NN/NZ-Klinikcheck
Brustkrebs-Operationen: Diese Kliniken sind die besten in der Region
4.9.2021, 05:51 UhrDeutschlandweit sterben jährlich 18.000 Betroffene daran. Wenn es um Tumoroperationen an der Brust, also die Mammachirurgie, geht, belegt das Klinikum Neumarkt mit seinem zertifizierten Brustkrebszentrum beim NN/NZ-Klinikcheck den Spitzenplatz.
Gleich danach liegen das Krankenhaus Martha Maria Nürnberg und das St. Theresien-Krankenhaus Nürnberg gGmbH auf den vorderen Plätzen.
Wie wird Brustkrebs am häufigsten festgestellt?
Im Alter unter 50 Jahren ertasten Frauen den Tumor meistens selbst oder er wird von der Frauenärztin bei der jährlichen Vorsorgeuntersuchung entdeckt. Zwischen 50 und 69 Jahren steht Frauen alle zwei Jahre eine Mammografie im Rahmen des Brustkrebs-Screenings zu.
"Vorher bringt das nicht viel, weil das Brustdrüsengewebe meist noch so dicht ist, dass die Mammografie nur eingeschränkte Aussagekraft hat", erklärt Prof. Dr. Heinz Scholz, Chefarzt der Frauenklinik am Klinikum Neumarkt. Bei Verdacht wird eine Gewebeprobe entnommen und diese dann untersucht.
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Wie geht es nach der Brustkrebs-Diagnose weiter?
"Das hängt vom Befund ab, also ob er gutartig ist, auffällig, ob es eine Krebsvorstufe oder Krebs ist", sagt Scholz. Auch die Art des Krebses spielt eine Rolle sowie seine immunhistologischen Eigenschaften, seine Aggressivität, die Oberflächen- und Rezeptor-Eigenschaften. "Prinzipiell gibt es zwei Standbeine der Therapie", erklärt der Chefarzt. Die Lokaltherapie: Dabei wird der Krebs durch Operation und Bestrahlung an Ort und Stelle entfernt.
Und die Systemtherapie. "Das bedeutet, dass man den gesamten Körper vor Tumorzellen, also Metastasen, schützen möchte." Eine Möglichkeit ist die Anti-Hormontherapie, bei der Patientinnen für mehrere Jahre täglich Tabletten einnehmen. Weitere Möglichkeiten der Systemtherapie sind die Antikörper-Therapie, die bei gewissen Oberflächeneigenschaften des Tumors gegeben wird, sowie die Chemotherapie. "Wenn nicht klar ist, ob die Patientin eine Chemotherapie braucht, wird der Tumor genetisch untersucht und dann entschieden. Denn es geht ja darum, der Patientin unnötige Therapien - egal ob operativ, konservativ oder Chemotherapie - zu ersparen."
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Die Identifikation eines HER2-positiven Brustkrebses spielt bei der Qualitätsmessung für den NN/NZ-Klinikcheck eine zentrale Rolle. Was hat es damit auf sich?
Das ist eine gewisse Oberflächeneigenschaft auf den Krebszellen. "Der Tumor ist prinzipiell gefährlicher und aggressiver einzuschätzen", sagt Heinz Scholz, "es gibt aber seit über 15 Jahren Antikörpertherapien, seit etwa fünf Jahren auch eine so genannte Doppelblockade, die hoch wirksam sind und die Prognose deutlich verbessern."
Wann wird operiert?
"Immer. Ziel ist, den Tumor vollständig zu entfernen, egal ob es Krebs oder eine Krebs-Vorstufe ist", sagt der Chefarzt. In den meisten Fällen wird erst operiert und dann gegebenenfalls die Chemotherapie verabreicht. In speziellen Situationen wird die Chemotherapie einer Operation vorangestellt.
Auch die Lymphknoten werden beurteilt. Sind sie klinisch unauffällig, so wird bei Brustkrebs eine Wächterlympknoten-Biopsie durchgeführt. Dabei wird nur der in der Lymphstrombahn nächstliegende Lymphknoten entfernt und untersucht. Sollten die Lymphknoten schon befallen sein, dann müssen sie in der Achselhöhle komplett entfernt werden.
Wann können Lymphknoten erhalten bleiben?
"Bei einer Krebs-Vorstufe, weil diese nicht in die Lymphgefäße eingewachsen ist", erklärt Scholz.
Wann wird der Tumor vor der Operation mit Draht oder Clip markiert?
