Ratsvorsitzender wirbt für Regionalverbund

27.6.2012, 13:02 Uhr
Ratsvorsitzender wirbt für Regionalverbund

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Als Ratsvorsitzender der Metropolregion nutzte Balleis nach der unrühmlichen Episode um die zwischenzeitlich wieder abmontierten Hinweise auf den Zusammenschluss an den großen braunen Rothenburg-Tafeln an der Autobahn A 7 die Gelegenheit, für den Verbund zu werben und dabei zum Mitmachen aufzufordern.

Immerhin insgesamt 3,5 Millionen Einwohner leben auf einer Fläche von 21349 Quadratkilometern in der Metropolregion. Das Bruttoinlandsprodukt beträgt 105 Milliarden Euro und ist damit in etwa so groß wie das der Tschechischen Republik oder auch das von Ungarn. 162000 Unternehmen gibt es hier, 1,8 Millionen Erwerbstätige und eine Exportquote von 47,3 Prozent.

Balleis verwies in seinem Vortrag eingangs auch auf den Beschluss der Ministerkonferenz für Raumordnung (MKRO) vom 28. April 2005. Damals ist der Bereich Nürnberg neben den Gebieten Bremen-Oldenburg, Hannover-Braunschweig-Göttingen und Rhein-Neckar neu als Metropolregion anerkannt worden. Schon fünf Jahre später, im Prognos-Zukunftsatlas 2010, sei die Metropolregion bei der Wettbewerbsfähigkeit auf Platz drei unter allen elf deutschen Metropolregionen rangiert.

Auf Augenhöhe

„Wir sind das Netz mit vielen starken Knoten,“ hieß es in der computergestützten Präsentation des Erlanger Oberbürgermeisters im Hauptausschuss des Rothenburger Stadtrats. Was zum Ausdruck bringen soll: Hier geht es nicht um ein einziges Zentrum, um das sich alles dreht, sondern hier bringen sich mehrere Zentren ein: „Das ist keine Veranstaltung der Großstädte allein, sondern aller Städte und Kommunen hier.“

Mit Herausforderung für die verschiedenen Partner: Immerhin 22 Landräte, 11 Oberbürgermeister und 22 Bürgermeister wirken hier mit. Im visionären Verbund entstehe das Angebot einer internationalen Metropole, aber ohne deren typische Nachteile. Der Ratsvorsitzende spricht vom Zusammenwirken auf Augenhöhe. Freilich räumt Balleis ein, dass es bisweilen nicht leicht falle, sich vom Kirchturmdenken zu verabschieden und im Sinne übergeordneter Ansätze zu wirken.

So hätten beispielsweise durchaus auch „seine Erlanger“ Vorbehalte gehabt bei der Namensgebung. Die Metropolregion nach Nürnberg zu nennen, sei von ihnen fast als Verrat verstanden worden. Allerdings hat Nürnberg als einzige Großstadt mit einer halben Million Einwohner in der Region unbestritten den größten Bekanntheitsgrad, wobei der nicht unbedingt nur positiv besetzt ist. Balleis spricht in diesem Zusammenhang sowohl die geschichtliche Hypothek der Stadt als Schauplatz der Reichsparteitage an als auch die neue Rolle als Stadt der Menschenrechte.

Strategische Ziele

Als weitere Kernsätze und Schlüsselaussagen hören und lesen die Ausschussmitglieder beim engagierten Vortrag des Ratsvorsitzenden: „Wir wollen die bevorzugte Heimatregion für talentierte und engagierte Menschen aus aller Welt sein. Sinn und Zweck unserer Arbeit ist die Anziehungskraft unserer Region. Wir überraschen, wir begeis­tern.“ Zur Sitzung waren wegen des besonderen Themas auch andere Stadt-ratsmitglieder eingeladen worden und allen zusammen in diesem erweiterten Kreis war Rederecht eingeräumt worden.

Als strategische Ziele der Metropolregion Nürnberg umreißt Balleis unter anderem den Aufbau einer internationalen Markenidentität, den Ausbau der Metropolfunktionen und auch den der innerregionalen Kooperation. Für den amtierenden Ratsvorsitzenden ist das Gebilde Inbegriff der guten Zusammenarbeit in der Region, mit der Stadt-Land-Partnerschaft in der Charta, über 60 Projekten (alle bis auf besagtes Hinweisschild an der Autobahn außerhalb von Rothenburg und Umland angesiedelt) und schließlich auch kräftigendem Effekt durch und für Marken.

