Zurück zu den Wurzeln
31.8.2020, 18:37 UhrGeboren ist Manfred Kruse vor 70 Jahren im niedersächsischen Edewecht. Aber seit den 1970er Jahren lebt er in Baiersdorf. Dennoch ist seine Familie Edewechter Urgestein. Das weiß der Hobby-Ahnenforscher, weil er einen Stammbaum seiner Vorfahren väterlicherseits besitzt.
Der erste Kruse in Edewecht war zugleich der erste Pastor nach der Reformation; Hermannus Crusius lebte von 1482 bis 1573 und war ab 1517 Pfarrer in Edewecht. Seither sind die Kruses lückenlos bis heute nachgewiesen. Das verdankt Kruse letztlich seinem Onkel Arnold, dem Bruder seines Vaters Georg Kruse. Der wollte nämlich in den 1930er Jahren heiraten. Dafür benötigte er einen Arier-Nachweis. So gab er bei einem professionellen Ahnenforscher einen Stammbaum in Auftrag. Heraus kam die Krusesche Ahnentafel, die bis 1517 zurückreicht.
"Als ich vor zehn Jahren begonnen hatte, meine Autobiografie zu schreiben, wurde mein Interesse an der Geschichte meiner Familie zwangsläufig geweckt", erzählt Manfred Kruse. Die Vergangenheit der Kruses war schnell ermittelt, weil er über seine Cousine an Onkel Arnolds Stammbaum herankam. Allerdings fiel ihm auf, dass er über die Vorfahren seiner Mutter nichts wusste.
Die Recherche macht Manfred Kruse schnell deutlich, dass es schwierig bis unmöglich würde, die väterliche Ahnenreihe der Mutter zu finden. Also machte er sich daran, die mütterlichen Ahnen der Mutter zu erforschen. Immerhin gelangte er bis ins 18. Jahrhundert zurück, geografisch nach Vorpommern.
Seine Mutter freilich stammte aus Berlin. Mit dem Mauerbau riss jeglicher Kontakt zur Verwandtschaft der Mutter ab, die in der DDR lebte; eine zusätzliche Hürde bei der Erforschung der mütterlichen Ahnenreihe. Erst als er – seit 2015 – seine Ahnenforschung online stellte und er seither einen eigenen Genealogie-Blog betreibt, gelang es ihm, wieder Kontakt zu Nachfahren seiner mütterlichen Verwandtschaftslinie zu bekommen. Auf den Blog hin meldete sich – wie sich bald herausstellte – ein Cousin. Der war zu DDR-Zeiten in eine Stasi-Familie zwangsadoptiert worden und auf der Suche nach seinen eigentlichen familiären Wurzeln. Dabei stieß er auf Kruses Blog. "Wir haben uns danach auch getroffen", sagt Kruse lapidar.
Dabei freut er sich über derlei Zufallstreffer riesig. "Mit der Ahnenforschung ist es wie mit dem Angeln", weiß er, "die meiste Zeit verbringt man mit Warten, aber ein oder zweimal im Jahr beißt ein großer Fisch an." Solche großen Fische hatte er auch schon in Form von Kontakten mit weitläufigen Verwandten aus den USA. Im 19. Jahrhundert, das hat Manfred Kruse herausgefunden mittels Computergenealogie, DNA-Genealogie und Kirchenbüchern. "Das hat dann zu regem Austausch mit E-Mails geführt."
Für einige der amerikanischen Verwandten, die überwiegend in Nebraska und Kalifornien gelandet sind, hat er auch einen Stammbaum erstellt. "Das mache ich kostenlos für Verwandte und Kruses aus Edewecht", betont er. So auch für Renee aus Texas. "Sie ist über meine Homepage gestolpert. Und sie wusste, dass ihr Urgroßvater aus Deutschland ausgewandert war." Es hat sich erwiesen, dass Renee und Kruse gemeinsame Vorfahren hatten. "Da habe ich ihr einen Stammbaum mit rund 1200 Personen zusammengestellt." Denn die Ahnenforschung hat sich bei ihm längst zur Leidenschaft ausgewachsen. Die eigene Ahnenreihe hat Manfred Kruse, zum Teil sehr detailreich, abgeschlossen und mit Quellen wie etwa den Gedichten oder Aquarellen seines Vaters auf seine Homepage gestellt.
Immerhin hat ihm die DNA-Genealogie weitere Erkenntnisse gebracht, wie die, dass er zurückreichend bis etwa zum Jahr 1000 nach Christus auch adlige Vorfahren hatte. Zudem weiß Kruse dadurch, dass er zu 100 Prozent Europäer ist und zu 40 Prozent Engländer.
Und warum das Ganze? "In erster Linie mache ich’s für mich", erklärt Manfred Kruse seine genealogische Neugier.
Weitere Infos im Internet unter:
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