Weiterer Standort bleibt erhalten

Aus für fränkische Pionierin: Der erste Menstruationsladen der Welt schließt

Minh Anh Nguyen

Online-Redaktion

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25.3.2024, 09:12 Uhr
Stefanie Wagner vor ihrem Menstruationsladen in Ansbach.

© Anna Neubauer Stefanie Wagner vor ihrem Menstruationsladen in Ansbach.

Stefanie Wagner bietet mit ihrem Unternehmen "ALMO" seit 10 Jahren nachhaltige und wiederverwendbare Stoffbinden an. Zunächst waren Wagners Produkte über die gleichnamige Website erhältlich, dann folgte im Juni 2019 der weltweit erste Menstruationsladen in Ansbach. Ein zweiter Standort in Mittelfranken eröffnete schließlich 2023, als im November der Menstruationsladen Gunzenhausen Kundinnen und Kunden offiziell willkommen heißt. Es war eine aufregende Zeit für das Unternehmen, doch nun folgt nach etwa 5 Jahren Betrieb die Schließung des ersten Standortes in Ansbach.

Der Almo Menstruationsladen war zentral gelegen in der Ansbacher Fußgängerzone: "Mir war es wichtig, dass es mitten in der Innenstadt ist, mit großen Schaufenstern, dass jeder sieht: 'Hey, hier passiert auch nichts Verstecktes oder komische Sachen'", erzählt Stefanie Wagner im Gespräch mit unserer Redaktion. Die Besitzerin wollte das Tabuthema Menstruation in den öffentlichen Diskurs bringen und es Frauen wie Männern näher bringen: Ihr Ziel war es, den Leuten zu zeigen, dass es einen Ort gibt, wo man über diese Themen reden kann und wo man sich nicht davor verstecken muss. ""Ich wollte, dass die Leute darüber reden."

Mut zur Menstruation: Stefanie Wagner will Tabuthema in den Diskurs bringen

Die 41-Jährige weiß, dass es Mut braucht, um in so einen Laden zu gehen. Selber hätte sie sich vor 20 Jahren wahrscheinlich auch nicht reingetraut, erzählt sie lachend. Aus diesem Grund hatte sie ehrlicherweise nicht erwartet, dass sie in Ansbach eine wirkliche Kundschaft haben wird. Der Laden sollte mehr ein Aufklärungsladen sein - aber: Die Leute sind gekommen. Almo wurde recht gut aufgenommen. Einige Ansbacher waren einfach vorbeigelaufen und haben gelacht, viele sind aber tatsächlich auch hereingekommen.

Im Laden war das recht ungewohnte Thema für einige, aber natürlich Neuland: "In den Laden kamen sehr unterschiedliche Menschen", erzählt Wagner. "Die einen waren sehr offen und haben ihre ganze Geschichte erzählt und dann gab es auch Leute, die einfach sehr still, schon fast flüsternd, gesagt haben, sie brauchen was für die Periode oder für die schwache Blase". Ihre Kundinnen und Kunden kamen aus ganz Deutschland und es sind damals aus München welche extra angereist. Viele andere haben einen Zwischenhalt in Ansbach eingelegt und sind dann zum Menstruationsladen gefahren. Wenn es möglich war, dann hat Wagner auch extra den Laden aufgemacht. "Ich hab gesagt, dass so lange Licht brennt und die Tür aufgeht, sie hereinkommen können", erklärt sie.

Trotz Beliebtheit entschied sich Wagner jedoch im März ihren Laden in Ansbach zu schließen. Im Gespräch mit unserer Redaktion erklärt die Besitzerin, dass der Standort Ansbach seit Corona immer unattraktiver geworden ist. Als der Menstruationsladen im Sommer 2019 eröffnet hatte, war mehr Leben in den Straßen: "Da waren so viele Leute unterwegs, die ich einladen konnte", erinnert sich die 41-Jährige. Mittlerweile sei die Fußgängerzone deutlich leerer und es ist fast schon wie in einer Geisterstadt. Die meisten Kundinnen und Kunden sind in Ansbach nur gezielt in den Laden gekommen, einfach so sei niemand mehr in der Stadt. Mitarbeiterinnen und Besitzerin hat es aus diesem Grund nach Gunzenhausen gezogen.

Positive Produkte für die Unterhose

Wie die 41-Jährige erklärt, wird sie in Gunzenhausen weiterhin ihren Menstruationsladen führen. Auch online sind ihre Produkte weiterhin erhältlich. Mit ihren Produkten will sie weiterhin, dass Menschen ihre Beziehung zur Menstruation grundlegend verändern können. Durch positive Produkte könne es nämlich manchmal schön sein zu bluten, so Wagner.

Positiv seien ihre Produkte, indem sie ein gutes Gefühl einerseits in der Hose erzeugen, andererseits fühle man sich gut, wenn man weiß, dass man nicht jeden Monat neue Produkte kaufen und dann am Ende einen Müllsack voller Plastik wegbringen muss, erklärt Wagner. Wie viel Müll wir durch Slipeinlagen produzieren dürfe man nicht unterschätzen und man muss mehr darüber reden. So seien es nicht nur die Binden während der Menstruation, sondern auch tägliche Einlagen oder Einlagen für Menschen mit Blasenschwäche, die in der Summe eine Menge Müll produzieren. Wagner heißt in ihrem Laden deswegen nicht nur menstruierende Personen willkommen, sondern will im Gegenteil, dass alle fündig werden.

Neben Slipeinlagen führte sie aus diesem Grund auch Artikel für Schwangere, Babys und Männer. Windeln führt Almo bereits, ab nächster Woche folgen dann die Einlagen für Blasenschwäche, erklärt sie im Gespräch. Die Nachfrage dafür sei bereits da. Von einer Blasenschwäche seien nämlich nicht nur "Omas und Opis" betroffen, sondern auch teilweise junge Personen und das aus ganz unterschiedlichen gesundheitlichen Aspekten.

Auch künftig wolle Wagner Almo ausbauen, dafür habe sie schon ganz viele Ideen. Nur die Umsetzung sei nicht immer so einfach. Für den Standort Gunzenhausen sind aber bereits mehrere Aktionen geplant. Neben Workshops, Bücherwochen und Aufklärungsarbeit lädt die Besitzerin auch mehrere Showacts zu sich ein. Im April wird die Nürnberger Schauspielerin Daniela Dillinger ihr Soloprogramm "vulva reloaded" aufführen. Am 2. November folgt dann das Comedy-Kabarett Tabutanten.

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