Die Comic-Welt blickt wieder nach Erlangen

08.06.2014, 12:47 Uhr
Die Comic-Welt blickt wieder nach Erlangen

© Marie Helene Grosos/ADAGP

Im Gründungsjahr 1984 des Internationalen Comic-Salons galten Comics in Deutschland noch als „Kinderkram“. Mit der Entdeckung des anspruchsvollen französischen und belgischen „Bandes Dessinées“ begann in den 80ern die Entwicklung der grafischen Literatur für ein erwachsenes Publikum. Heute gehören internationale Erfolge junger deutscher Zeichnerinnen und Zeichner und eine verstärkte Wahrnehmung von literarischen Comics als Graphic Novels im Feuilleton und Buchhandel zum Alltag. Eine Entwicklung, die nicht zuletzt durch den Comic-Salon in die Wege geleitet wurde.

Der Internationale Comic-Salon ist längst das bedeutendste Festival für grafische Literatur im deutschsprachigen Raum. Das Herz des Salons schlägt auf der Messe: Rund 150 Aussteller präsentieren ihr Programm, zahlreiche Neuerscheinungen werden erstmals vorgestellt. Über 400 Künstlerinnen und Künstler aus aller Welt – darunter Stars wie Jacques Tardi, Joe Sacco, Émile Bravo, Klaus Janson, David B., Ralf König oder Anke Feuchtenberger – zeichnen live und signieren ihre Bücher.

Markenzeichen des Festivals sind die rund 30 Ausstellungen, die sich über die Stadt verteilen. Ein Schwerpunkt ist in diesem Jahr Jacques Tardi und dem Ersten Weltkrieg gewidmet. Der französische Künstler hat den „Grande Guerre“ zu seinem Lebensthema gewählt und das Bild dieser Urkatastrophe in der breiten Öffentlichkeit Frankreichs geprägt. Tardi wird eine Ausstellung mit Künstlern wie dem französischen Zeichner Gus Bofa oder Otto Dix gegenüber gestellt, die den Ersten Weltkrieg unmittelbar erlebt und in ihren Bildern verarbeitet haben.

Zentrale Ausstellungen zeigen außerdem Arbeiten von Anke Feuchtenberger, ATAK, Émile Bravo und – anlässlich des 150. Jahrestags der Fertigstellung von „Max und Moritz“ – bei der bereits eröffneten Schau „Streich auf Streich“ die deutschsprachige Comic- Geschichte von Wilhelm Busch bis heute.

Die Max und Moritz-Preise, die wichtigsten Auszeichnungen für grafische Literatur im deutschsprachigen Raum, werden am 20. Juni bei einer Gala im Markgrafentheater, die von Hella von Sinnen und Christian Gasser moderiert wird, verliehen. Zum ersten Mal wird dabei mit Ralf König ein deutscher Zeichner und Autor den Sonderpreis für sein herausragendes Lebenswerk erhalten.

Aktuelle Themen des Comic-Markts und Schwerpunkte des Salons werden vier Tage lang in rund 50 Vorträgen, Präsentationen und Gesprächsrunden vertieft: unter anderem Comic und Krieg, die Situation der grafischen Literatur in der Kulturförderung in Deutschland oder neue Konzepte für Comic-Museen.

Vier Tage lang bieten die Erlanger Kinos Manhattan und Lamm-Lichtspiele ein abwechslungsreiches Programm aus Comic-Verfilmungen, Animationsfilmen und Dokumentationen zu den Themen des 16. Internationalen Comic-Salons.

Hinzu kommt ein buntes Rahmenprogramm mit rund 20 Veranstaltungen: „Putain de guerre! Elender Krieg“ nennt sich das szenische Konzert mit Dominique Grange und Jacques Tardi, das am 19. Juni im Markgrafentheater stattfindet. Am selben Abend gibt es mit „Vasmers Bruder – Auf den Spuren des Serienmörders Karl Denke“ eine bebilderte Lesung von Peer Meter und David von Bassewitz in der „Garage“. Eine „multimediale Open Air Comic-Lesung“ mit Martina Schradi alias Schradi und Sylvia Krenn alias Schontalle findet am 20. Juni im Garten der „Villa an der Schwabach“ statt. Die Leseshow „Who is who in der Comic-Welt?“ am 21. Juni mit Anna Gabai in der Stadtbibliothek wendet sich an Kinder.

Zum 29. Mal findet, angedockt an den Salon, das Internationale Comic-Zeichner-Seminar statt, das in seiner Art einmalig in Deutschland ist. Zusätzlich bietet das „Junge Forum“ Studierenden mit Ausbildungsschwerpunkten wie Comic, Illustration oder Animation eine Bühne zur Präsentation ihrer Arbeiten und Projekte.

www.comic-salon.de

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