Prozess bis zur Entscheidung
Eltern-Ärger nach Schulausfall in Mittelfranken: Wieso die Behörden erst so spät informiert haben
18.1.2024, 12:37 UhrMal wieder Ausnahmesituation in Franken: Aufgrund der Warnungen vor Glätte und dem dringenden Aufruf des Deutschen Wetterdienstes (DWD), das Haus am Mittwoch nur in dringlichen Fällen zu verlassen, wurde auch der Präsenzunterricht in ganz Mittelfranken am Mittwoch abgesagt. Allerdings erhielten Eltern, Schülerinnen und Schüler, sowie Lehrerinnen und Lehrer diese Information erst spät am Dienstagabend - also nicht einmal 12 Stunden vor Unterrichtsbeginn.
Bei vielen sorgte das für Unverständnis und Ärger. Vor allem für Eltern, die die Betreuung ihrer Kinder spontan anderweitig sicherstellen mussten, war die späte Mitteilung eine Herausforderung. Wie das bayerische Kultusministerium auf Nachfrage der Redaktion erklärt, hängt die finale Entscheidung über einen Schulausfall aufgrund von Witterungsverhältnissen von sogenannten "lokalen Koordinierungsgruppen Witterung" ab.
Entscheidung muss Prozess durchlaufen
"Es ist wichtig zu wissen, wie dieser Prozess zusammenkommt", sagt eine Sprecherin. Demnach entscheiden genau diese Koordinierungsgruppen, ob lokaler Unterricht stattfinden kann, oder ob dieser ausfallen muss. Zu diesen Gruppen gehöre unter anderem der Katastrophenschutz, Straßenmeistereizentrale, Leistellen und auch Schulleitungen. Aber wieso trafen die Beteiligten die Entscheidung erst so spät?
"Es ist so, dass eben Witterungsbedingt diese Entscheidungen ab und zu ziemlich kurzfristig und zügig getroffen werden. Das ist uns auch bewusst [...] Grundsätzlich ist es aber so, dass die Öffentlichkeit schnellstmöglich zu informieren ist", erklärt die Sprecherin des Kultusministerium. Dass es in einigen Landkreisen zu den Verzögerungen gekommen ist, das läuft nicht über das Kultusministerium direkt. Und auch, dass es so kurzfristig war, sei die Ausnahme, "eigentlich hat das sehr gut funktioniert", resümiert die Sprecherin final.
Auch Herr Hartnagel, Pressesprecher der Regierung von Mittelfranken, bestätigt, dass die lokalen Koordinierungsgruppe bis in die Abendstunden mit Bus-Unternehmen, Städten, Landratsämtern und Straßendiensten in engem Austausch standen, "um diese Unwetterwarnung einzuschätzen [...] Letzten Endes hat sich die Situation auch von der DWD-Warnung zum Abend hin noch einmal verschärft, dann hat man entschieden 'safety first'. Dann haben eigentlich alle Landkreise, also alle Koordinierungsgruppen, für sich entschieden, dass der Unterricht ausfällt. Die haben sich dann auch untereinander abgestimmt", so Hartnagel.
Die letzten und finalen Absagen kamen Hartnagel zufolge aber teilweise erst um 21.30 Uhr. Schlussendlich war es aber eine Erleichterung - vor allem in der morgendlichen Berichterstattung und im Radio - dass von einem Schulausfall in ganz Mittelfranken gesprochen werden konnte.
Eine so späte Entscheidung ist verständlicherweise ärgerlich für Eltern, dennoch gehe das Kultusministerium stark davon aus, dass an jeder Schule eine Notfallversorgung sichergestellt war und in zukünftigen Fällen sein wird. Der Regierung von Mittelfranken Ansbach sei auch kein Fall bekannt, in dem keine Notfallbetreuung angeboten wurde. "Notbetreuung und Distanzunterricht wurden nach unseren Informationen angeboten", bestätigt Hartnagel auf Nachfrage.
Wie eine Mitarbeiterin eines Fürther Horts erklärte, sei das Angebot des Distanzunterrichts aber auch nicht überall gut angekommen. Denn: Viele Lehrerinnen und Lehrer verschickten Arbeitsaufträge - und das verpflichtend. Ein Kind zuhause zu betreuen sei das eine, sich mit ihm hinzusetzen und bei den Arbeitsaufträgen zu unterstützen aber etwas anderes.
Und auch auf Social Media machten Eltern ihrem Ärger Luft. So schrieben beispielsweise Betroffene "Interessiert nur keinen im Job besonders wenn so ne Warnung Spätabends kommt" oder "Warum entscheidet man das nicht von Anfang an?". "Hier sollen die Kinder nach Unterrichtsende (also teilweise kurz nach elf) abgeholt (!) werden – warum wurde so lange spekuliert?", ärgert sich eine Nutzerin über eine offenbar nur halbgare Lösung.
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