Sturmtief abgezogen
Fränkische Ortschaften von Außenwelt abgeschnitten: "Hochwasser hat sich ein bisschen eingependelt"
26.12.2023, 12:29 UhrVon weißer Weihnacht keine Spur: Dauerregen, Sturm und Hochwasser bestimmen in diesem Jahr die Festtage im Freistaat. Die Einsatzkräfte waren an Heiligabend gut beschäftigt - auch mit den Folgen des Sturmtiefs "Zoltan"
Die aktuelle Lage
Der Hochwassernachrichtendienst Bayern (HND) berichtet am Morgen des zweiten Weihnachtsfeiertages, dass das Wasser langsam zurückgeht. Zwar spricht der HND noch von teilweise hohen Pegelständen, doch handle es sich nicht mehr um eine angespannte Lage.
Am Montag sagte ein Sprecher hierzu: "Wir werden das weiter beobachten, aber da es keinen maßgeblichen Niederschlagsinput gibt, ist relativ absehbar, wie die Hochwasserwellen ablaufen werden", Am Oberen Main sowie der Unteren Donau kommt es derzeit noch zu Überflutungen.
Was war die letzten Tage los?
Am Wochenende hatten vielerorts Landkreise die Meldestufe 3 des Hochwassernachrichtendienstes (HND) überschritten, vereinzelt auch die Stufe 4. Der HND warnt damit vor Überflutung von einzelnen bebauten Grundstücken beziehungsweise vor Überflutungen im größeren Umfang. Bereits am ersten Weihnachtsfeiertag beruhigte sich die Hochwasserlage in Bayern etwas. Aufgrund anhaltenden Regens blieb die Lage jedoch weiterhin angespannt. "Das Hochwasser hat sich ein bisschen eingependelt", sagte ein Sprecher des Präsidiums Oberfranken.
Viele Einsätze wegen "Zoltan"
Umgestürzte Bäume, lose Dachteile und umgefallene Stromleitungen: Hunderte Male sind Einsatzkräfte in Bayern wegen des Sturmtiefs "Zoltan" am Samstag und in der Nacht auf Heiligabend ausgerückt. Es blieb nach Angaben der Polizeipräsidien allerdings bei kleineren Einsätzen.
Hohe Sachschäden oder schwere Verletzungen habe es demnach nicht gegeben. Ein Mensch wurde bei einem wetterbedingten Autounfall leicht verletzt, als eine Windböe bei Altomünster (Landkreis Dachau) einen Anhänger in den Gegenverkehr riss.
Einen weihnachtlichen Schutzengel hatten schon am Samstag ein Vater und sein Sohn in München: Über ihnen stürzte ein Gerüst ein.
Auch Menschen in Bad Abbach im Landkreis Kelheim, die kurz vor Heiligabend noch einkaufen wollten, bekamen die Folgen des Sturms zu spüren: Starker Wind hatte große Teile eines Dachs eines Supermarkts abgetragen, das Geschäft blieb geschlossen.
Vereinzelte Einsätze aufgrund des Hochwassers gab es auch an Heiligabend und in der Nacht auf den ersten Weihnachtsfeiertag. In Nabburg (Landkreis Schwandorf) kenterte ein Kanute auf der Naab. Er konnte sich selber aus dem Fluss retten, Einsatzkräfte bargen das Kanu weiter flussabwärts. Ein 73-Jähriger übersah in Metten (Landkreis Deggendorf) mehrere Absperrungen und fuhr mit seinem Auto ins Wasser. Einsatzkräfte brachten den leicht unterkühlten Mann ins Krankenhaus.
Hier war es besonders schlimm
In Rinteln im niedersächsischen Landkreis Schaumburg sind am Morgen die Bewohner einer Straße direkt an der Stadtmauer evakuiert werden. Betroffen seien nur die die Anwohner der Straße Ost-Contrescarpe, teilte die Stadtverwaltung am Morgen mit. Laut NDR wurden 108 Bewohner evakuiert. In der betroffenen Straße seien die Keller der Gebäude vollgelaufen. Die Feuerwehr sei mit Pumpen vor Ort und staple Sandsäcke.
Und auch in Windehausen, einem kleinen Ort in Nordthüringen war das Hochwasser besonders kritisch. Die Ortschaft musste aufgrund der kritischen Lage am ersten Weihnachtsfeiertag komplett evakuiert werden. Von den knapp 500 Einwohnern seien schätzungsweise noch 100 in dem Ort, so Matthias Marquardt, Bürgermeister der Stadt Heringen, zu der Windehausen gehört. Alle anderen Bewohner seien bei Familien, Freunden und Bekannten untergekommen. Es habe niemand in der bereitgestellten Turnhalle in Heringen die Nacht verbringen müssen.
Es sei keines der Häuser einsturzgefährdet, allerdings gebe es weiterhin keinen Strom und auch die Toiletten funktionierten wegen der überfluteten Kanalisation nicht, sagte Marquardt. Wann die Bewohner wieder nach Windehausen zurückkehren können, ist noch unklar.