"Wenn man einen Tumor nicht tasten und im Ultraschall auch nicht sehen kann, dann lassen wir ihn vor der Operation von den Radiologen mit Röntgen-Draht markieren", sagt Heinz Scholz. Die Operateure können den Tumor dann dem Draht folgend gezielt herausschneiden und das entnommene Gewebe während der Operation röntgen, um zu sehen, ob der Krebs und der Draht vollständig entfernt wurden.
Die Clip-Markierung dient dazu, die Stelle, an der der Tumor biopsiert wurde, zu markieren. Beide Methoden helfen den Operateuren den Tumor-Ort zu identifizieren und den Krebs vollständig und sicher zu entfernen, ohne zu viel gesundes Gewebe zu beschädigen.
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Wann und wie häufig kann die Brust erhalten bleiben?
Das hängt von der Tumorgröße, von der Brustgröße und von der Lokalisation ab. "Und natürlich vom Wunsch der Patientin, der ist uns heilig", sagt der Chefarzt, "in etwa 80 Prozent aller Fälle kann die Brust erhalten bleiben." Ein Qualitätskriterium zur Bewertung der Kliniken ist übrigens, ob zwischen Diagnose und Operation mindestens sieben Tage liegen, um Frauen genügend Zeit zu geben, sich zu informieren und zu entscheiden.
Alle Frauen, deren Brust komplett entfernt wird, können eine Brustrekonstruktion in Anspruch nehmen. "Wir bieten schon während der OP eine Rekonstruktion mit Implantaten an", sagt Scholz. Ein Wiederaufbau ist auch mit Eigengewebe möglich, aber aufwändiger und belastender für die Patientin. "Man kann zu jedem späteren Zeitpunkt eine Rekonstruktion nachholen. Wir drängen nicht. Wir informieren."
Wie oft sind Nachoperationen nötig?
Das kommt darauf an, welcher Grund dafür vorliegt. "Nachblutungen sind sehr selten", sagt Scholz. Nachoperationen sind manchmal notwendig, weil der Tumor nicht vollständig entfernt wurde. "Wir schneiden weg, was erforderlich ist und orientieren uns an der Mammografie, an der Draht-Radiografie und am Ultraschall. Aber feine Ausläufer kann man in keiner dieser Methoden nachweisen und wir wollen ja brusterhaltend operieren. Das sieht man erst, wenn das Präparat feingeweblich untersucht ist", sagt der Chefarzt. Es ist zwar selten, aber nach mehreren Versuchen der brusterhaltenden Operation kann es notwendig sein, die Brust aufgrund weiterer, mikroskopisch kleiner Tumorherde in einer weiteren OP zu entfernen. Weitere Nachoperationen sind Rekonstruktionen, also der Wiederaufbau der Brust oder der Brustwarzen.
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Ein wichtiges Kriterium für die Qualitätsbewertung bei der Brustchirurgie ist, wie die Patientinnen in die Therapieplanung einbezogen werden.
"Unsere Patientinnen werden ab der Diagnose voll einbezogen", sagt Scholz. Es gibt klassische Empfehlungen, die den Leitlinien entsprechen. Doch jede Frau muss selbst für sich entscheiden, welche Therapie sie möchte. Dafür sind von der Diagnose bis zum Therapieplan sehr viele Gespräche mit den beteiligten Ärzten, Operateuren, Psycho-Onkologen und ausgebildeten Brustkrebs-Schwestern nötig.
"Wir nehmen uns sehr viel Zeit für die Beratung, um die richtige Therapie für die Patientin zu finden", sagt Scholz. Die Entscheidung liegt ausschließlich bei der krebserkrankten Frau. "Es wird niemand gedrängt, genötigt oder überredet", so der Chefarzt. Wichtig ist, dass die Patientin Vertrauenspersonen um sich hat, also Ehepartner, eine Freundin, Schwester oder Tochter, die sie bei der Entscheidung unterstützen.
Für die Qualität entscheidend ist auch eine postoperative, interdisziplinäre Tumorkonferenz. Was ist das?
"Das ist Standard an jedem Brustzentrum in Deutschland", sagt Scholz. Dort werden mehr als 95 Prozent aller Brustkrebs-Erkrankungen von Experten beurteilt und behandelt. Daran nehmen teil: Radiologen, Nuklearmediziner, Onkologen, Strahlentherapeuten, Pathologen sowie Operateure, Assistenzärzte und eventuell niedergelassene Kollegen.