FFF-Organisatorin: Eine Demo braucht viel Organisation
29.12.2019, 19:20 Uhr
Die 17-jährige Lauferin besucht die elfte Klasse des Christoph-Jacob-Treu-Gymnasiums und könnte in ihrer freien Zeit auch Serien im Fernsehen anschauen. Stattdessen engagiert sie sich für die Umwelt. Sie ist Mitglied der Laufer Ortsgruppe von "Fridays for Future", und als im vergangenen September der Termin für den globalen Klimastreik am 29. November 2019 feststand, nahm Tabea das Heft des Handelns in die Hand.
Zusammen mit Maximilian Haas organisierte sie federführend die Demonstration, die insgesamt von sechs jungen Mitgliedern der Gruppe auf die Beine gestellt wurde. "Wir waren uns einig, dass so eine Demo schon mal cool wäre in Lauf. Dann war die Frage, wer die Orga leitet, und ich habe mich gemeldet", sagt Tabea.
Volljährige Unterstützung
Das große schlanke Mädchen mit den kurzen Haaren erinnert sich noch genau an die Hürden, die das Team zu meistern hatte. "Zuerst mussten wir jemanden finden, der die Demo anmeldet, denn wir sind ja alle unter 18", sagt Tabea. Anita Bitterlich, Vorsitzende des Bund Naturschutz im Nürnberger Land, sagte ihre Unterstützung zu. Sie meldete die Demonstration beim Laufer Landratsamt an. Anschließend begannen eineinhalb Wochen quälendes Warten für das Orga-Team.
Normalerweise ist das Anmelden keine komplizierte Angelegenheit. "Wegen des Grundrechts der Versammlungsfreiheit kann das Landratsamt nur über Auflagen entscheiden", sagt Iris Bitzigeio, Pressesprecherin im Nürnberger Land. Dass das Laufer Orga-Team dennoch knapp zwei Wochen auf Nachricht aus dem Landratsamt wartete, war ein unglücklicher Zufall. "Der zuständige Sachbearbeiter war krank. Normalerweise dauert die Prüfung um die drei Tage", sagt Bitzigeio.
In dieser Zeit saßen Tabea und ihr Team wie auf heißen Kohlen. "Wir waren erleichtert, als endlich die Zusage kam. Bei der bundesweiten Zentrale von FFF hatten wir Werbe-Plakate bestellt. Ein Tag bevor wir sie aufhängen wollten, fiel uns ein, dass die Stadt Lauf das genehmigen muss. Es war ja unsere erste Demo", sagt Tabea. Nach der Absprache mit dem Rathaus klapperte das Team Läden im Laufer Zentrum ab. Sie klebten ihre Plakate an Schaufensterscheiben und hängten sie in Straßen auf. Andere Punkte auf der Liste waren schneller erledigt. "Equipment wie die Bühne bekamen wir von der katholischen Gemeinde St. Otto und für die Route saßen wir zehn Minuten über Google Maps", sagt Tabea.
Redner aus der Politik, ja oder nein?
Die Kundgebung bereitete dem Team mehr Kopfzerbrechen als die Demo. "Wir entschieden, dass ich rede und wir Vertreter der Kirche einladen", sagt Tabea. Anders als Ortsverbände wie Erlangen, die keine Politiker als Redner einladen, wollte das Laufer Team der Politik eine Stimme geben und lud Bürgermeister Benedikt Bisping ein. Um die Kontrolle über die Themen zu behalten, ließ sich die Ortsgruppe die Rede-Entwürfe zusenden, aber selbst das konnte nicht alle Pannen verhindern.
"Bispings Kommentar, es sei schade, dass seine zwei Stellvertreter nicht gekommen seien, fanden wir unpassend. FFF ist überparteilich und wir wollen keinen Wahlkampf unterstützen, sondern Lauf in Sachen Klimaschutz voranbringen", sagt Tabea.
Ihre größten Sorgen waren allerdings nicht die Reden. "Die Nacht vor der Demo lag ich im Bett und hatte Panik, dass ich am nächsten Tag mit zehn Leuten auf dem Marktplatz stehe", sagt sie. Stattdessen kamen am 29. November mit 300 Teilnehmern doppelt so viele Menschen wie erwartet. Tabea griff zum Megafon und feuerte den Zug durch Lauf an, bis die Stimme versagte.
Über das Datum wird aktuell international abgestimmt. "Dann wissen wir schon besser, wie das mit der Orga geht", sagt Tabea. Die erfolgreiche Demo hat ihre Motivation gestärkt. "Ich habe eine kleine Schwester, sie ist eineinhalb Jahre alt und ich möchte, dass sie nicht in einer Welt aufwächst, in der Kriege um Land und Wasser zum Alltag gehören", sagt sie.Für sie steht fest, dass die Laufer Ortsgruppe sich auch am nächsten Klimastreiktag beteiligt. Anfeindungen für ihr Engagement musste sich Tabea noch nicht anhören.
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