Corona: Luftfiltergeräte für Klassenzimmer in Erlangen?

20.10.2020, 06:00 Uhr
Corona: Luftfiltergeräte für Klassenzimmer in Erlangen?

© Daniel Bockwoldt/dpa

Eigentlich, so lautet die Bitte vieler Schulen, sollten Kinder daheim bleiben, wenn sie erkältet sind. Im Corona-Jahr 2020 wird diese Bitte besonders deutlich formuliert, denn hinter einer Erkältung könnte sich auch eine Corona-Infektion verbergen. Trotzdem verhallt sie oftmals ungehört. "Fast die Hälfte meiner Schüler sitzt derzeit mit einer Erkältung im Unterricht", sagt eine Lehrerin einer Erlanger Schule. Sie ist erleichtert, dass der Freistaat jetzt Schülern angesichts steigender Infektionszahlen die Maskenpflicht im Unterricht verordnet hat.

Doch mit dem Tragen der Mund-Nasen-Bedeckungen allein ist es aus Expertensicht nicht getan. Mitte August hatte die Innenraumlufthygiene-Kommission (IRK) am Umweltbundesamt deutlich gemacht, dass das Tragen von Masken und die Einhaltung der Hygiene- und Abstandsregeln in Innenräumen nur dann ausreichend wirksam sind, wenn gleichzeitig für einen angemessenen Luftaustausch über Fensterlüftung oder Lüftungstechnik gesorgt wird.

"Angemessen" bedeute in der derzeitigen Situation, "für eine möglichst hohe Zuführung von Frischluft zu sorgen, welche eine Innenraumluftqualität möglichst annähernd an die Außenluft herstellt".

Fördergelder des Kultusministeriums

Dass im Herbst und mehr noch im Winter in unseren Breiten diese Außenluft wirklich sehr "frisch" ist, stellt dabei allerdings ein nicht unerhebliches Problem dar. Ein anderes Problem ist, dass die wenigsten Klassenzimmer in Bayern mit geeigneten Lüftungsanlagen ausgestattet sind. Das Kultusministerium (KUMI) rät, wie berichtet, zum Stoßlüften, auch während des Unterrichts. Nur wo nicht über Fenster gelüftet werden kann, soll eine technische Lösung angestrebt werden. Mit 37 Millionen Euro will das KUMI dies fördern.

In Erlangen wurde inzwischen, angestoßen durch einen Antrag der FDP-Fraktion vom September, in zwei Fachausschüssen über das Thema gesprochen. Dabei, so machte die Verwaltung deutlich, muss man zwischen Lüftungsanlagen und Luftfiltergeräten unterscheiden.

Lüftungsanlagen tauschen Innen- und Außenluft aus. Sie sind – einer Vorgabe aus der Bauordnung für Aufenthaltsräume folgend – in den Erlanger Schulen nur in innenliegenden Räumen eingebaut – in wievielen genau, wird derzeit abgefragt. Ansonsten wird, auch bei Neubauten und künftigen Bauprojekten, auf die natürliche Lüftung durch Fenster gesetzt. Nur bei Räumen, wo von der Planung oder den Anforderungen her eine Fensterlüftung nicht geht, sind Lüftungsanlagen vorgesehen.

Trotz Filtergeräten regelmäßig lüften

Luftfiltergeräte wiederum reinigen die Luft, tauschen aber nicht Innenluft gegen Außenluft aus. Um die CO2-Konzentration in Klassenräumen zu senken, müsse also – so der Hinweis der Verwaltung – trotz Luftfiltergeräten regelmäßig gelüftet werden, und zwar zirka alle 20 Minuten für jeweils fünf Minuten, so wie es eben ohnehin empfohlen werde. Hinzu kommt ein nicht unerheblicher Kostenfaktor: Für die 700 Klassenräume in den Schulhäusern im Stadtgebiet würden die Anschaffungskosten – wenn man 4000 bis 6000 Euro pro Luftreinigungsgerät zugrunde lege – zwischen 2,8 und 4,2 Millionen Euro betragen.

Aus diesen Gründen gilt für die Verwaltung der "Verzicht auf die grundsätzliche Ausstattung aller Klassenräume mit Luftfiltergeräten mit integrierten HEPA-Filtern" als gesetzt. Nicht jedoch für die ÖDP-Fraktion. Diese hat zur Stadtratssitzung am 28. Oktober einen Dringlichkeitsantrag gestellt und sieht noch Gesprächsbedarf. "Es ist ein schwieriges Thema, aber es ist für uns noch nicht erledigt", sagt ÖDP-Stadtrat Frank Höppel.

Lieferengpässe zu erwarten

Schwierig ist das Thema auch deshalb, weil laut Florian Engel, Leiter des Amtes Gebäudemanagement der Stadt, Lieferengpässe bei Luftfiltergeräten zu erwarten seien. Es sei nicht damit zu rechnen, dass man die Geräte noch in diesem Winter installieren könne.

Dennoch: Alle 20 Minuten Stoßlüften im Winter ist ein sehr praxisferner Lösungsansatz aus Sicht der ÖDP, die die Gesundheit von Schülern, Lehrern und Angestellten in Gefahr sieht. Konzentriertes Arbeiten – auch in längeren Prüfungen – in kalten Klassenzimmern, Verkehrslärm durch die Fenster: Dies sei problematisch. "Wir wollen nicht nur wissen, dass und warum etwas NICHT geht, sondern erbitten konstruktive Lösungsansätze, die dem Schulalltag gerecht werden", so die ÖDP.

Was wollen die Schulen?

Wissen möchten die Stadträte auch, welche Maßnahmen die Schulleitungen und Personalräte der Schulen als erforderlich ansehen – man gehe davon aus, dass in den letzten Monaten ein Austausch des Schulverwaltungsamts mit den Vertreter*innen der Schulen stattgefunden habe. Das oberste Ziel müsse die Gesundheit von Schülern und Lehrern sein, so die ÖDP.

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