Der Brenner-Tunnel ist ein Mammutprojekt. Mindestens zehn Milliarden Euro wird das Bauwerk kosten. Ende des Jahrzehnts sollen die beiden Hauptröhren und der darunterliegende Versorgungstunnel fertig sein. Zusammen mit der Umfahrung Innsbruck hat der BBT bis zum Portal Franzensfeste in Südtirol eine Länge von 64 Kilometern: Weltrekord.
Deutlich länger wird es aber dauern, bis die Bahn-Zulaufstrecke auf bayerischer Seite in Betrieb gehen kann, die laut Deutscher Bahn und Bundesverkehrsministerium nötig ist, um den Traum von einer spürbaren Verlagerung insbesondere des Nord-Süd-Güterverkehrs auf die Schiene überhaupt erst wahr werden zu lassen.
Linienführung umstritten
Nicht vor Ende des nächsten Jahrzehnts werden zusätzlich zu der bereits bestehenden, zweigleisigen Strecke durch das Inntal zwei weitere Gleise zur Verfügung stehen. Und ihre Linienführung war und ist ohnehin hochstrittig, seit die DB vor einem Jahr fünf Grobvarianten vorgestellt hat, die entweder östlich oder westlich von Rosenheim und von dort aus weiter Richtung Tirol verlaufen sollen.
Bahn will 2020 rund 1,7 Milliarden in Bayern investieren
Jetzt werden sie im Raumordnungsverfahren von der Regierung Oberbayern geprüft. Gleich zum Auftakt gab es jedoch einen heftigen Paukenschlag. In einer Stellungnahme lehnte der Rosenheimer Kreistag alle Trassenvarianten aufgrund der "schweren raumordnerischen Defizite" ab.
Zudem wird bezweifelt, dass überhaupt eine Neubaustrecke nötig ist. Der Bedarf müsse zunächst "zweifelsfrei nachgewiesen werden". Und wenn überhaupt käme eigentlich nur eine weitestgehend unterirdische Streckenführung infrage. Auch der Bund Naturschutz (BN) und die Initiative "Brennerdialog" als Dachorganisation von rund 20 Bürgerinitiativen zweifeln an dem Vorhaben.
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Noch gibt es keine Schätzung, was der Nordzulauf kosten würde. Fest steht jedoch, dass eine Tunnelvariante deutlich teurer wäre als ein oberirdischer Verlauf.
Die Bahn hält sich zurück
Die Bahn hält sich wohl auch mit Blick auf die aufgeladene Atmosphäre im Inntal in der Sache zurück. Man sei zuversichtlich, dass alle fünf Trassenvarianten der behördlichen Überprüfung durch die Regierung von Oberbayern standhalten würden, sagt ein Sprecher lediglich.
Das ließe sich auch mit anderen Worten ausdrücken: Richtig spannend wird es erst, wenn in ein paar Monaten die behördliche Beurteilung dazu abgegeben wird, wie sich das Vorhaben beispielsweise auf Natur, Landwirtschaft und Siedlungsstruktur auswirkt, danach im Laufe des nächsten Jahres eine verfeinerte Trassierung vorgenommen wird und es schließlich zum Planfeststellungsverfahren kommt.
Tirol ist alarmiert
Darüber hat dann allerdings erst einmal die Bundesregierung zu entscheiden. In der österreichischen Nachbarregion Tirol ist man in jedem Fall alarmiert.
Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) erklärte an die Adresse des Landkreises Rosenheim, der Bedarf einer Neubaustrecke sei hinlänglich geklärt und es sei überhaupt nicht akzeptabel, dass in Bayern immer noch über die Trassenfindung diskutiert wird.
Zumal es auch um die Einhaltung bestehender Verträge gehe. Die EU, die Milliarden in das Projekt Brenner-Basistunnel investiert, müsse nun "Klartext" mit Deutschland reden, so Platter.