Dem "Vater" des Freilandmuseums

7.12.2010, 10:58 Uhr
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© Nicola Menke

Neben Innenminister Joachim Herrmann und den übrigen Rednern aus dem politischen Lager, welche voll des Dankes waren und Bedals Lebenswerk mit blumigen Worten honorierten, ließen ihn auch seine Kollegen aus dem Museum und der Wissenschaft hoch­leben.

Den Anfang machte der General­direktor des Germanischen Natio­nalmuseums in Nürnberg, Dr. G. Ulrich Großmann. Der ambitionier­te Volkskundler, der mit Bedal im Arbeitskreis für Hausforschung (AHF) tätig ist, lobte die Arbeits­weise des scheidenden Freilandmu­seumsdirektors in den höchsten Tö­nen: „Er hat in Sachen Häuserfor­schung viel geleistet“, betonte Großmann. In einer Zeit, in der in vielen Freilichtmuseen beim Wiederaufbau alter Häuser noch von deren angenommenen Urzu­stand ausgegangen worden sei, habe Bedal bereits neue Wege eingeschla­gen. „Er hat Veränderungen, die es im Laufe der Haushistorie gegeben hat, mit reingenommen und so eine viel realistischere Abbildung er­reicht.“ Dem sei es zu verdanken, dass das Fränkische Freilandmu­seum kein „Häuserzoo“ sei, sondern man hier mit der Lupe bewaffnet an den Wänden Hausforschung betrei­ben könne.

Verdienste um die Wissenschaft

Neben all der Arbeit, die die Lei­tung eines Museums und eines Ar­beitskreises – Bedal steht seit vie­len Jahren dem AHF vor – bedeute, habe er trotzdem immer Zeit gefun­den, zu forschen und seine Erkennt­nisse in umfangreichen und fundier­ten wissenschaftlichen Abhandlun­gen festzuhalten. „Da geht er mit leuchtendem Beispiel voran, viele stellen in Positionen wie seiner die Forschung ganz hinten an,“ lobte Großmann den Kollegen und Freund weiter. Jetzt wo Bedal in Pension gehe, habe er ein Vielfaches mehr an Zeit für das Schreiben – da könne man ge­spannt sein. Von der Univer­sität Würzburg, an der Konrad Bedal seit einigen Jahren als Professor für Volkskunde tätig ist, war Professor Wolfgang Brückner angereist, um den Lehrstuhlkollegen mit einem Gruß­wort aus der Wis­senschaft zu ehren. „Dieser Termin ist keine Verabschie­dung aus der Wis­senschaft. Konrad Bedal wird ihr end­lich zurückge­schenkt“, erklärte Brückner. Befreit vom Verwaltungs­kram könne dieser sich ganz dem For­schen widmen.

Uns Wissenschaftler ereilt das un­ter Pensionären weit verbreitete prämortale Fluchtssyndrom nicht“, erläuterte der Volkskundler mit ei­nem Augenzwinkern. Statt plötzlich auf Weltreise zu gehen, ein Über­maß an Sport zu treiben oder zum Heimwerker zu mutieren, könnten sie sich einfach an den Computer setzen und ihr nächstes Werk in die Tasten hauen.

Bedenke man Bedalsche Bücher wie „Fachwerk in Franken vor 1600 – eine Bestandsaufnahme“ oder das bereits zum Standardwerk geworde­ne „Historische Hausforschung. Eine Einführung in Arbeitsweise, Begrif­fe und Literatur“, sei Vorfreude an­gebracht. Gut möglich, dass sich Be­dals Renommee durch zukünftige Werke vergrößere, ein „Wissen­schaftler zum Anfassen“ würde der „am Boden gebliebene“ Hausfor­scher dennoch immer bleiben. 

Gerne alle Verdienste Bedals um das Freilandmuseum detailliert „ausgepackt und ausgemalt“ hätte Karl-Friedrich Künzel, Vorsitzen­der des Fördervereins Fränkisches Freilandmuseum. „Das bleibt mir aber leider verwehrt, da mir gesagt wurde, ich darf über alles sprechen, bloß nicht über fünf Minuten,“ scherzte Künzel. Drei Gebäude wol­le er stellvertretend für das großar­tige Lebenswerk Bedals sprechen lassen: Das Jagdschlösschen Eyerlo­he, die Spitalkirche und das in ihr untergebrachte „Museum Kirche in Franken“ und das Bauernhaus aus Reichersdorf. Er sei der geistige Va­ter jedes dieser Projekte und habe sie auf „teils steinigem Weg“ zur Re­alisierung gebracht. Sowohl durch die Spitalkirche als auch durch das Jagdschlösschen sei das Museum um zwei ganz neue Aspekte bereichtert worden – um den der Religions- und der Adelsgeschichte.

Für das Bauernhaus aus Reichers­dorf, das derzeit im Aufbau ist, hat­te Künzel einiges an Inventar dabei. Darunter zwei historische Krüge, die, wie er erklärte, mit guter Ab­sicht gefüllt seien. „Und zwar mit der, dass der Förderverein des Mu­seums, das Bauernhaus als eines der letzten Werke Konrad Bedals fertig­finanziert.“

Ganz ohne „künstliche Fassade“

Darüber dürfte ohne Frage auch Herbert May hoch erfreut sein. Der zum Schlussredner auserkorene Nachfolger Bedals betonte, nicht pa­thetisch werden zu wollen, doch sei ihm angesichts des „Weggangs des wohl großartigsten Chefs nicht nach einer heiteren Rede zu Mute“. Kom­petenz, Herzenswärme und Mensch­lichkeit sowie die Tatsache, dass er „einfach so ist, wie er ist – ohne künstliche Fassade“, zeichneten Be­dal ebenso aus, wie ein gekonnter Führungsstil: „Er hat uns immer Freiräume für unsere Kreativität gelassen und uns sein Vertrauen ent­gegengebracht. Eine fruchtbarere Basis zur Zusammenarbeit könnte es kaum geben“, erklärte May.

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© Nicola Menke

Dass er einmal in Bedals Fußstap­fen treten würde, hätte er nie ge­dacht. Diese seien „gewaltig groß“ und die Aufgabe ein Museum, das wie das Freilandmuseum kaum zu optimieren sei, würdig weiterzufüh­ren, keinesfalls eine einfache. „Aber ich bin Bedalianer und habe mein Handwerk aus erster und bester Hand gelernt“, zeigte sich May zu­versichtlich. Er werde das Freiland­museum in Bedals Sinne weiterfüh­ren – lebendig, besucherorientiert und mit dem Fokus darauf, fundier­tes Wissen zu vermitteln.

Bedal selbst, der es sich nicht neh­men ließ, ein „Schluss-Schlusswort“ zu sprechen, zeigte sich mehr als ge­rührt über all die positiven Worte. „Mich nach einer so langen Zeit ver­abschieden zu müssen, fällt mir wirklich schwer“, erklärte er. Er sei immer gerne Museumsleiter gewe­sen – „trotz des gelegentlichen Är­gers und Irrsinns“ – und hoffe, dass auch May diesen Posten genießen werde. „Ich bin mir sicher, dass er das Bewährte beibehalten und die hier und da vorhandenen Unzuläng­lichkeiten beseitigen wird,“ wandte er sich an May und betonte, dass er sich auf ein weiteres Miteinander in der Forschung freue. Dass dürfte auch May entsprechen, erträumte dieser sich doch einen „neu zu grün­denden Museums-Aufsichtsrat mit Bedal als einzigem Mitglied.“