Denkmal soll sich selbst ein Denkmal setzen
25.4.2014, 06:00 UhrDas Landesamt für Denkmalpflege hat nach langem Ringen dem Abriss und Neubau des Anwesens Richard-Wagner-Straße 12 zugestimmt. Das Eckhaus zur Goethestraße, Teil des (ehemaligen) Denkmals „Gundel-Häuser“ war das letzte der vier Häuser, um deren Teilerhalt sich Bauherr, Architekt, das städtische Baureferat und der Denkmalschutz nicht einigen konnten.
Nach zwei Begehungen hat nun das Denkmalamt ein Einsehen, dass die Substanz des Hauses auch nicht teilweise gerettet werden kann – bis auf die Außenwirkung. Dies soll dadurch erreicht werden, dass das Haus in seinen Maßen nicht wesentlich verändert wird, die frühere, stark gegliederte Fassade wieder hergestellt wird (sie war durch große Schaufenster „zerstört“ worden) und die Dachlandschaft in alter Vielfalt wiederhergestellt wird.
Nicht nur Architekt Leif Seissl (SSP Architekten), auch Erlangens Bau- und Stadtplanungsreferent Josef Weber halten die Zustimmung zum Abriss durch das Landesamt für einen richtigen Schritt, sie sind auch davon überzeugt, „dass die Optik der Häuser hinterher stimmiger ist als vorher“. Das ist zumindest beim Ensemble in der Goethestraße selbst nicht schwer, war doch das Haus Nr. 19 eine alte Bausünde aus den 70ern des letzten Jahrhundert gewesen, war doch auch die Fassade des Hauses Nr. 21 alles andere als ansehnlich geworden. Hinzu kam eine innere Bausubstanz die jeder Beschreibung spottete und auch bei den Fachleuten des Landesamtes bei Inspektionen der Gebäude wenig Freude bereitete.
Erste Zugeständnisse
So konstatierte das Landesamt in einer Stellungnahme den Grad der Zerstörung in den Häusern Goethestraße 23 und Richard-Wagner-Straße 12 und kam dabei zu dem Schluss, dass das Haus in der Goethestraße – von dem heute gerade noch die Sandsteinfassade steht –, „nur noch eine Bedeutung als bauliche Anlage im Ensemble der Erlanger Neustadt“ habe, als Einzeldenkmal also nicht mehr existiere.
Umso stärker drängte das Landesamt darauf, dass das Eckhaus als „Einzeldenkmal“ erhalten bleibt. Zudem hielt es das „typologisch“ den Bahnhofsplatz prägende Haus für „sanierungsfähig“. Das lief allerdings der Einschätzung des Bauherrn klar zuwider. Dessen Architekt Leif Seissl hielt die Sanierung dieses Gebäudeteils – gestützt auf die Aussagen von Statikern – für „unzumutbar“. Der bauliche Aufwand würde die Quadratmeterpreise in diesem Objekt um bis zu 60 Prozent erhöhen.
Nah am historischen Vorbild
Baureferent Josef Weber, der sich nach intensiver Auseinandersetzung mit der Bausubstanz des Hauses dieser Einschätzung angeschlossen hatte, ist froh, dass nun auch das Landesamt dies eingesehen habe. Durch die enge Anlehnung an die Originalausführung des Hauses – „die jetzige Erscheinung ist ja längst nicht mehr das Original“ – werde sogar ein verbessertes Bild geschaffen, ist Weber überzeugt, allein durch das Verschwinden der großen Schaufenster lasse sich das Haus wieder besser historisch der Epoche des Barock zuordnen.
Dass das Ensemble – bis auf das denkmalgeschützte Haus Nr. 17 – hinterher nicht mehr dasselbe ist, wird die Denkmalpfleger und Historiker betrüben. Denkmalpflege ohne Nutzen aber lehnen selbst die Denkmalpfleger ab.
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