21. Februar 1963: Neuer Weg zum montierten Hochbau

21.02.2013, 07:50 Uhr

Wer die Verhältnisse einigermaßen kennt, wird zunächst an ein „Märchen“ glauben. Die Sache sieht dann aber schon wesentlich anders aus, wenn man berücksichtigt, dass die Monteure „auf den Schultern vieler Kollegen“ standen, die man nicht sah: in der Planung, auf der Baustelle, in der Fabrik und bei den Transporten schufen andere die Voraussetzungen für diese Rekordleistung.

Das Geheimnis heißt „Vollmontage von Fertigteilen aus der Fabrik“. Architekt Werner Bathe und ein Betonwerk in Neunkirchen taten sich zusammen. Sie entwickelten für den ersten vielgeschossigen Stahlbeton-Skelettbau dieser Art ein neues, inzwischen zum Patent angemeldetes Verfahren, das ganz darauf abgestellt ist, die eigentliche Baustelle zu entlasten.

An einem großen Parkplatz

Die Methode ermöglicht es zum Beispiel, noch im Winter die Teile zu fertigen und dann rasch voranzukommen, sobald die Bausaison beginnt. Sie bedeutet einen weiteren Beitrag zu dem vieldiskutierten und auch in Erlangen schon auf verschiedenen Wegen in der Praxis untersuchten Problem, ob neue Formen des Bauens aus der Überlastung des Baumarktes herausführen und vielleicht sogar Einsparungen ermöglichen.

Am Anfang stand der Entschluss des Unternehmens Frieseke & Hoepfner, dem Werk in Bruck einen neuen Mittelpunkt zu geben, der Direktion, Verwaltung, Konstruktion und andere Büroaufgaben zusammenfasst: das größte Bauprojekt dieses Unternehmens seit dem Kriege. Mit der 64 Meter langen Südfront schließt das 25 Meter hohe und 17 Meter breite Gebäude an einen großen Parkplatz an. Den Haupteingang erreicht man — später — in der Mitte der mit gelben Mosaikfeldern getönten und klar gegliederten Fassade über eine „Brücke“, weil selbst das unterste Geschoss ringsum Tageslicht erhält.

Rationell gedacht

Obwohl das Haus mit 24000 Kubikmeter umbauten Raumes nur etwa ein Viertel des größten Hochhauses in Erlangen umfasst, enthält es theoretisch 1200 Arbeitsplatz-Einheiten und bietet über 71 Prozent der entstehenden Nutzfläche als Büroraum an. Der Unterschied zur tatsächlich geplanten Belegung mit 600 Mitarbeitern ergibt sich u.a. durch den größeren Raumbedarf etwa von Zeichenmaschinen. Die „Nutzprozente“ aber liegen rund 20 Prozent über der üblichen Quote.

Als endlich das Fundament gegossen war, nahmen am 17. Juli des vergangenen Jahres die ersten Stützen ihre Plätze ein. Nun rollten Zug um Zug die weiteren, aus hochwertigem Stahlbeton hergestellten Teile des „Skelettes“, darunter auch die Decken, Fensterbrüstungen und die Platten der völlig geschlossenen Giebelseiten heran, wurden von dem kräftigen Kran an die vorgesehenen Stellen gesetzt und verankert.

Das größte Gewicht erreichten mit 7,5 Tonnen die „Windstützen“, während die übrigen Elemente bis zu fünf Tonnen wogen. Die längsten Teile des „Baukastens“ waren Stützen mit 13 Meter Länge bei einem Querschnitt von 20 mal 55 Zentimeter. Die größten Flächen hatten die Teile der „Rippendecke“: umgekehrt einzuhängende Wannen von 1,75 Meter Breite mit einer Spannweite von 7,80 Meter, in der Fläche zehn und an den Längsseiten 40 Zentimeter „dick“.

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