"Kriegsübungen vor Gesundheit"

Boden in Katterbach weiterhin mit schädlichem Umweltgift belastet: Stellt sich die US-Armee quer?

Greta Nagel

E-Mail zur Autorenseite

15.1.2024, 18:03 Uhr
Das Umfeld der US-Kaserne in Katterbach ist mit giftigen Chemikalien belastet.

© IMAGO / ZUMA Wire Das Umfeld der US-Kaserne in Katterbach ist mit giftigen Chemikalien belastet.

Bereits 2014 war durch Untersuchungen am ehemaligen Feuerlöschübungsplatz der US-Armee auf ihrem Areal in Katterbach (Landkreis Ansbach) bekannt geworden, dass der Boden und das Sickerwasser mit sogenannten per- und polyfluorierten Chemikalien (PFC) belastet ist. Diese werden unter anderem in Feuerlöschmitteln verwendet.

In den vergangenen Jahren wurden bei bestimmten PFCS, auch bekannt als PFAS, zunehmend gesundheitsschädliche Wirkungen nachgewiesen, so das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV). Untersuchungen auf dem Gelände der US-Armee hätten gezeigt, dass über das Oberflächenentwässerungssystem PFC-belastetes Wasser aus der Kaserne in den Katterbach abfließt, schreibt die Stadt Ansbach auf ihrer Website.

Gutachten zur PFC-Ausbreitung

Seitdem die Belastung bekannt ist, sei die Stadt Ansbach bemüht, die Schadstoffausbreitung einzudämmen und den Schadensherd zu sanieren. Zu diesem Zweck war die US-Armee mehrfach aufgefordert worden, ein Gutachten zum PFC-Schaden zu erstellen, hatte das aber bis 2020 nicht getan. Erst im Januar 2020 wurde ein solches Gutachten vorgestellt.

Nachdem die Stadt Ansbach wieder vergeblich auf eine Rückmeldung der US-Armee gewartet hatte, dieses Mal ging es darum, das Gutachten an die Öffentlichkeit weiterzugeben, hatte sie selbst entschieden, welche Inhalte sie veröffentlicht.

Bis März 2023 entwickelte die US-Armee dann einen Sanierungsplan für das nachgewiesene PFC-belastete Grundwasser bei der Kaserne Katterbach. Das übergeordnete Ziel bestehe darin, zu verhindern, dass das mit PFC belastete Grundwasser nach außen gelangt. Letztlich soll die Grundwasserqualität im Katterbach verbessert werden, schreibt die Stadt Ansbach.

PFC unter dem Flugfeld

Am 11. Januar veröffentlichte die Bürgerinitative "Etz langt's!" eine Pressemitteilung, in der sie bemängelt, dass das PFC, das in Katterbach unter dem Flugfeld liegt, immer noch nicht beseitigt ist. "Es kann nicht sein, dass Kriegsübungen Vorrang vor unserer Gesundheit haben", wird Wolfgang Schmidt von der Bürgerinitiative zitiert.

Das PFC sei bereits in Fischen und Hühnereiern nachgewiesen worden. Laut "Etz langt's!" blockiere die US-Armee die Entnahme der 28.500 Kilogramm der hochgradig verseuchter Erde am Flugplatz. Die PFC-Schäden würden sich weiter ausbreiten, wenn die Erde nicht entnommen werde. Das kann auch Folgen für die Gesundheit haben.

Ansbacher Trinkwasser ist nicht gefährdet

Aus zehn Fließgewässern hatte das Wasserwirtschaftsamt Ansbach im Jahr 2022 Proben entnommen. In allen zehn wurde PFC zwar nachgewiesen, aber in jeder sei die Belastung unterschiedlich gewesen. So wurde im Rippbach bei Külbingen lediglich ein Wert von 0,00069 Mikrogramm pro Liter gemessen. Im Katterbach bei Obereichenbach sind es dagegen 0,15 Mikrogramm pro Liter. Hier überstieg die PFC-Konzentration auch den Trinkwasserleitwert des Umweltbundesamtes von 0,1 Mikrogramm pro Liter.

Die Stadt Ansbach vermerkt auf ihrer Website aber, dass die öffentliche Trinkwasserversorgung für die Ansbacher nicht gefährdet sei. Das Ansbacher Trinkwasser stamme aus den Wassergewinnungsanlagen Schlauersbach und Gersbach. Beide seien weit genug von der Kaserne entfernt.

Sechs Millionen Todesfälle durch PFC in den USA

Die Bürgerinitiative fordert trotzdem: "Das PFC-Gift muss jetzt endlich raus." Nicht zuletzt, da Robert Bilott, US-amerikanischer Umweltanwalt, in einem Interview mit "tagesschau.de" erzählte, dass in den USA laut einer Studie mehr als sechs Millionen Todesfälle seit 1999 auf PFC zurückzuführen seien.