Balleis droht mit der Arcaden ,Tod‘

16.9.2005, 00:00 Uhr
Balleis droht mit der Arcaden ,Tod‘

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„Wer am 18. September für die kleine Lösung stimmt, stimmt für den Tod der Arcaden“, warnt Balleis alle „Taktiker“unter den Arcaden-Gegnern, die glauben, bei der Abstimmung am Sonntag „Schadensbegrenzung“ betreiben zu müssen. Die Bürger seien ausreichend informiert, niemand werde vor vollendete Tatsachen gestellt, kein Schritt sei überstürzt.

Die Arcaden, so das Stadtoberhaupt, seien in der jetzt geplanten Form — ausschließlich auf dem Gelände der bisherigen Post und ihrem Parkplatz — bereits derart reduziert, dass weder ein wirtschaftlicher Schaden für Dritte noch einer fürs Stadtbild entstehen könne: „Von Gigantomanie kann keine Rede mehr sein“.

Nur die Erlanger Arcaden stellten eine Chance dar, so Balleis, wieder an wirtschaftlich gute Zeiten des Erlanger Einzelhandels in den 70er Jahren anzuknüpfen, als die Hugenottenstadt das Ziel vieler auswärtiger Konsumenten war, zudem werde mit den Arcaden „ein Fehler der früheren Stadtplanung revidiert, als sich der Handelsschwerpunkt von der Zentralstadt in den Süden verlagerte.“

Erlangens Stadtplanungsreferent Egbert Bruse glaubt ebenfalls, „dass wir das Höchstmaß an Qualität aus der Planung herausgeholt haben — es gibt keinen Klotz mehr, sondern eine stadtverträgliche Gliederung der Baumasse.“ Das vom Stadtrat in Auftrag gegebene Gutachten zur Auswirkung auf den Einzelhandel zeige zudem, dass nachteilige Wirkungen vermieden würden — andererseits werde auch genug Kaufkraft gebunden, um die „Arcaden“ lebensfähig zu halten. „Arcaden“-Architekt Prof. Hubert Kress — „wir sind bezüglich der Planungen wie ein Segelschiff im Wind, alle Spinnacker sind gesetzt, wir sind in voller Fahrt“ — schilderte noch einmal die „derzeitige desolate städtebauliche Situation hinter der Hauptpost: „Das sieht ja aus wie die Vereinigten Hüttenwerke Erlangen“, wie er anhand eines Luftbildes spöttelte.

Transparente Baustoffe

Er fand aber in seinem von zahlreichen Detailansichten unterstützten Vortrag vor allem Hinweise darauf, dass die jetzige, stark reduzierte Planung sowie eine bewusste Auswahl transparenter Baustoffe — vor allem Glas in verschiedenen Tönungen und Farbvarianten - dem Baukörper „viel Lebendigkeit“ verleihen werde, „die Fassade wird als ein immer neues Erlebnis gestaltet, je nach Beleuchtung“. Die halb-transparente „Haut“ des Gebäudes verberge ebenso viel Innenleben wie sie das Innere auch zeige — „ich glaube, das wird ganz spannend“, wie Kress überzeugt ist.

Der Kress’sche Entwurf, wie er in diesen Tagen in der „alten“ Post zu sehen ist, heute aber auch vor dem C & A am Neuen Markt (und morgen auf dem Rathausplatz, jeweils in Info-Pavillons), besteht aus drei Bauteilen: einem großen, nierenförmigen Gebilde entlang der Güterbahnhof-/Nägelsbachstraße, einem Riegelbau zwischen der westlichen Bebauung Nürnberger Straße und dem Neubau sowie einer Passage am Südende des Geländes, die den Anschluss an die Nürnberger Straße (auf Höhe der Tchibo-Filiale und des Optikers Abele) herstellt.

Nach Kress’ Überzeugung ist die Kubatur des Hauses „maßvoll“, die Eigenheit des Standorts Löwenich’sches Palais werde nicht berührt, der Oberbürgermeister sieht in der Planung („Nur halb so hoch wie der jetzige Postturm“) ein Zeichen höchster Sensibilität. Für Kress ist der Rest nur Herausforderung: „Alle Segel sind gesetzt, aber wir sehen am Sonntag eine Flaute auf uns zukommen. Das darf nicht sein!“ PETER MILLIAN