ASB Erlangen ermöglicht Sterbenden Wunschreisen
06.11.2018, 14:00 UhrWenn Sie, liebe Leserin oder lieber Leser, diesen Absatz gelesen haben, werden etwa 20 Sekunden vergangen sein. Weltweit sterben in dieser kurzen Zeitspanne etwa 40 Menschen. Wie sie gestorben sind, wissen die Wenigsten.
Ob es etwas gibt, was sie vor dem Tod noch einmal machen wollten, wissen meist noch weniger. In Erlangen kümmert sich um letzte Wünsche künftig der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB).
In einem "abgespeckten" Rettungswagen geht es für Sterbende noch einmal an das Wunschziel, berichtet Regionalverbandsvorsitzender Dirk Goldenstein: "Wir organisieren alles von der Fahrt ans Meer oder zum Club-Spiel." Er betont dabei die Organisationsarbeit, die dahinter steckt, schließlich stehe man nicht mit einem Schwerkranken vor dem Stadiontor, "klopft an und sagt: ,Wir würden gerne hereinkommen‘."
Komplett ehrenamtlich organisiert ist das Projekt, das die umgebauten Rettungswägen — unter anderem gibt es eine Minibar und eine Musikanlage im Auto — durch alle Bundesländer fahren lässt.
Geplant war ein Wünschewagen pro Bundesland, aufgrund der Größe gibt es in Bayern jedoch deren drei: Im Allgäu, im Münchener Raum und eben in Erlangen, Letzterer ist für ganz Nordbayern zuständig.
Finanziert wird das Projekt größtenteils aus Spenden. Der "niedrige sechsstellige Betrag", der zur Umrüstung eines Krankenwagens nötig ist, generiert sich aus Spenden wohlwollender Bürger und Zuschüssen des Bundesverbands.
Zu sehen sein wird das neue Erlanger Gefährt ab Mitte Dezember. In einem speziellen Kickoff-Abend am 13. Dezember findet die feierliche Einweihung im Kreise des ASB statt, die Öffentlichkeit bekommt das Auto erstmals auf der Erlanger Waldweihnacht am 22. Dezember zu Gesicht, ehe er sich auf die ersten großen Fahrten begibt.
Die Ziele seien bei den meisten Patienten die "Klassiker", oft führt der Weg die bundesweit 1300 ASB-Ehrenamtlichen an die See oder ins Gebirge, erklärt Projektleiterin Caterina Hertweck. Seit 2014 gingen in Deutschland dadurch schon fast 1000 letzte Wünsche in Erfüllung.
Natürlich scheitern die Unterfangen auch hin und wieder, das sei der manchmal schnell voranschreitenden Verschlechterung des Gesundheitszustandes geschuldet. Aber selbst dann, heißt es, überlege man sich beim ASB Alternativen.
Dann gehe die Reise eben nicht ans Meer, sondern an einen näher gelegenen See. Nur eines, betont Geschäftsführer Jürgen Seiermann, komme nicht in Frage: "Wer in suizidaler Absicht in die Schweiz will", sei beim ASB falsch.
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