Jungvögel helfen bei Aufzucht der Brut
10.06.2011, 12:00 Uhr
Zum einen sind es Zugvögel, die hier Station machen, andererseits beherbergt die Gegend an der Frankenhöhe und in der Windsheimer Bucht auch eine Vielzahl von Brutvogelarten, die zum Teil das ganze Jahr hier leben. Auf den Gewässern im sogenannten Gründlein ist schon seit einigen Jahren ein Teichhuhnpaar zu beobachten, das dort auch brütet und im Vorjahr mindestens zwei Junge aufgezogen hat. Das Teichhuhn gehört aber nicht zu den Hühnervögeln, wie man vermuten könnte, sondern zu den Kranichvögeln und dort zur Familie der Rallen. Bei uns ist das Teichhuhn keine Seltenheit, es ist aber meistens sehr scheu.
Hat es sich jedoch einmal an den Menschen gewöhnt, wie beispielsweise in Parkanlagen, lässt es sich recht gut beobachten. Allerdings nicht so häufig wie sein naher Verwandter das Blässhuhn, das das ganze Jahr über am Landschaftssee oder auf den Burgbernheimer Klärteichen zu finden ist. Das Teichhuhnpaar aus dem Gründlein gehört zur scheueren Sorte und verschwindet schnell im Strauchdickicht am Teichrand, wenn sich Menschen oder Hunde nähern, die Spaziergänger darum hier nicht frei laufen lassen sollten. Aus der Dekkung, beispielsweise ruhig im Auto sitzend, lassen sie sich jedoch über längere Zeit bei ihren Landgängen observieren.
Mit rotem Stirnschild
Gut erkennbar sind die erwachsenen Teichhühner auf jeden Fall durch ihre bunte Schnabelfärbung mit gelbe Spitze und rotem Stirnschild. Weitere Erkennungszeichen sind ihre grünen Beine und die weißen Flankenlinien, die sich deutlich vom schwarzbraunen Federkleid abheben. Die heranwachsenden Jungvögel sind graubraun und darum weniger gut auszumachen. In diesem Jahr konnten noch keine gesichtet werden. Somit ist auch nicht bekannt, ob das im Gründlein heimische Paar heuer erfolgreich gebrütet hat. Das Teichhuhn ernährt sich hauptsächlich von Pflanzen und kleinen Insekten, die sein Lebensraum (Uferzonen und Verlandungsgürtel langsam fließender Gewässer) zu bieten hat. Ein interessantes Sozialverhaltens ist bei der Aufzucht der Jungen zu beobachten: Da die zwei bis drei Jahresbruten recht schnell aufeinander folgen, helfen die Jungvögel der vorausgegangenen Brut oft bei der Aufzucht der nächsten. Das Teichhuhn steht zwar noch nicht auf der Roten Liste der gefährdeten Arten, aber ihr Fortbestand wird durch Freizeitbetrieb sowie den Ausbau und das Säubern von Gewässern zum Teil schon erheblich beeinträchtigt.
Rastplatz Kläranlage

Zwar liegt das westliche Mittelfranken nicht wie das Lahntal oder die Insel Fehmarn auf einer der großen Vogelzugrouten Mitteleuropas, auch wenn schon mal ein kleiner Kranichtrupp (2009) auf der Breiten Wiese ein paar Tage Station machte. Jedes Jahr rasten beispielsweise im Bereich der Burgbernheimer Kläranlage einzelne oder kleine Trupps von Watvögeln. Der Flussuferläufer lässt sich beispielsweise Jahr für Jahr hier einige Tage blicken. Heuer konnte ein paar Tage lang eine Gruppe von Bruchwasserläufern beobachtet werden. Sie gehören zur Familie der Schnepfenartigen innerhalb der großen Ordnung der Wat- und Möwenvögel. Bruchwasserläufer sind eher unscheinbare und gut getarnte Watvögel. In der Gegend von Burgbernheim werden sie oft in Gesellschaft von Reiherenten gesichtet. Diese kleine Tauchente, die mittlerweile regelmäßig und mit Erfolg an den Burgbernheimer Gewässern brütet, gehört zu den expandierenden Arten. Die Reiherente wandert seit etwa 100 Jahren aufgrund von Klimawandel und Veränderung des Nahrungsangebots aus dem Norden ins westliche Mitteleuropa ein.
Zum Brüten nach Skandinavien
Beim Bruchwasserläufer liegen die Dinge genau andersherum: Er brütet mittlerweile nur noch sehr selten bei uns. Wenn überhaupt, dann in Norddeutschland. Sein Hauptbrutgebiet findet er jetzt in der nördlichen Waldzone von Skandinavien bis zum Pazifik zur Halbinsel Kamtschatka. Die hiesigen Bruchwasserläufer haben als sogenannte Langstreckenzieher vielleicht schon mehrere tausend Kilometer hinter sich, wenn sie, aus ihrem Winterquartier im tropischen oder südlichen Afrika oder auch neuerdings von der Atlantik- und Mittelmeerküste Nordafrikas kommend, beim Durchzug in den hohen Norden bei uns für wenige Tage Station machen. Dieser kleine Vogel schafft, was für einen Langstreckenzieher nicht verwundert, nur eine Brut pro Jahr mit bis zu vier Jungen. Diese und sich selbst ernährt er mit Land- und Süßwasserinsekten, kleinen Krebstieren und Weichtieren. „Rund ein Viertel der europäischen Tierarten – darunter Säugetiere, Amphibien, Reptilien, Vögel und Schmetterlinge – sind heute vom Aussterben bedroht“, sagte Anfang Mai der EU-Umweltkommissar Janez Potocnik. Das ist alarmierend. Glücklicherweise gibt es in der hiesigen Region schon seit Jahren einige Initiativen, in denen Naturschutzorganisationen, Politik und (Land-)Wirtschaft zusammenarbeiten, um diese Tendenz zu stoppen. Zu den den besonders gefährdeten Vogelarten gehören die Wanderfalken. Zwei von ihnen sind schon seit Längerem auf der Höhe bei Burgbernheim heimisch.
Drei junge Wanderfalken
Bei den beiden Tieren, dem einzigen Brutpaar im Landkreis, scheint heuer alles gut zu verlaufen. Höchstwahrscheinlich brütet es wieder auf dem Fernmeldeturm. Dort haben ihm schon vor einigen Jahren Mitglieder des Landesbundes für Vogelschutz und die Turmbetreiber als Ersatz für einen Brutfelsen einen künstlichen Horst aus Kieselsteinen mit Metalldach gebaut. In diesem Nest wurden 2010 drei junge Falken ausgebrütet. In diesem Jahr wurden im Februar erste Balzflüge beobachtet. Ob es heuer wieder eine erfolgreiche Brut geben wird, kann zur Zeit noch nicht gesagt werden.
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