Das Rätselraten dauert an: Wer war Kaspar Hauser?

29.04.2012, 21:29 Uhr
Stich des Kaspar Hauser. Auch zu seinem 200. Geburtstag ist das Schicksal des legendären Findelkinds noch nicht ganz erforscht.

© dpa Stich des Kaspar Hauser. Auch zu seinem 200. Geburtstag ist das Schicksal des legendären Findelkinds noch nicht ganz erforscht.

Kaspar Hauser starb nach einem Mordanschlag im Alter von 21 Jahren im Ansbach. Bis heute liegt das Motiv im Dunkeln. Der Geburtstag des berühmtesten Findelkinds der neueren Geschichte jährt sich am Montag zum 200. Mal. Anlässlich des Jahrestags will Hobbyforscher Flechtner bei den diesjährigen Kaspar Hauser-Festspielen in Ansbach im Sommer die neuesten Erkenntnisse über den Fall präsentieren.

Am Pfingstmontag 1828 taucht in Nürnberg ein verstört wirkender Junge auf. Er kann kaum sprechen und somit nicht erklären, wo er aufgewachsen ist. Die Polizei findet immerhin einen Brief seiner Mutter bei ihm. Demnach will sie den Jungen am 30. April 1812 geboren und danach ausgesetzt haben.

Für Zeitungen in ganz Europa ist der Findling eine Sensation. Doch 1829 und 1831 werden Mordanschläge auf Hauser verübt. Am 14. Dezember 1833 fügt ihm ein Maskierter so schwere Stichverletzungen zu, dass er drei Tage später in Ansbach stirbt. Sein Grabstein steht noch heute auf dem Ansbacher Stadtfriedhof und lockt jedes Jahr Tausende Touristen an.

Motiv Erbschleicherei?

„Ich bin Richter, deshalb suche ich nach einem Motiv für diesen Mord“, sagt Ulrich Flechtner den Grund für seine Nachforschungen. Im Fall Hauser gebe es ein sehr gutes: „Erbschleicherei“, so der Experte. Kaspar Hauser war seiner Überzeugung nach der Sohn von Karl von Baden und von Stephanie de Beauharnais, Adoptivtochter Napoleons.

Kurz nach der Geburt, so die Theorie, die schon im 19. Jahrhundert die Runde gemacht habe, sei der Erbprinz von Baden in der Wiege heimlich gegen ein todkrankes Kind ausgetauscht worden. Während das kerngesunde Kind entführt und 16 Jahre lang eingesperrt wurde, sei ein anderes Baby in der Wiege gestorben. „Das Haus von Baden hatte keinen Thronfolger mehr, später erbten die Hochbergs den Thron und stiegen zum Hochadel auf“, sagt Flechtner.

Eine DNA-Untersuchung von 2002 stützt diese Erbprinzen-Theorie, die laut Flechtner immer mehr Forscher für zutreffend halten: Haarproben aus dem Hut von Hauser, der sich im Markgrafenmuseum Ansbach befindet, wurden mit DNA-Material einer lebenden Nachfahrin aus dem Hause von Baden verglichen. „Der genetische Code Kaspar Hausers stimmt bis auf ein einziges Merkmal mit demjenigen der Vergleichsperson überein“, sagt Flechtner, der bereits für zwei TV-Produktionen über Hauser mitgearbeitet hat.

Wilde Verschwörungstheorien

War Hauser der Prinz von Baden, müsste er allerdings am 29. September 1812 geboren sein. „Obwohl der DNA-Test nur eine kleine Abweichung ergeben hat, würde er wohl selbst heute nicht vor Gericht standhalten“, räumt Richter Flechtner ein. Deshalb gebe es weiterhin reichlich Raum für Spekulationen um Kaspar Hausers Identität. So glauben beispielsweise Anhänger von Verschwörungs-Theorien im Internet, dass Hauser Opfer eines Menschenversuch war oder ein spiritueller Meister mit okkulter Mission.

Der Vortrag des Berufsrichters im Rahmen der Kaspar Hauser-Festspiele findet am 1. August 2012 in der Karlshalle Ansbach (20.00 Uhr) statt.

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