Zurück in den Storck-Barracks
Tradition bis zum Bürgerkrieg: 1000 Soldaten aus Texas beziehen Kaserne in Illesheim
20.12.2021, 12:34 UhrTradition spielte eine größere Rolle bei der Kommandoübergabe im mit einer überdimensionalen USA-Fahne geschmückten großen Hangar am Hubschrauber-Landeplatz in Illesheim, auf dem wie gewöhnlich Chinook-Transporthubschrauber, Apache-Kampfhubschrauber und Blackhawks aufgereiht waren. Die Zeremonie war coronabedingt „deutlich abgespeckt“, wie Helga Moser vom Öffentlichkeitsbüro der US Army in Katterbach sagte. Nach einleitenden Worten von Brigadegeneral Andrew Gainey (1st Infantry Division Forward), blickte Jason Arriaga, der Kommandeur der abreisenden Einheit, zurück. Sein Pendant Reginald Harper beschrieb seine „Air Cav“ kurz. Sein Motto: „Wir werden immer einsatzbereit sein.“
Die Geschichte der Ersten Kavallerie-Division, zu der die 1st Air Cavalry Brigade (Erste Luftkavallerie-Brigade) gehört, geht zurück „bis in die Zeit des Amerikanischen Bürgerkrieges“, wie Presse-Offizier Taylor Criswell im Gespräch mit der WZ erklärte. Die Soldaten aus Fort Hood im US-Bundesstaat Texas trugen Stetson-Hüte, teils Sporen an den Stiefeln und Schwerter. In Illesheim ist die Einheit bereits zum zweiten Mal, bereits von November 2017 bis Juli 2018 war sie im Zuge der Atlantic Resolve genannten Operation in der 1936 erbauten, rund 136 Hektar großen Kaserne.
„Wenn wir bei uns im Hauptquartier in Texas solche Zeremonien haben, dann sind da neben Helikoptern auch Pferde dabei“, sagte Criswell. In Illesheim musizierte immerhin der Bundeswehr-Musik-Corps aus Veitshöchheim. Die Einheiten waren wie berichtet über Häfen in Griechenland und den Niederlanden transportiert worden. „In Illesheim haben wir gleich großartige Unterstützung erhalten“, sagte Taylor Criswell, „jeder hier weiß ganz genau, wie es läuft.“ Zur Einheit gehören insgesamt 25 Apaches, 50 Blackhawks und zwölf Chinooks, rund 40 Helikopter seien in Illesheim, einige in Rumänien oder Griechenland stationiert.
Eine Besonderheit der Storck-Kaserne sind unter anderem die europaweit einzigartigen Flugsimulatoren, auf die sich die Piloten und Crews der „Air Cav“ „schon freuen“, wie Criswell sagt, zudem eine Hubschrauber-Instandhaltungseinheit. Für ihn und die Kommandeure gehe es aber auch darum, dass die Soldaten – zahlreiche Covid-Vorsichtsmaßnahmen immer im Hinterkopf – „auch die Chance bekommen, Kultur und Bevölkerung hier in Franken kennenzulernen“, sagte Criswell.
15.000 Flugstunden
Von den rund 1800 Soldaten der 1st CAB um Kommandeur Jason Arriaga waren nur noch wenige Soldaten dabei. „Die meisten sind schon weg“, sagte Arriaga der WZ, und fügte mit einem Lächeln hinzu: „Und bis Weihnachten sind alle daheim.“ Schade sei gewesen, dass seine Einheit „Sachen wie Oktoberfest oder Weihnachtsmärkte“ in Deutschland nicht erleben durfte. Die „Kombination aus Geschichte, Kultur und den Übungen in fremden Ländern“ mache eine solche Rotationsperiode aus, sagte Arriaga.
In der Zeit in Europa war die 1st CAB laut Andrew Gainey für rund 15 000 Flugstunden in der Luft, an zwölf Übungen der höchsten Ebene beteiligt und in 15 Ländern unterwegs. „Wir verlassen Europa als gut trainierte, einsatzbereite Brigade“, sagte Arriaga. Als eines der „Highlights“ nannte Chinook-Pilotin April Mattos gegenüber der Internetseite der US-Army die multinationale Übung Defender 21. Solche Übungen unter Nato-Partnern sind gerade in Bezug auf die aktuell nicht einfachen Beziehungen zu Russland von großer Bedeutung.
Reginald Harper, der sich nach der Zeremonie zu einem längeren Gespräch mit Jeffery Broadwater, dem ehemaligen Kommandeur der 1st Cavalry Division und aktuell Stellvertretendem Kommandeur des Fifth Corps zurückzog, sagte: „Es ist großartig in Europa, besonders in Deutschland zu sein, wo Großzügigkeit und Herzlichkeit gerade in Bayern unübertroffen sind.“
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