Auf Spurensuche nach höheren Wahrheiten
10.12.2011, 00:00 UhrNur einfach etwas glauben sollen, ist seine Sache nicht. Nicht für einen, der Elektrotechnik studiert hat, mit dem gängigen materialistischen Weltbild groß geworden ist, in dem so etwas wie Wiedergeburt als überholter Glaube keinen Platz hat, und der mit seiner wissenschaftlich-rationalen Art über 25 Jahre lang medizintechnische Geräte wie Ultraschallbildgeräte oder einen Ultraschall-Computertomographen entwickelt und gebaut hat. Auch ist der 72-Jährige frei von jeglichem Sendungsbewusstsein, konfessionslos zudem und nicht daran interessiert, sein Scherflein zur Wiederverzauberung der entzauberten Welt beizutragen. Dennoch bewegt er sich im Spannungsfeld zwischen präziser Wissenschaft und einem kaum greifbaren, metaphysischem Thema, das eben auch in den Religionen, der Philosophie und nicht zuletzt in der Esoterik behandelt wird. Aber nicht nach Hasslers Art.
"Ich war entsetzt"
Der Anstoß kam von der Mutter. Diese vernünftige wie nüchterne Dame, die sich selbst gerne „Frau Praktisch“ nannte, empfahl seinerzeit ihrem Sohn, sich doch mal mit dem Thema „Reinkarnation“ zu beschäftigen, sie hätte da gerade ein interessantes Buch gelesen. „Ich war entsetzt und sah mich plötzlich gezwungen, an ihrem Verstand zu zweifeln.“ Nein, das war nichts für den jungen Frankfurter. Mehr noch. Er fand das alles eher „abstoßend“, sah es schlicht als Quatsch und esoterischen Blödsinn an. Und damit war das Thema vorerst vom Tisch, um späterhin umso wuchtiger wieder zum Vorschein zu kommen.
Auf der Suche nach unterhaltsamer Urlaubslektüre streifte der damals 47-jährige durch die Buchhandlungen und stieß dabei auf ein Werk mit dem Titel „Reinkarnation“ von Ian Stevenson. Überaus skeptisch blätterte er es durch, las quer und nach und nach verflüchtigten sich seine Vorurteile. Denn es handelte sich hier um empirische Feldforschung und nicht, wie erwartet, „um unbelegte und unbelegbare Behauptungen eines Esoterikers.“ Und der Autor selbst war beileibe kein pseudonymer Blender, der esoterischen Gedankentrödel absonderte, sondern ein real existierender Professor an der Universität Virginia, USA. „Das Buch fand ich deshalb so bemerkenswert, weil es einen Weg aufzeigte, auf dem man sich einer grundlegenden, ungelösten Menschheitsfrage in rationalem Denken nähern kann, anstatt nur Vorgegebenes glauben zu müssen.“ Kurz: Das Buch holte Hassler dort ab, wo er als einer durch Studium und Beruf geprägter und zu einer wissenschaftlich-exakten Arbeitsweise erzogener Techniker gerade stand. Und es wies ihm gleichsam seinen künftigen Weg.
Stevensons Werk präsentierte eine durchaus sorgfältige, weltweite Feldforschung, in der Erfahrungen von kleinen Kindern untersucht werden, die spontan von ihren angeblichen früheren Leben berichten.
Das Überprüfen und Nachforschen von Behauptungen, von seltsamen Verhaltensweisen und Geburtsmalen einiger Kinder aus vielen Kulturkreisen erbrachte in einigen tausend Fällen viele Übereinstimmungen mit dem Leben verstorbener Personen, die oft in gänzlich fremden Familien und nicht allein bei Anhängern der Reinkarnationslehre gelebt haben.
Die vorgelegten Daten und Fakten sind das eine. Ihre Auslegung das andere. Und das Heer von Kritikern nochmals eine Sache für sich. Der oft gehörte Einwand, dass diese Erfahrungen mit Kindern kulturbedingt und lediglich in Ländern mit einem Glauben an die Reinkarnation zu finden seien, veranlassten Hassler, selbst ans Werk zu gehen. Der vorgezogene Ruhestand machte es zeitlich möglich. 2001 gründete er die „Aktionsgruppe Reinkarnationsforschung Erlangen“ (ARE). Diese Hand voll Leute schickte sich an, Fälle von Spontanerinnerungen im deutschen Sprachraum zu finden, zu untersuchen und zu veröffentlichen. Über Zeitungsanzeigen und einer Internetseite sollte das gesuchte Material aufgespürt werden.
Die Bilanz nach nunmehr elf Jahren: Die überwiegende Zahl der Zuschriften – bis auf wenige Ausnahmen abgesehen – sind von so unbestimmter Art, dass nur in wenigen Fällen eine Auswertung möglich ist. Im Schnitt wurde eine Spontanerinnerung pro Monat gemeldet. Die überzeugendsten wurden ins Buch aufgenommen. Dieter Hassler hat elf ausführliche und 269 Kurzbeispiele einfließen lassen, sie bündig und materialreich auf 460 Seiten dargestellt.
„Ich fühle mich als ein Brückenbauer zwischen den etablierten Naturwissenschaften und einer neuen Wissenschaft über außergewöhnliche Erfahrungen“, sagt Hassler. Vor allem für die Menschen, die noch offen sind für solche Fragen und die nach einem tieferen Verständnis über die Welt und ihre Rolle darin sind, die aber – wie er selbst – einen rationalen Zugang dazu benötigen. Er wird gerne zu Vorträgen eingeladen, unter anderem auch an der VHS Erlangen – und die Besucher waren davon sehr angetan.
Ohne missionarisches Gebaren spricht er dabei auch von seinem Gefühl, das ihm sagt, dass es da noch mehr zwischen Himmel und Erde geben könnte, als die aktuelle Wissenschaft erlaubt, etwas Sinnstiftendes. Für ihn jedenfalls ist Wiedergeburt inzwischen eine höchstwahrscheinliche Realität, die nicht nur mit dem Gefühl wahrgenommen wird. Sie gründet sich auch auf Fakten.
www.reinkarnation.de
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