Corona in der Region

Covid-Patienten: Lage auf Intensivstationen in der Region weiter angespannt

Michi Endres

Online-Redaktion

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3.5.2021, 18:43 Uhr
Eine weiterhin angespannte Lage: Fränkische Intensivstationen sind voll ausgelastet.

© Waltraud Grubitzsch/dpa Eine weiterhin angespannte Lage: Fränkische Intensivstationen sind voll ausgelastet.

Der 4. Mai 2020 wird wohl vielen Leuten zumindest unterbewusst in Erinnerung geblieben sein. Der erste Lockdown fand nach einer aufreibenden ersten Pandemiewelle mit Lockerungen ein Ende. Endlich konnte wieder mehr unternommen werden, das vermeintliche Gefühl von Freiheit war zurück. Nur ein Jahr danach kämpft sich Deutschland durch die mittlerweile dritte Corona-Welle und den zweiten - seit November andauernden - Dauer-Lockdown. Während auch im Mai 2021 eine rege Debatte über Lockerungen geführt wird, sind die Intensivmediziner der Region in Habachtstellung.

Auf den ersten Blick scheint sich die Lage zu verbessern: Die Inzidenz-Werte sind in Bayern seit vergangenem Donnerstag rückläufig (am Montag: 145,4) - und auch in Deutschland zeigt die Kurve nach unten. Im Deutschland-Trend lässt sich zumindest eine Stabilisierung der Patienten-Zahl erkennen, die auf Intensivstationen in Kliniken behandelt werden müssen. Am Montag befanden sich laut DIVI Intensiv-Register 5011 Personen (18 weniger als am Vortag) in intensivmedizinischer Behandlung, davon wurden 2939 Patienten invasiv beatmet.

Wie der Spiegel berichtet, ziehen Intensivmediziner eine erste positive Bilanz der Bundesnotbremse. "Wir sind zuversichtlich, dass die Zahl der Covid-19-Patienten auf den Intensivstationen sinken wird – und das hängt dann unmittelbar mit den Maßnahmen der Bundesnotbremse, wie aber auch dem deutlichen Fortschritt beim Impfen zusammen", erklärt der Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi), Gernot Marx, der Düsseldorfer Rheinischen Post. Marx sei überzeugt, dass das rückläufige Infektionsgeschehen auf den Intensivstationen in einer Woche sichtbar werde.

Deutlich gedämpfte Stimmung bei Kliniken in der Region

Auch wenn man in Deutschland noch keine Entspannung auf Intensivstationen sieht, klingen diese Aussagen doch deutlich optimistischer als das, was man von den Kliniken in der Region hört. Anja Müller, Pressesprecherin am Theresien-Krankenhaus in Nürnberg, erklärt: "Noch ist keine Trendwende zu erkennen. Wir können da nicht so optimistisch sein." Im Theresien-Krankenhaus sei man am Anschlag.

Auch am Klinikum Nürnberg kann von Entspannung noch keine Rede sein, wenngleich in den letzten Tagen ein ganz leicht rückläufiger Trend auf den Intensivstationen zu erkennen sei. "Ob das eine Momentaufnahme ist oder schon ein Trend, ist noch nicht klar", sagt Dr. Arnim Geise, Bereichsleitung Internistische Intensivmedizin am Klinikum Nord. Nach Ansicht von Prof. Dr. Stefan John, Leiter der Abteilung interdisziplinäre Intensivmedizin am Klinikum Süd, seien die leicht sinkenden Zahlen "eine Folge der fortschreitenden Impfkampagne und nicht der Bundesnotbremse“.

Bei der Abfrage der Belegung der Intensivstationen in den fränkischen Kliniken hallt einem immer der gleiche Tenor entgegen: "Wir sind voll ausgelastet". Aus der Geschäftsführung des Krankenhauses Martha-Maria in Nürnberg heißt es, dass die Belegung der Intensivbetten mit Covid-19-Patienten nach wie vor so hoch ist, dass Behandlungskapazitäten eingeschränkt sind. Es werden jedoch in allen Leistungsbereichen entsprechend freie Behandlungskapazitäten vorgehalten.

Ein Personal- nicht Bettenproblem: Kliniken laufen am Limit

Als Problem kristallisiert sich vor allem die Personalsituation heraus, nicht die Bettenanzahl. "Die Kapazität schwankt täglich und ist vor allem davon abhängig, ob genügend Fachpersonal zur Verfügung steht. Das gilt im gesamten Rettungsdienstbereich", erklärt Dr. Karin Becke-Jakob, Ärztliche Direktorin der Diakoneo Klinik Hallerwiese und Pandemiebeauftragte an der Klinik Hallerwiese-Cnopfsche Kinderklinik. Die Intensivstation ihres Hauses ist sowohl im Covid- als auch im Nicht-Covid-Bereich im Moment voll ausgelastet.


