Bayerschmidt: "Will in vier Wochen wieder im Tor stehen"

3.8.2013, 09:15 Uhr
Bayerschmidt:

© Harald Sippel

Andy Bayerschmidt, vier Monate nach ihrer schweren Verletzung wie geht es Ihnen, wann wird es den ersten Ballkontakt geben?

Andreas Bayerschmidt: Die Reha- Phase ist problemlos verlaufen. Natürlich gibt das eine oder andere „Problemchen“, aber in zirka vier Wochen hoffe ich wieder beim Training zwischen den Pfosten zu stehen.

Sie sind mit dem „Worst Case“ eines jeden Leistungssportlers, einem Kreuzbandriss, auf Krücken mit der Mannschaft zur schwierigen Partie nach Leutershausen gereist. Warum?

Bayerschmidt: Natürlich wollte ich nach meiner schweren Verletzung der Mannschaft moralische Unterstützung leisten. Auf keinen Fall wollte ich mich damit zusätzlich quälen, wenn man den Spielverlauf nachträglich Revue passieren lässt.

Nach dem erfolgreichen Eingriff berichtete ihr Trainer von der „Besessenheit“ wie sie die Reha-Trainingsmaßnahmen sofort aufgenommen haben. Um nicht ins Grübeln zu kommen oder überzeugt allen zu zeigen, dass und wie sie die Herausforderung annehmen werden?

Bayerschmidt: Es war auf jeden Fall eine Herausforderung für mich hatte ich doch im Februar entschieden noch ein Jahr als Leistungssportler anzuhängen. Mir war völlig klar so will ich nicht aufhören.

Sie sind heute schon ein Stück Erlanger Handballgeschichte im Bundesligasport. Von 1996 bis 2001 bei der HG Erlangen (bis zu deren freiwilligen Abstieg in die Oberliga) und von 2005 an für den HC Erlangen bis zum heutigen Tag. Was bedeutet es für Sie in Erlangen auf dem Parkett zu stehen?

Bayerschmidt: Es ist wie ein Wunschtraum, kann ich doch neben der sportlichen Herausforderung meine berufliche Karriere vorantreiben.

Vier Jahre lang spielten sie beim EHV Aue. Wie war diese Zeit für sie und war es schwierig als „Gast“ in der Hiersemannhalle antreten zu müssen?

Bayerschmidt: Es war eine sehr schöne Zeit, die ich nicht missen möchte. Was die Begegnungen in Erlangen angeht, möchte ich besonders das Wiedersehen mit Spielern herausheben, die man sehr gut kannte.

Wie vollzog sich die Rückkehr zum Erlanger Handball. War es eine freie Entscheidung, was war ausschlaggebend, wurde Ihnen dieser Schritt leicht gemacht?

Bayerschmidt: Da stand im Vordergrund die Familie mit Frau und zwei Kindern, das Haus, aber natürlich auch die berufliche Perspektive. Es war vor allem eine Vernunftsentscheidung.

Die Erlanger Fans freuten sich über Ihre Rückkehr. Belastung ob der hochgeschraubten Erwartungen oder Motivation bei soviel Dankbarkeit?

Bayerschmidt: Es war ein Gefühl, wie wenn man nie weg gewesen wäre, es war ein überaus schönes Gefühl das so von mir nicht erwartet wurde.

Mit Frank Bergemann als Trainer gelang gleich im ersten Jahr die Rückkehr in die 2. Handball Bundesliga. Bis zum letzten Spiel musste dann um den Klassenerhalt gekämpft werden. Drei Jahre später gelang kurz vor Schluss der Sprung in die eingleisige zweite Liga. Welchen Anteil hat dabei der Trainer?

Bayerschmidt: Frank Bergemann ist ein Trainer mit internationaler Erfahrung und Erfolgen. Er hat ein Netzwerk aufgebaut und ein tragfähiges Umfeld geschaffen. Er hat viel Arbeit investiert und natürlich auch von den Spielern gefordert bis hin zu den acht Trainingseinheiten plus Wettkampf pro Woche.

Sowohl bei der HG wie auch jetzt beim HC war und ist Frank Bergemann ihr Trainer. Welchen Anteil hat er an ihrer sportlichen Entwicklung?

Bayerschmidt: Schon in ganz jungen Jahren war der Kontakt vom Trainer her gegeben. Als ich mit 19 Jahren in der 2. Bundesliga auflaufen durfte haben mir die vielen Einsatzzeiten sehr geholfen. Ich denke aber, das ich diese Chance auch genutzt habe und mich so weiter entwickeln konnte.

Im Bundesligahandball sind sie einer der bekanntesten Torhüter überhaupt. Warum haben Sie Erlangen nie freiwillig verlassen?

Bayerschmidt: Erlangen ist meine Heimatstadt, die sich gut entwickelt hat. Als 1999 ein Wechsel in die erste Liga möglich gewesen wäre, bin ich gerade Vater geworden. Da war die Entscheidung klar.

Noch nie gab es so viel Neuzugänge wie in diesem Jahr. Dabei wird dem Erlanger Modell Beruf und Sport von den Verantwortlichen große Bedeutung beigemessen. Auch sie haben dem Handball ihren Arbeitgeber, die Firma Heitec, zu verdanken. Eine ideale Konstellation?

Bayerschmidt: Zukunftsdenken sollte auch bei den talentiertesten Spielern ganz oben stehen. Das ist eine sehr, sehr gute Entwicklung.

Es gibt Standortfaktoren wie die breit gefächerte Universität aber auch Dank einem professionellen Management einen breit gefächerten Sponsorenpool der dem HC Erlangen einen noch nie dagewesenen Etat beschert. Ein Glücksfall?

Bayerschmidt: Es ist aus meiner Sicht eine Stärke auf jeden Fall. Für die Spieler steht bei der Vereinssuche die Verlässlichkeit des Vereins ganz weit oben.

Zum Schluss ein Blick in die kommende Saison. Die Mannschaft ist breit aufgestellt, weckt bei den Fans große Erwartungen. Sind die Spieler bei aller Konzentration erleichtert, dass die Verantwortung künftig von noch mehr Schultern getragen wird?

Bayerschmidt: Zunächst einmal möchte ich klarstellen: Auch ein Torhüter ist kein Alleinunterhalter. Der jetzige Kader ist auf jedem Fall von Vorteil, die Umstellung positiv für die weitere Entwicklung der Mannschaft. Nur so kann die eine oder andere Schwächephase, die es immer geben wird kompensiert werden.

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