Firmen wie Sportartikelhersteller Adidas verwenden inzwischen bei Anzeigen den Begriff Metropolregion. „Das ist Werbung, die uns keinen Cent kostet,“ schwärmt Balleis und betont, für den Zusammenschluss sei das eine ausgezeichnete Gelegenheit sozusagen im Rucksack mitzureisen. Die Metropolregion bringt den Raum, wie Balleis unterstreicht, durch Beteiligung an internationalen Messen auf die Radarschirme der Entscheider.

Mehr Mitsprache in Europa

Unter dem Strich stehe mehr Mitsprache in ­Europa. Aber die Metropolregion habe inzwischen auch den Rang als eigene OECD-Studie, sei Thema in einem Promotionsfilm der EU-Kom­mission und so weiter. Mit seiner geozentralen Lage habe der Verbund besteVoraussetzungen. Hier schneiden sich große transeuropäische Verbindungen wie die Eisenbahnstrecke Berlin-Palermo, die Wasserstraße Rhein/Maas – Donau und dioe Eisenbahnstrecke, die im Osten weiter nach Prag, Athen und Constanza führt.

Klüger und erfolgreicher mache das gemeinsame Wirken, was Strategien und Maßnahmen zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit betrifft. Es schaffe Mehrwert, indem geförderte Projekte wie etwa Metro II als Qualifizierung im Einzelhandel mit Schwerpunkt „Touristen als Käufer für den Einzelhandel gewinnen“ und Zukunftscoaches nicht nur einem einzigen Akteur zunutze kommen, sondern vielen.

Sieben Kompetenzfelder werben für die Metropolregion, werden zu Leitbildern für nachhaltiges Wachstum und Beschäftigung und für die besonderen Stärken ländlicher Räume in den Bereichen „Energie und Umwelt“ sowie „Medizin und Gesundheit“. Jährliche Wissenschaftstage wie der am kommenden 20. Juli zum Thema Energiewende forcieren das Bewusstsein als wettbewerbsfähige Region und für den Stellenwert von Technologie.

Jeder 2. Quadratmeter Naturpark

Den öffentlichen Nahverkehr kann gerade die Metropolregion umweltfreundlicher und auch noch vom Gebiet her umfassender machen. Gleichwertige Lebensverhältnisse und Verflechtung von Stadt und Land stehen im Vordergrund. Der Naherholungstourismus wird ganz gezielt gestärkt mit dem Entdeckerpass (in dem unter anderem auch Rothenburg vertreten ist), aber auch mit werbewirksamen Auftritten bei Stadtfesten und mit größeren Veranstaltungen.

Grüne Schätze wie zehn Naturparks („jeder zweite Quadratmeter in der Metropolregion ist Naturpark“) sind große Pluspunkte und der Vermarktung von Regionalprodukten gilt mit 22 Initiativen (darunter die Regionaltheke fränkischer Bauern im hiesigen Bereich) besonderes Gewicht. Kulinarische Landkarte und Spezialitätenwettbewerbe werden als Aushängeschilder gesehen. Mit Auftritten bei Großveranstaltungen verschafft sich die Metropolregion Aufmerksamkeit.

Nun geht es darum, ein zweites Segel zu setzen und dem Rat der Metropolregion die „Wirtschaft für die Metropolregion“ als eingetragenen Verein zur Seite zu stellen, mit der Aufgabe Fördergelder zu aquirieren und bei der Mittelvergabe ein Wörtchen mitzureden. In den verschiedenen Foren arbeiten etwa 500 Männer und Frauen mit in der Metropolregion Nürnberg, in der der Kooperationsgedanke ganz groß geschrieben wird. Balleis berichtet in seinem Vortrag unter anderem auch, wie Erlangen durch hartnäckiges Nachsetzen zu einen Riesenbetrag an Fördergeldern für den Bereich Medizintechnik gekommen ist.

Auf die Infrastruktur achten

Nur über die Metropolregion sei so etwas möglich. „Wir müssen unbedingt auch auf die Infrastruktur achten“, betont der Ratsvorsitzende und nennt als Beispiel den Standard von Hotels im Fränkischen Seenland. Nach 25 Jahren sind einige der Häuser dort nicht mehr gerade auf dem allerneuesten Stand. Ob sich auch in Rothenburg die eine oder andere Infrastruktur-Aufgabe finden ließe?

„Was passt für meine Stadt und für meinen Raum“, müsse man sich in den verschiedenen Bereichen der Metropolregion fragen und den Verbund nicht zuletzt auch als Gelegenheit zum Honigsaugen begreifen. Bei all dem ­stehe der Kooperationsgedanke ganz oben. Natürlich sei Rothenburg in Japan und auch in China bekannt wie kaum ein weiterer Ort in Mittelfranken, betont Balleis: „Aber wer wahrgenommen werden will und umfassend punkten möchte, muss sich in einen größeren Verbund fügen.“

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