Corona: Beim Saisonstart des Fränkischen Freilandmuseums ist Geduld gefragt

10.2.2021, 06:00 Uhr
Corona: Beim Saisonstart des Fränkischen Freilandmuseums ist Geduld gefragt

© Foto: Stefan Blank

Schnee liegt auf den historischen Häusern und Scheunen, Wiesen und Äckern – doch weder ein Spaziergang durch die herrlich-idyllische Winterlandschaft des Freilandmuseums, noch Aufwärmen in den mit Öfen von anno dazumal befeuerten Stuben oder Schlittenfahren auf dem Museumshügel ist derzeit möglich. "Wir haben viel vor, wissen aber nicht, ob und wann wir was umsetzen können", sagt Dr. Herbert May.

Am 6. März wollten der Museumsleiter und sein Team wieder Gäste Willkommen heißen, die Eröffnung des Badhauses aus Wendelstein sollte einer der Jahreshöhepunkte sein. "Zwar wollen wir Veranstaltungen wie das Schleppertreffen noch nicht ganz aufgeben", sagt May, "wir haben aber große Zweifel". Nun liegt der Fokus auf Themenwochen und einem besonderen Projekt zum Jubiläum 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland.

Technik, Tiere, Gärten, Landmaschinen, Mühlen, Märchen – Herbert May versprüht beim Erzählen schnell Begeisterung. "Wir könnten im März richtig loslegen, haben aber auch viele Themenwochen in der Schublade." Themenwochen wurden im Vorjahr quasi als Ersatz eingeführt. Am liebsten wäre ihm natürlich, wenn auch die eine oder andere besucherträchtige Großveranstaltung möglich wäre.

"Planung ist derzeit ein schwieriges Geschäft", sagt der Museumsleiter. Wenn heute Kanzlerin Angela Merkel und die Ministerpräsidenten den Lockdown verlängern, rückt automatisch auch der Saisonstart des Fränkischen Freilandmuseums nach hinten. Die Stimmung unter den Beschäftigen sei daher "eher durchwachsen".

Nur sechs Monate geöffnet

Im Jahr 2020 war das Museum lediglich sechs Monate geöffnet, große Events wurden alle abgesagt, dennoch kamen mit rund 96 500 Besuchern immerhin etwa halb so viele, wie in den Vorjahren auf das rund 45 Hektar große Gelände. Heuer sei unter anderem eine Sonderausstellung zum Thema Farbe im Hausbau angedacht, verrät Herbert May. Die Wissenschaftler seien weiter sehr fleißig und auch an den Gebäuden werde in der Zeit mit geschlossenen Toren eifrig restauriert.

Zwei mögliche Höhepunkte des Museumsjahres nennt Herbert May schon, auch wenn die genauen Termine noch nicht feststehen. "Frühestens im Juni, spätestens im Oktober" soll das Badhaus offiziell in die rund 100 Gebäude umfassende Häuserfamilie aufgenommen werden. "Uns ist klar, dass es keine große Sause werden wird, aber rein virtuell wäre es wirklich zu fad", sagt Herbert May.

"Wir wollen eine möglichst angemessene Eröffnung." Bis Juni seien die Bauarbeiten zur Translozierung des ursprünglich 1450 erbauten Zentrums der Körper- und Gesundheitspflege wohl abgeschlossen, May tendiert aber eher zum Oktober. Da würde eine Spezial-Woche zum Badhaus in Verbindung mit den Mittelaltertagen gut reinpassen. Beteiligen will sich das Freilandmuseum zudem an den Feierlichkeiten 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland.

Einen Beitrag leisten

Der erste urkundliche Beleg für die Existenz einer jüdischen Gemeinde auf deutschem Grund stammt aus dem Dezember 321, aus Köln. "Wir wollen unseren Beitrag leisten, wollen zeigen, was es in den Ortschaften, aus denen unsere Gebäude kommen, an jüdischem Leben gegeben hat", erklärt May und nennt Obernbreit oder Wippfeld als Beispiele. "Es soll ein kleiner Rundgang werden", verrät der Museumschef. "Die Geschichte der Synagoge in Obernbreit ist höchstspannend, jetzt ist sie ein Kulturzentrum." Auch könne sich May Klezmerkonzerte auf der Baustelle vorstellen.

Auf das alles können sich die Besucher des Freilandmuseums freuen, wenn Häuser und Gelände wieder bestaunt werden dürfen, ebenso wie auf den Aufbau eines zweiten Behelfsheims, mittelfristig der Scheune aus Reuth. Bis dahin dürfte der Schnee aber sicher lange wieder geschmolzen sein.

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