Corona: Erste Anzeichen von Übersterblichkeit in Bayern
21.12.2020, 15:45 UhrSo hat das Virus erste Spuren in den allgemeinen Sterbezahlen in Bayern hinterlassen. Für den Freistaat insgesamt zeigen die statistischen Daten der ersten neun Monate des Jahres 2020 zwar keine signifikante Übersterblichkeit im Vergleich zu den vergangenen Jahren – in einzelnen Landkreisen, die besonders stark von der Pandemie betroffen waren, aber sehr wohl. Etwa im Kreis Tirschenreuth, der im Frühjahr kurzzeitig sogar der bundesweite Spitzenreiter in Sachen Corona-Infektionen war.
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"Von März bis Mai 2020 sind in den Landkreisen Rosenheim, Traunstein, Wunsiedel, Tirschenreuth und Neustadt an der Waldnaab im Vergleich zum Vorjahr insgesamt rund 560 Menschen mehr gestorben, was eine Steigerung um fast 30 Prozent bedeutet", berichtete Innenminister Joachim Herrmann (CSU) bei der Vorstellung des Statistischen Jahrbuchs für Bayern. Normalerweise läuft dieser alljährliche Termin im Landesamt für Statistik in etwas anderer Form ab, doch angesichts der Ausbreitung von Sars-CoV-2 lag der Fokus diesmal auf den Folgen der Pandemie.
Durch Pandemie sterben deutlich mehr Menschen als sonst
Und anders als in den Jahren zuvor präsentierte Herrmann bereits vorläufige Zahlen aus dem laufenden Kalenderjahr. Das sei zwar nicht ohne Risiken, weil stets noch Daten nachgetragen werden müssen, doch aus diesen vorläufigen Zahlen sei schon jetzt für die zweite Welle im gesamten Freistaat eine klare Tendenz zu erkennen: Durch die Pandemie sterben deutlich mehr Menschen als sonst.
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Beim Thema Corona zeigt es sich laut Herrmann, wie wichtig einigermaßen verlässliche Zahlen für politische Gremien sind, um Entscheidungen treffen zu können. "Wir brauchen statistische Daten, um die Lage im Land vernünftig beurteilen zu können und das notwendige politische Handeln daraus abzuleiten."
Bevölkerungszuwachs stagniert in Bayern
Die Spuren der Pandemie haben nicht nur "tiefe Spuren im gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und sozialen Leben hinterlassen", so der Innenminister, sondern sie schlagen sich auch in den Bevölkerungszahlen nieder. In den vergangenen zehn Jahren verzeichnete Bayern einen kontinuierlichen Zuwachs von 12,5 auf nunmehr 13,1 Millionen Einwohner. Im Corona-Jahr 2020 allerdings ist diese Entwicklung stagniert.
Zum Stichtag 30. Juni lag die statistisch erfassten Bevölkerung des Freistaates bei 13,123 Millionen, drei Monate später waren es gerade mal 17.000 Einwohner mehr. "Das hängt natürlich ganz wesentlich mit den Corona-bedingten Einschränkungen zusammen, die zu einem deutlichen Rückgang der Wanderungsbewegungen führten", erklärte Herrmann.
2019 ergaben diese Wanderungsbewegungen noch ein Plus von 58.000 Einwohnern, wenn man Zu- und Wegzüge miteinander verrechnet. In den ersten drei Quartalen des aktuellen Jahres dagegen hätten sich die Zuzüge aus dem Ausland und auch aus anderen Bundesländern um etwa die Hälfte reduziert.
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Ein ähnliches Bild zeigt die natürliche Bevölkerungsentwicklung, denn das Defizit, das sich nach der Gegenüberstellung der Geburten und Sterbefällen im Freistaat ergibt, hat sich merklich erhöht. 2019 betrug dieses Defizit etwa 6100 (128.200 Geburten, 134.100 Sterbefälle), in diesem Jahr betrug es bis zum Stichtag 30. September bereits 5800 (97.200 Geburten, 103.000 Sterbefälle), wird die Vorjahresmarke also aller Voraussicht nach deutlich übertreffen.
Exporte gingen deutlich zurück
Auch die bayerische Wirtschaft ist massiv von der Pandemie betroffen: Befand sich diese 2019 noch auf Wachstumskurs, nahm das Bruttoinlandsprodukt von Januar bis Juni 2020 gegenüber dem ersten Halbjahr 2019 preisbereinigt um sieben Prozent ab. Zudem gingen in den ersten zehn Monaten 2020 die Exporte gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 13,7 Prozent zurück.
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Herrmann konnte auch eine erfreuliche Seite der Pandemie bei der Verkehrssicherheit in Bayern feststellen: "Aufgrund der eingeschränkten Mobilität sind die Unfallzahlen 2020 deutlich gesunken – um rund 16,5 Prozent von Januar bis Oktober 2020." Die Zahl der verunglückten Personen ging um fast 14 Prozent zurück; die Zahl der Verkehrstoten um über elf Prozent.