"Durch die richtige Tür gegangen"

Harald J. Munzinger

2.7.2019, 17:04 Uhr

© Harald Munzinger

Wer da in Zukunft "den Ton angibt" und dabei auf die harmonische Abstimmung setzt, machte Norbert Zipps gleich beim Auftakt der Feierstunde zur Amtseinführung deutlich. Als Teil des großen Schulorchesters unter der Leitung von Michael Vetter saß er am Flügel. Der Ministerialbeauftragte, Leitender Oberstudiendirektor Martin Rohde, zeigte den schwierigen Start des neuen FAG-Direktors nach einer "unruhigen Vergangenheit des Gymnasiums" und provisorischen Leitung, dazu auch noch mitten im Schuljahr auf. Sicher sei es eine verdammt schwierige Aufgabe, jedem Schüler, allen Kollegen und auch den Eltern gerecht zu werde, doch sei zugleich auch "der Beruf unglaublich schön".

Rohde sah die bayerischen Gymnasien nach dem G8-G9-Wechsel mit der "Friday for Future"-Schulschwänzer-Debatte und der Kritik an der mutmaßlich zu schwierigen Abiturprüfung "öffentlich etwas unter (Medien-)Feuer" und hielt entgegen, dass sie für das, was an den Gymnasien geleistet werde, alle Achtung verdienten. Aktuell geforderte Alltagskompetenzen würden hier schon lange vermittelt. Bei Norbert Zips wähnte er die besten Voraussetzungen gegeben, an einer "wohlgeordneten Schule" alle Herausforderungen zu meistern.

Zu diesen zählte die stellvertretende Schulleiterin Elke Frey unter anderem die Aufgaben, Brücken zu bauen sowie alle anstehenden Probleme zu lösen, "am besten mit Humor" und fügte die Beziehungen des Schulleiters zum Kollegium, zu den Schülern und Eltern in eine ellenlang mathematische Formel. Dass sie selbst dies alles in der schwierigen Übergangszeit ohne Schulleitung "hervorragend gemeistert" habe, fand auch mit starkem Applaus große Anerkennung.

© Harald Munzinger

Beste Rahmenbedingungen

Die Glückwünsche zur Amtseinführung sprach nach einer temperamentvollen Zumba-Darbietung Landrat Helmut Weiß aus. Er sah im FAG an der Seite von Norbert Zips mit dem Erfahrungsschatz aus 15-jähriger Tätigkeit am Erlanger Ohm-Gymnasiums sowie über fünfjährigem Wirken am Gymnasium Herzogenaurach und als "Fachberater Franken für katholische Religionslehre" ein starkes Team. Zudem biete die mit knapp 50 Millionen Euro generalsanierte Schule beste Rahmenbedingungen. Dass es Zipps an der Schule mit einem auch überregional hervorragenden Ruf gelingen werde, mit Geduld und Zuversicht Neues und Zeitgemäßes zu fördern, zeigte sich Neustadts Erster Bürgermeister Klaus Meier überzeugt. Wie Landrat Weiß freute er sich, dass mit dem neuen FAG-Chef "die Chemie stimmt".

Zu dem Eindruck kam man in den 135 Tagen "Einfühlungszeit ins neue Umfeld" auch beim Elternbeirat, für den es Christine Berger schätzte, dass Oberstudiendirektor Norbert Zipps offen für Anregungen sei sowie mit einem stillen und konsequenten Durchsetzungsvermögen "Problemlösungen unaufgeregt angeht". Dass er auch Schülermeinungen und der "Friday für Future"-Bewegung gegenüber aufgeschlossen sei, würdigten es die Schülersprecher Anna-Maria Allraun, Jonas Henschker und Lina Toth, die hofften, dass "Norbert III" (zwei Vorgänger gab es schon mit gleichem Namen) das FAG auf einen guten Kurs führen und es auf diesem auch in stürmischen Zeiten lange halten möge.

"Nobbi Du bist nicht alleine" rief es eine Theatergruppe in einer kurzfristig von Barbara Hülbig einstudierten Parodie dem Direktor zu, die ihm deutlich machen sollte, wie viele Päckchen er zu tragen haben wird. Mit "Applaus, Applaus" trug der Unterstufenchor und mit "Afrika" der Mittelstufenchor – jeweils unter der Leitung von Magdalena Fuchs - zur Feierstunde, nach der das Scheinfelder "bsz" zum Büfett bat. Zuvor hatte Personalrätin Ursula Raum Norbert Zipps noch den Rat gegeben, sich in die in Jahrhunderten entwickelten Eigenheiten des FAG einzugewöhnen, Bewährtes und Geliebtes zu wahren und Reformbedürftiges mit Souveränität und Fingerspitzengefühl anzugehen.

Der neue Direktor, der sich zunächst mit den vielen neuen Aufgaben "als teuerster Azubi der Schule" fühlte, zeigte sich nach einem Empfang mit offenen Armen und dem wohlwollenden Entgegenkommen von allen Seiten, offenen Ohren und helfenden Händen überzeugt, auf seinem Lebensweg mit der Entscheidung für die FAG-Führung "durch die richtige Tür gegangen" zu sein. Norbert Zipps hatte zunächst Theologie studiert, dann parallel das Lehramtsstudium aufgenommen. Den "Türöffnern" auf den bisherigen beruflichen Stationen dankte er ebenso, wie für die in Neustadt erfahrene Willkommenskultur, die ihn mit vertrauensvollem und konstruktivem Zusammenwirken auf einen langen gemeinsamen Weg hoffen lässt. Ehefrau Barbara Zips wurde mit Blumen getröstet, dass sie ihren Mann mit dem FAG teilen muss.

Keine Kommentare