Buddhistisches Kloster eröffnet: Erleuchtung in Franken

17.05.2008, 00:00 Uhr
Buddhistisches Kloster eröffnet: Erleuchtung in Franken

© Andrea Herdegen

Ein ungewohnter Anblick: Kahlgeschorene Männer, um deren Körper gelb-braune Roben geschlungen sind, gehen durch dichte Baumreihen und schauen sich um. Bald werden in diesem Birkenwäldchen ihre Kutis stehen, kleine Hütten, in denen sie die meiste Zeit des Tages in Abgeschiedenheit verbringen. Von jedem Kuti führt ein Pfad zum Zentralhaus. Dort werden die Mönche - später sollen sieben hier leben - versorgt, dort meditieren sie und praktizieren die buddhistische Lehre. Interessierte Laien finden im Hauptbau ebenfalls Platz. Sie können als Gäste auf Zeit aus dem Alltag aussteigen und das Klosterleben kennenlernen.

Ersteigert hat das geräumige Haus mit dem großen Waldgrundstück die «Buddhistische Gesellschaft Frankenwald». Sie ist Träger des Waldklosters. «Bisher sind 280.000 Euro in das Projekt geflossen, doch der Umbau wird noch mehr Geld verschlingen», berichtet der Schatzmeister des Trägervereins, Herbert Simon. Die Mönche selbst dürfen kein Geld besitzen. «Sie leben nur von Dingen, die ihnen andere Menschen anbieten.»

Der Klosterälteste Ajahn Cattamalo erklärt, dass diese Abhängigkeit der Mönche von den buddhistischen Laien gewollt sei. Die asiatische Tradition des Almosengangs wolle man auch im Frankenwald aufrechterhalten. «Jeden Morgen ziehen wir los und geben den Menschen die Möglichkeit, uns eine Kleinigkeit zum Essen zu schenken.» Der Mönch sieht es als Nettigkeit an, wenn jemand etwas in die Schale legt. Dafür müsse der Gebende kein Buddhist sein. «Es ist eine Symbiose, ein gesunder Austausch: Wir geben die Nahrung für Herz und Seele und bekommen dafür Nahrung für den Körper.»

Vom einfachen Leben berührt

Erst 42 Jahre alt ist der Klosterälteste, der aus Mühlheim/Ruhr stammt. Dennoch steht Ajahn Cattamalo dem Stammbacher Waldkloster vor, denn im Buddhismus zählen nicht die Lebensjahre, sondern die Zeit seit der Ordination zum Mönch. 1987 kam er als Urlauber nach Thailand. «Ich war interessiert an Meditation, hatte wenig Geld und übernachtete deshalb in einem buddhistischen Kloster.» Der Lebensstil der Mönche, das einfache Leben, das sie führten, berührte ihn tief. «Es war ein ganz starkes Erleben, so lange mit sich selbst allein zu sein. Nach sechs Monaten, am Ende meines Urlaubs, habe ich beschlossen, in Thailand zu bleiben und Mönch zu werden.»

Wichtig ist dem Klosterältesten an «Muttodaya», dass erstmals in einem deutschen Waldkloster Menschen ordinieren und damit Mönche werden können. «Junge Männer können hier in die Tradition hineinwachsen.» Für die Ordination eines neuen Mitglieds der Gemeinschaft sind allerdings dann insgesamt fünf Mönche notwendig. «Wir werden nicht herumziehen und Seminare halten, wie dies bisher in Europa üblich war. Zu uns sollen die Interessierten zum Lernen kommen.»

Die ursprüngliche Waldtradition fortzuführen, heißt für ihn, abgeschieden im Wald zu leben und die Mönchsregeln einzuhalten. «Hier im Frankenwald wird die strenge Form einer Klostergemeinschaft verwirklicht. Wir haben kein Geld, erbetteln uns eine tägliche Mahlzeit und leben absolut enthaltsam.» Das Leben hier sei weit weg von der materiellen Welt.

Strenge Regeln

Buddhistische Mönche müssten allerdings nicht für immer im Kloster bleiben. «Wem die Regeln zu hart werden, der kann von einer Minute auf die andere seine Robe ablegen und wieder seine Jeans anziehen», berichtet Ajahn Cattamalo.

«Es ist hier noch besser, als ich es mir vorgestellt habe», sagt der Klosterälteste. Vom Haus und der Umgebung ist er angenehm überrascht. Demnächst will er die Menschen aus der Umgebung einmal einladen und ihnen erklären, was in dem Kloster gemacht wird. Doch bekehren will er niemanden: «Wir wollen hier nur in Ruhe gelassen werden und meditieren. Aber wenn jemand Interesse hat, kann er gerne zu uns kommen.»