Durchdachtes Dröhnen

11.05.2010, 00:00 Uhr
Durchdachtes Dröhnen

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Kaum einer Musikrichtung werden so viele Vorurteile und Klischees untergeschoben wie dem HipHop, doch wer offene Ohren hat, wird sogar in Erlangen Stimmen hören, die diese Vorurteile mit links widerlegen. Jack D ist so eine Stimme. Der gebürtige Pole, der mit drei Jahren nach Franken kam, setzt auf intelligente Texte und ausgefeilte Beats.

»Dass ich nicht Ghetto bin ist mir deutlich bewusst«, heißt es in einem Song. Mit Gangster-Rap hat der 23-Jährige wenig am Hut. »Da würde mich jeder auslachen. Das bin ich nicht.« Doch Simon Pilkowski, wie Jack D mit bürgerlichem Namen heißt, ist offen für die Töne aus jeder Richtung, so wie er auch Stücke von Eric Clapton oder Sting zu seinen Lieblingssongs zählt.

Grenzen und Schubläden werden einfach übergangen. Im Song »Auch wenn es nicht einfach ist« rappt er: »Wo mein Weg mich noch hinbringt, das weiß ich nicht/doch ich will alles erreichen, auch wenn’s nicht einfach ist./Also schaue ich nicht danach, wo meine Grenzen liegen/sondern suche am Horizont nach Perspektiven.« Seine Worte sind gut gewählt, die Reime rutschen über die Beats und die Texte schauen humoristisch und reflektierend hinter die eigene Fassade. »Ich will einfach nur rappen und ich bleib dabei/Denn das ist meine Zukunft wie ein Eigenheim.« Die Faszination für HipHop hatte ihn schon früh gepackt. Auf der Scheibe »Bravo Hits Vol. 16« war es der Track »Silberfische in meinem Bett« der Hamburger Band »Fettes Brot«, der Jack D begeisterte. Doch nicht nur deren Einfluss, sondern auch jener von anderen Hamburger Künstlern, wie Samy Deluxe oder den »Beginnern«, ist eindeutig zu vernehmen.

Direkte Statements

Wer sich davon selbst überzeugen möchte, der kann sich die »XXXL Southpole«-EP kostenlos im Internet von Jack D’s Homepage herunterladen. Auf knapp zwanzig Minuten gibt es Stücke wie »FMS«, das sich mit Clap-Hand-Beat und Bläser-Sample tragen lässt. Jack D weiß genau, wie er seine Zeilen über die Musik legen muss, damit der so genannte »Flow« aufkommt, der direkt in den Kopf geht und für den Fluss im Text sorgt. »I&S« legt sich entspannt zurück und schaut sich dabei selber auf die Finger. Statt aufgeblasener Metaphern gibt es direkte Ansagen und Statements. So dröhnt und rumpelt »Anti-Alles« vor sich hin, aber nie schnippisch, sondern durchdacht und klar.

Es gibt keinen Tag, an dem Jack D sich nicht mit Musik beschäftigt und das, obwohl er noch »Medientechnik und -produktion« an der Hochschule Amberg-Weiden studiert. »Der letzte Refrain fiel mir auf dem Roller ein.«

Zur Zeit ist es etwas still geworden, die letzten Auftritte sind eine Weile her und auch seine EP ist bereits 2007 erschienen. »Aber ich will mich wieder mehr auf Mucke machen konzentrieren.«

Doch alleine schon wegen der Herausforderung zieht es Jack D auf die Bühne. »Das ist die Königsdisziplin.«Aber alle anderen beherrscht er locker auch.