Engpässe auf Intensivstationen: Ärzte sind empört über Verharmlosung


Am Klinikum Fürth ist in der dritten Welle zu erkennen, dass die Patienten, die aktuell auf den Intensivstationen liegen, jünger und fitter sind. "Dadurch haben die Patienten auch längere Liegezeiten als in der ersten und zweiten Welle", beschreibt Pressesprecherin Carmen Brückner. Was zunächst paradox klingt, liegt an einem so einfachen wie tragischem Zusammenhang: In der ersten Welle sind die älteren, schwächeren Menschen einfach früher gestorben, während die jüngeren nun länger durchhalten.

Das Durchschnittsalter der Intensiv-Patienten liegt derzeit bei 60 Jahren, in der zweiten Welle waren es 67, und in der ersten Welle 74 Jahre. Dies bestätigt auch Anja Müller vom Theresien-Krankenhaus. Sie sagt außerdem: "Wir sind hier noch nicht über den Berg. Erster Schritt muss sein, Infektionen zu verhindern. Man kann nur jeden dazu aufrufen, sich impfen zu lassen."

Müller ist optimistisch, dass sich die Impfungen bemerkbar machen werden, auch wenn das aktuell im Theresien-Krankenhaus noch nicht erkennbar sei. Andere Kliniken können zumindest hierbei erste Erfolge aufzeigen. Besonders positiv zeige sich die Impfkampagne der älteren Bevölkerungsgruppe, erklärt Dr. Becke-Jakob von der Klinik Hallerwiese und fügt an: "Im Gegensatz zur zweiten Welle haben wir in der dritten Welle auf unserer Intensivstation fast ausschließlich Patienten unter 70 Jahren aufgenommen." Das gleiche Bild zeichnet sich im Klinikum Nürnberg ab: "Wir haben aktuell kaum noch hochbetagte Patientinnen und Patienten auf den Intensivstationen und gehen davon aus, dass das ein positiver Effekt des Impfens ist." Und auch Klinikumssprecherin Franka Struve vom Klinikum Forchheim-Fränkische Schweiz sagt: "Wir verzeichnen unter den Covid-19 Erkrankten deutlich weniger Hochbetagte, vermutlich weil die Impfberechtigten der Priogruppe 1 und 2 im Landkreis Forchheim schon durchgeimpft sind."

"Keine Entwarnung geben"

Die Ärztliche Leitung Krankenhauskoordination verweist laut Andreas Franke, Leiter des Presseamts der Stadt Nürnberg, mit Blick auf Prognosen darauf, "dass wir trotz allgemein positiverer Erwartungen auf Sicht fahren müssen und zunächst auch eine anhaltend hohe Belastung absehbar ist." Er fügt an: "Die Inzidenzentwicklung in der Bevölkerung ist mit den Belegungen in den Krankenhäusern voraussehbar und mit einem zeitlichen Versatz gekoppelt." Bei Normalstationen liegt dieser Versatz bei circa zehn bis 14 Tagen, bei Intensivstationen etwas länger.

"Aufgrund der noch hohen Inzidenzen in Teilen des Rettungsdienstbereiches ist mit einem weiter anhaltenden, hohen Belastungsniveau für die Krankenhäuser zu rechnen. Hinzu kommen hohe Zahlen akut behandlungsbedürftiger Patienten ohne Covid-19", so Franke. Und auch hier kommt der Personalmangel noch hinzu. Der innerhalb des Rettungsdienstbereichs regional unterschiedlich zu erwartende Belegungsbedarf der Krankenhäuser mit Covid-19-Patienten wird auf drei Wegen ausgeglichen: durch das Zuweisungsmanagement; die Hilfe der Krankenhäuser untereinander; sowie die Koordinationsmaßnahmen der Ärztlichen Leiter Krankenhauskoordinierung.

Für die Belastung der Krankenhäuser im Rettungsdienstbereich Nürnberg kann laut Franke somit "keine Entwarnung gegeben werden". Trotz der angespannten Situation auf Intensivstationen sollen Menschen, die beispielsweise Schmerzen in der Brust verspüren, auf jeden Fall eine Klink aufsuchen, stellt Anja Müller vom Theresien-Krankenhaus fest. Denn geholfen wird immer.

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