Boule: So funktioniert der französische Sport

12.8.2020, 16:00 Uhr
Boule: So funktioniert der französische Sport

© Foto: Michaela Weychert

Auf die Frage, wie lange sie schon zusammen spielen muss Hoffritz schmunzeln: "Wir spielen schon zirka zehn Jahre zusammen." Mit wir meint Hoffritz seine treuen Mitstreiter Dieter Bruhn, Brunhilde Hübner, Birgit und Hans Neumann. Allesamt im höheren Alter, doch Boulespielen ist bei weitem kein Rentnersport. Die 700 Gramm schweren Metallkugeln müssen mit Kraft und Feingefühl zugleich geworfen werden. Aber wie funktioniert das Ganze?

Als erstes wird eine kleine rote Kugel geworfen, das sogenannte "Schweinchen". Danach werfen alle Spieler gleichzeitig ihre erste Kugel. Dieser Schritt entscheidet über die Mannschaften. Meistens drei gegen drei oder zwei gegen zwei spielt die immer gleiche Truppe jede Woche zusammen. Die Kugeln, die am nächsten vom Schweinchen landen, sind in einem Team, die entferntesten im anderen. Dann startet das eigentliche Spiel. Ein Kreis von zirka 50 Zentimeter Durchmesser wird aufs Feld gelegt und nur in diesem Kreis stehend darf man werfen. Wo er liegt, entscheidet der erste Spieler.

Drei Kugeln pro Durchgang

Im Wechsel wird nun eine Kugel nach der anderen geworfen. Am Zug ist dabei immer die Mannschaft, deren Kugel am weitesten vom Cochonnet – so heißt die Zielkugel auf Französisch – entfernt ist. Sind alle Spielkugeln auf dem Feld, pro Person sind es je Durchgang drei Kugeln, wird gezählt. Hat eine Mannschaft drei Kugeln am nächsten am Schweinchen bekommt sie drei Punkte.

Ist aber eine Kugel der gegnerischen Mannschaft zwischen der ersten und zweiten Kugel, bekommt sie nur einen Punkt. Ziel ist es, die Kugeln des eigenen Teams so nah wie möglich an der roten Kugel zu platzieren und die der gegnerischen Mannschaft natürlich so weit weg wie möglich. Dabei ist es erlaubt, mit seiner Kugel die anderen Kugeln wegzuschieben und sich selbst somit eine bessere Position zu sichern.

Eine Kugel kann alles verändern

Somit kann die letzte Kugel das komplette Spiel verändern. Beim eigentlichen Wurf ist Geschick gefragt, denn "wenn er falsch aufkommt, wird er stumpf" erklärt Bruhn. Mit "stumpf" meint er, dass die Kugel Schwung und Tempo verliert und somit nicht nah genug an das Schweinchen rollt.

Durch das Komitee für Städtepartnerschaften kam der französische Nationalsport einst nach Bad Windsheim. Somit trafen sich die Freunde nach und nach und fingen an, immer in der gleichen Gruppe ihre Leidenschaft zum "stressfreien Spiel", wie Brunhilde Hübner beschreibt, auszuleben. Auch an Wettbewerben haben sie schon gemeinsam teilgenommen und konnten ein Turnier in Dietenhofen einmal sogar für sich entscheiden. Und selbst die Pflege der Boulebahn übernehmen sie.

Am meisten würde die Gruppe sich über neue Mitspieler freuen. Jeder ist herzlich willkommen und Kugeln sind für neue Spieler immer vorhanden, erklärt Birgit Neumann. Eine Sache liegt Hoffritz außerdem am Herzen: "Mein großer Wunsch wäre es, dass die Bänke näher an das Spielfeld versetzt werden." So könnten sich die Spieler zwischen den Würfen setzen und auch für Zuschauer würde das Ganze so attraktiver werden.

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