Neue Regelung
Ab 2024: Nordfränkische Kliniken dürfen keine Frühgeborenen behandeln
29.11.2023, 11:44 UhrAb dem 1. Januar 2024 gilt eine neue Regelung, die besagt, dass Frühchen nur noch in Krankenhäusern geboren und versorgt werden sollen, die jährlich mehr als 25 Frühgeborene mit einem Gewicht von maximal 1250 Gramm behandeln. So heißt es in einer Pressemitteilung des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA). Wenn ein Krankenhaus diese Regelung nicht erfüllt, verliert es die Erlaubnis, Frühgeborene zu behandeln. Die Babys müssen dann, falls sie in solch einem Krankenhaus geboren wurde, in eine Klinik transportiert werden, die eine Erlaubnis zur Behandlung hat.
Neue Regelung soll Überlebenschancen der Frühchen erhöhen
Die G-BA erklärt diesen Beschluss damit, dass die Überlebenschancen der Babys in Krankenhäusern, die mehr als 25 Frühchen im Jahr behandeln, steigen. Studien zufolge soll die steigende Erfahrung bessere Ergebnisse erzielen. Weil Kliniken mit mehr als 25 Frühgeborenen im Jahr mehr Erfahrung mit der medizinischen Versorgung haben sollen, sollten die Kinder daher dort behandelt werden. Im Allgemeinen ist die Regelung nicht neu. In der Vergangenheit lag die Mindestanzahl der Frühgeborenen-Betreuung bei 14 Kindern, 2021 wurde sie auf 20 angehoben. 2024 soll die Zahl nun auf 25 steigen.
Mehrere Kliniken in Nordfranken dürfen Frühchen nicht mehr behandeln
Wie unter anderem der "BR" berichtet, müssen deswegen mehrere Kliniken in Nordfranken die Versorgung von Frühgeborenen einstellen. Das Schweinfurter Leopoldina-Krankenhaus behandelte in den vergangenen Jahren im Durchschnitt 19 Frühchen, das Klinikum in Bamberg hat einen Jahresdurchschnitt von 22,66 Kindern, Klinikum Bayreuth 18,08 und das Klinikum in Coburg 16,5. Vor einigen Jahren hatten sich die Kliniken daher zu dem sogenannten "Perinatal-Zentrum Nordfranken" zusammengeschlossen, um den Durchschnitt gemeinsam erfüllen zu können. Diese Lösung wird aber mit dem Eintritt der neuen Fallzahl-Regelung ab dem 1. Januar 2024 nicht mehr akzeptiert, jedes Klinikum muss somit selbstständig auf den Jahresdurchschnitt kommen. Weil die oben genannten Kliniken dieses Kriterium nicht erfüllen, fallen somit gleich vier Krankenhäuser in der Region weg.
Kritik seitens der Krankenhäuser
Wie es in dem Artikel des "BR" heißt, müssen ab 2024 Frühchen, die in den genannten Kliniken geboren werden, in die Unikliniken nach Würzburg, Erlangen, Regensburg oder Jena in Thüringen gebracht werden. Weil diese Kinder aber sowieso schon stark gefährdet sind, kann der Transport weitere Gefahren mit sich ziehen.
Die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe unterstützt den Beschluss aber und argumentiert in einer Pressemitteilung gegen den Kritikpunkt des gefährlichen Transportes. "Frühgeburtlichkeit ist in den meisten Fällen vorhersehbar, mehr als 95 % der betroffenen Schwangeren werden bereits vor der Geburt stationär betreut." Eine schwangere Frau, bei der eine Frühgeburt möglich ist, kann also schon vorher in ein entsprechendes Klinikum eingewiesen werden und ihr Kind dort auf die Welt bringen. Somit wäre der für das Baby gefährliche Weg von einem Krankenhaus ins andere erspart. Die Geburt in einer größeren Einrichtung würde die Wahrscheinlichkeit für eine Geburt ohne Schädigung erhöhen. Das wäre "ein Ergebnis, für welches die betroffenen Familien sehr gerne vorübergehend längere Wege für Besuche akzeptieren", heißt es in der Pressemitteilung.