Angesagt: Öko-Mode aus Bio-Baumwolle

19.02.2009, 00:00 Uhr
Angesagt: Öko-Mode aus Bio-Baumwolle

© Siechelstiel

Egal, was man im Laden anzieht: Die Levis-Jeans, die Nike-Turnschuh, das knallgelbe T-Shirt von H&M oder die Yogaklamotten von Tchibo - ständig baumelt da neuerdings dieses grüne Gewissen vor dem Spiegelbild herum, in Form eines Etiketts. «Handgepflückte Bio-Baumwolle», «Reine Naturtextilie», zertifiziert nach «IVN» oder «Fairtrade» - wer sonst Bio-Tomaten einkauft oder Öko-Strom bezieht, will inzwischen auch guten Gewissens in den Spiegel schauen können. Kein Problem, solange er die Sprache der vielen Gütesiegel versteht.

Ohne Dünger, ohne Pestizide, ohne Hungerlöhne

Früher ließ sich ethisch korrekte Kleidung relativ leicht erkennen: Das Batik-Shirt oder die lila gefärbte Latzhose sprachen ganze Bände. Doch bei der Modenschau zum Auftakt der BioFach mussten Trend-Bewusste gar zweimal hinsehen: Schicke Kleidung, fair produziert aus Bio-Baumwolle - ohne Dünger, ohne Pestizide, ohne Hungerlöhne - oder andere Naturtextilien können nämlich sogar gut aussehen.

Nach den kleinen Designerlabels steigen nun auch die großen Ketten in das imagewirksame Geschäft ein, C&A und H&M schwimmen ganz vorne auf der grünen Marketingwelle mit. C&A wolle dieses Jahr europaweit 20 Millionen Teile aus indischer Bio-Baumwolle verkaufen, sagt Unternehmenssprecher Thorsten Rolfes. H&M zieht mit. 50 Prozent mehr Bio-Baumwolle will der schwedische Textilriese 2009 im Vergleich zum Vorjahr verarbeiten. Dazu wird Weggeworfenes in Form von Kleidung jetzt schick: Ein Teil der H&M-Frühjahrsmode bestehe aus recycelten PET-Flaschen und aus wiederverwerteter Wolle, wirbt das Unternehmen.

Noch bevor die großen Ketten jedoch tonnenweise Bio-Baumwolle für ihre Kollektionen in Indien oder der Türkei einkauften, gab es in der Region einen kleinen, feinen Anfang - einen blumigen und besonders farbenfrohen. Das schwedische Designerlabel «Gudrun Sjödén» mit Hauptsitz und Outlet in Zirndorf setze schon seit drei Jahrzehnten auf Naturprodukte, sagt Gründerin und Geschäftsführerin Christina Radevik stolz. «Wir waren viel früher am Markt.»

Kein Mensch will die Welt retten

Seit 15 Jahren sei ökologisch angebaute Baumwolle fester Bestandteil ihrer Kollektionen, die ihre Schwester in Stockholm entwirft, erklärt Radevik. Was vor 27 Jahren in Zirndorf ganz klein anfing, hat sich zu einem Modeunternehmen mit 90 Mitarbeitern entwickelt. Nicht alles aber, was in dem Nürnberger Laden oder in Zirndorf auf dem Kleiderbügel hänge, sei zu 100 Prozent aus Biofaser, sagt Radevik offen. Konsequent ökologisch zu produzieren, schafft fast noch niemand in der Modebranche.

Rund 40 Prozent der Sjödén-Mode basiere auf der Öko-Idee, jedoch abgestuft in drei Kategorien. Beispiel für die «grünste» Kategorie ist ein T-Shirt. Das Kleidungsstück besteht aus 100 Prozent Bio-Baumwolle, ist größtenteils gefärbt mit Pflanzenfarben, ist zertifiziert und gar biologisch abbaubar. Das Ganze gibt’s ab 39 Euro. Ein Preis, den die Käufer solcher Produkte - die «Neuen Ökos» - gerne zahlen. Marktforscher nennen sie «Lohas», kurz für «Lifestyle of health und sustainability» (ein Lebensstil auf der Basis von Gesundheit und Nachhaltigkeit). Der Begriff beschreibt eine wachsende Konsumentengruppe, die auf keinen Fall mit ihrem Kaufverhalten die Welt retten will, aber ihrem Ego etwas Gutes tun. Laut Studie sind es eher unpolitische, harmoniebedürftige und ichbezogene Menschen. Ihnen gehe es nicht um Verzicht, sondern um ein gutes Gewissen.

Doch welches Produkt kann man reinen Gewissens kaufen? Umweltreferentin Gitta Geue von der Verbraucherzentrale Bayern rät mehrere Dinge beim Kauf. Besonders aussagekräftig sei das Label «IVN» des Internationalen Verbandes der Naturtextilwirtschaft, das höchsten Standard garantiert. Das Siegel «Fairtrade» stehe für Rohstoffe, die aus fairem Handel stammen. Und «Öko-Tex 100» stehe zwar für Schadstoffarmut, aber ebenso nicht für Bio-Ware. Der beste Tipp, der nach wie vor für alle Kleidungsstücke gilt: Vor dem Tragen waschen, damit giftige Farbstoffe ausgeschwemmt werden. Und Klassiker mit Qualität kaufen - denn die Lieblingsstücke halten sich oft Jahre.