Die Badminton-WG vom SC Uttenreuth
26.6.2018, 18:00 UhrAm Anfang hat Arindan Mandal noch aufgepasst mit den Gewürzen. Das Essen sollte nicht zu scharf sein, nicht so scharf wie Zuhause. "Damit Peter es auch essen kann", sagt der gebürtige Inder, der gerade für ein Jahr in Deutschland lebt. "Mit der Zeit habe ich aber die Dosis erhöht. Mittlerweile kann er alles essen." Peter Nielsen, sein WG-Mitbewohner, hat indischen Geschmack entwickelt.
Das wäre genau genommen natürlich einfach nur eine nette WG-Geschichte, wie sie in Studentenstädten wie Erlangen tausendfach vorkommt. Doch Peter Nielsen hat seine Studienzeit lange hinter sich, der 73-Jährige ist bereits in Ruhestand. Dass er nun trotzdem in einer Wohngemeinschaft mit einem Austauschstudenten lebt, hat er dem Badminton zu verdanken. Ohne ihren geliebten Sport hätten Mandal und Nielsen nicht zusammengefunden.
Seit September ist Arindan Mandal in Erlangen, an der FAU arbeitet er an seiner Doktorarbeit. "Badminton ist mein größtes Hobby, ich spiele es seit sieben Jahren. Angefangen habe ich es an meiner Universität in Indien." Der 27-Jährige kam zuerst nach Frankfurt, um dort seinen zweimonatigen Deutschkurs zu machen. "Das Erste, nach was ich in der Stadt gesucht habe, war ein Badminton-Klub." So kam Mandal zum VfL Marburg, ein Verein, der seit Jahren eng mit dem SC Uttenreuth verbunden ist.
"Sie haben mir Peter vorgestellt, als ich nach einer Wohnung in Erlangen gesucht habe", sagt Mandal, der eigentlich in der Innenstadt wohnen wollte, damit er auch mal Feiern gehen kann. Weil es schwierig war, etwas Bezahlbares zu finden, zog er zunächst bei Peter Nielsen ein. Und blieb. "Er liebt mich, ich liebe ihn", sagt Mandal in Englisch. Er versteht zwar Deutsch, traut sich selbst allerdings noch nicht viel zu sprechen.
Das Zusammenleben in der Badminton-WG klappt trotzdem gut. "Ich wasche die Wäsche, er kocht", sagt Peter Nielsen. "Für mich ist es perfekt", meint Mandal. "Peter ist vielleicht älter. Doch es ist schön, jemanden zu haben, mit dem ich reden kann." Für den stellvertretenden Abteilungsleiter ist es auch eine gute Sache: "Ich mache seit mehr als 50 Jahren Badminton, das ist mein Leben." Jemanden aus diesem Umfeld bei sich aufzunehmen, war also kein Problem.
"In den ersten 14 Tagen haben wir gemerkt, wir passen zusammen", sagt Nielsen. "Das, was er isst, esse ich gerne. Das, was ich esse, isst er nicht unbedingt gerne." Und auch sonst funktioniert es. "Arindan hat zum Beispiel innerhalb kürzester Zeit gemerkt, dass wir Deutschen alles recyclen und Müll trennen." Für den Uttenreuther ist es die erste eigene WG. "Vielleicht finde ich aber Gefallen daran." Dadurch bleibe man jung, sagt er. "Man wird von den jungen Leuten anerkannt: Der alte Knacker gehört dazu." Die große Gemeinsamkeit der WG-Mitbewohner ist natürlich der Sport. "Wenn ich im Verein Badminton spielen kann, ist es für mich immer der beste Moment des Tages", sagt Mandal. "Ich versuche, kein Training zu verpassen."
In der Saison hat er den SCU in der Bezirksliga unterstützt. "Meine Teamkollegen sind sehr freundlich, sie mögen es immer, mit mir zu spielen." Auch beim Erlanger Sommerturnier hat er mitgemacht. Im Einzel am Samstag hat Mindal sogar in der Klasse B gewonnen. Sonntag im Doppel Klasse A mit seinem Partner Andreas Hofmeister aus Marburg ging das erste Spiel erst im Halbfinale verloren, am Ende reichte es für Platz vier.
Insgesamt war das Niveau bei diesem Sommerturnier, das seit mehr als zehn Jahren der SC Uttenreuth ausrichtet, höher. Erstmals waren auch Teilnehmer aus der Bayernliga zugelassen. Als beste Spielerin wurde Iryna Pietsch (Polizei SV München) ausgezeichnet, der Wanderpokal für die beste Mannschaft ging an den TSV 1846 Nürnberg. Auch einige Rückkehrer waren dabei, Spieler, die einst das SCU-Trikot getragen haben.
Für Arindan Mandal ist es wohl vorerst das letzte Erlanger Sommerturnier gewesen. Im September kehrt er nach Indien zurück. "Doch er hat versprochen, uns zu besuchen", sagt Nielson. Vielleicht gibt es dann auch wieder indische Spezialitäten.
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