministerium gab dem Vorhaben einen Dämpfer und lehnte ab. Ralf Karg ist seit diesem Schuljahr der neue Chef an der Feuchter Grundschule und hat noch ein wenig am Modell gefeilt. Wenn das Ministerium diesmal grünes Licht gibt, kann das Feuchter Konzept im übernächsten Jahr an den Start gehen – und dann könnte es in ganz Bayern Nachahmer finden.
Schule und Hort zusammenlegen
Das Neue an der Feuchter Idee ist die Zusammenarbeit von Schule und Hort. Bislang agieren Ganztagsschule, Hort und Mittagsbetreuung getrennt voneinander. Durch eine Vermischung hofft Karg auf Synergieeffekte: Personal und Räume könnten zusammen genutzt werden. Konkret bedeutet das, dass Kinder vor der Schule den Service der Horte nutzen und dort frühstücken können. Dann geht es zum Unterricht von acht bis 12.15 Uhr in die Grundschule. Danach essen die Kinder im neu gebauten Mensagebäude. Wie der Nachmittag dann genau verläuft, steht noch nicht fest.

Das „Feuchter Modell“ richtet sich nach dem Lehrplan für Ganztagsklassen. Doch es ist möglich, dass die Kinder im Hort oder im Klassenzimmer von einem Lehrer betreut werden. Dort können sie dann den Stoff vom Vormittag vertiefen, Sport machen, basteln, malen oder beispielsweise den Leseraum oder die Lernwerkstatt der Grundschule nutzen. Um 15.30 endet der Unterricht.
Danach – und das ist eine weitere Besonderheit des „Feuchter Modells“ – können die Kinder bis 17 Uhr im Hort betreut werden. Bislang konnten Eltern lediglich wählen, ob sie ihre Kinder in einen Hort geben oder sie in eine Ganztagsklasse schicken.
Ferienbetreuung
„Die Kinder haben einen Platz im Hort und in der Ganztagsschule“, betont Karg. Sie erhalten also die Unterrichtsvertiefung einer Ganztagsschule, können aber von sieben bis 17 Uhr und in den Ferien betreut werden, für viele Eltern besonders wichtig. Auch pädagogisch hätte das Konzept für Karg einen positiven Effekt: An allen Horten und der Grundschule könnte ein einheitliches Erziehungskonzept Einzug halten.
Zwölf zusätzliche Wochenstunden für einen Lehrer bezahlt das Kultusministerium, außerdem zusätzlich 6000 und 10.500 Euro für eine Klasse pro Jahr, um weiteres Betreuungspersonal einstellen zu können. Diese Gelder des Kultusministeriums sollen auch für die Finanzierung von Erzieherinnen genutzt werden – eigentlich Aufgabe des Sozialministeriums. Diese Verquickung der Fördertöpfe ist es, die Schulleiter Karg noch Kopfzerbrechen bereitet. Doch er hegt Hoffnung. Schließlich hat das Sozialministerim im vergangenen Jahr zum ersten Mal Gelder an das Kultusministerium überwiesen, unter anderem damit Zöglinge mit Migrationshintergrund bereits im Kindergarten von Lehrern Sprachunterricht erhalten. In der Geschichte der Ministerien ein echtes Novum.
Einführung im Schuljahr 2015/16?
Jedes Jahr soll eine Schulklasse hinzukommen, sodass nach vier Jahren in jeder Jahrgangsstufe eine Ganztagsklasse existiert. 16 Klassen gibt es insgesamt an der Grundschule. Alle acht Hortleitungen im Feuchter Gemeindegebiet und die Gemeinderäte stehen hinter dem Projekt. „Ohne die Unterstützung würde es auch gar nicht gehen“, sagt Karg. Er steht im ständigen Austausch mit den Verantwortlichen in der Feuchter Verwaltung, der Horte und der Regierung.
Der ehemalige Laufer Schulleiter ist prädestiniert für diese Aufgabe: Bereits an seiner alten Wirkungsstätte hatte er die Ganztagsschule eingeführt. Er weiß um die Probleme, kann mit Personal- und Geldsorgen umgehen. Zudem hat er ein Jahr bei der Regierung von Mittelfranken gearbeitet und weiß, wie der Laden in Ansbach läuft. Einstimmig haben sich die 25 Mitglieder des Gemeinderates dafür ausgesprochen, es noch einmal mit einem Antrag für das Modell zu versuchen. Sollte das Ministerium ein zweites Mal ablehnen, wird ab dem Schuljahr 2015/16 eine reguläre Ganztagsklasse eingeführt. Dann hieße es: „Feuchter Modell“ ade. „Die Idee wäre damit gestorben“, sagt Karg.
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