Ein Pinsl-Gedenk-Berg
30.5.2012, 00:00 UhrZu seinen Ehren und Angedenken läuft bekanntlich derzeit eine Ausstellung in der V-Art Galerie in der Hauptstraße 33, am Erich- und am Hübners-Keller haben die Kellerwirte (angestiftet von Alexander Wittmann) 1000 Bierkrüge mit dem Pinsl-Konterfei unters Volk gebracht – dem Vernehmen nach ist nach dem Pfingswochenende keiner mehr aufgetaucht.
In arge Verlegenheiten hat der Pinsl posthum die Zeichnerin Ursula Krapohl gebracht, die dem keineswegs immer sehr originellen Original eine Gedenkpostkarte widmete, die den Pinsl als liebenswerten Kauz darstellt – wie gesagt, de mortuis nihil nisi bene, über Tote soll man nur Gutes reden (auch wenn dieses Zitat eine ziemliche Verballhornung dessen entspricht, was tatsächlich gemeint war).
Aber wurscht: Die Ursula Krapohl, die seit 2004 ihre Bergpostkarten mit wechselnden Motiven unters Volk bringt, ist dieses Jahr von der Nachfrage nach der Pinsl-Karte völlig überrannt worden, ihre Kalkulation von 100 Stück ist bereits dreifach überzeichnet und am Berg raufen sich die Pinsl-Fans um die letzten Exemplare am Kartenstand am großen „T“ am Ende der Bergstraße. Frau Krapohl wundert sich deswegen, weil der Pinsl auch auf früheren Motivkarten zu sehen war, jedoch niemals einen Run auslöste. Dass dies 2012 anders ist, mag an der Fürther Künstlerin Christiane Altzweig (www.pappmaschee-universum.de) liegen, die den Pinsl lebensgroß in ihrem Atelier „Kramers Welt“ in der Fürther Theaterstraße aus Pappmaschee-Figur erschaffen. Die Figur hat natürlich zum Pinsl-Hype beigetragen – da vergisst man gern, dass der Kerl mit all seinen liebenswerten Schrullen auch manch schwer Erträgliches mitschleppte.
Ein Schelm, wer Böses dabei denkt – aber die Fischbraterei Wittmann so ungünstig neben die Toilettenanlage unterhalb des Niklas-Kellers zu stellen, war, wie es so schön neudeutsch heißt, suboptimal. Zwar herrscht auch auf dem Berg meist Westwind, und die Gerüche verlagern sich von der Fischbraterei zur Toilettenanlage (und nicht umgekehrt), eine Win-win-Situation aber sieht anders aus.
Prominenten Besuch brachte Innenminister Joachim Herrmann am Dienstag mit auf den Berg: Die Münchner Wiesn-Wirte waren mit einer starken Delegation angereist, um eine echte fränkische Keller-Kirchweih zu erleben. Unter den 40 Teilnehmern, die persönlich vom Innenminister eingeladen wurden, waren Wiesnwirte-Sprecher Hans-Werner Glöckle sowie die Wirte-Legenden Peter und Christian Schottenhamel. Ebenfalls dabei: Vertreter der Hilfsorganisationen, die die Wiesnbesucher Jahr für Jahr betreuen. Die Wirte genossen die familiäre Atmosphäre der etwas anderen, eben fränkischen Kirchweih, und Herrmann freute es, dass die Wirte des größten Volksfestes der Welt einmal über den „eigenen Bierkrug - Rand“ blicken konnten.
Nein, wer glaubt, Angehörige der berichtenden Zunft sähen den traditionellen Journalisten-Stammtisch, zu dem die Stadt Erlangen jedes Jahr in Dinkel’s Frankendorf lädt, als willkommene Gelegenheit, sich die Kante zu geben, der irrt, sogar einigermaßen gewaltig. Denn siehe da: Die Schreiberlinge, die an diesem Tag noch „auf die Arbeit“ mussten, verweigerten sich tapfer dem verlockenden Angebot einer dritten Hopfenkaltschale (einer Halben, wohlgemerkt!) und orderten in einem beispiellosen Akt der Selbstverleugnung eine Tasse Kaffee. Diese heroische Tat animierte beispielsweise die Damen Susanne Ziegler und Doreen Urbanczyk von der Abteilung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit am Theater Erlangen, das Gleiche zu tun und alle waren’s zufrieden. Es muss ja nicht immer maßkrugweise – naja, egal.
Wer ein eingefleischter Bergfan ist, lässt keinen Tag aus. Das dachten sich auch Beate und Johannes. Die beiden waschechten Erlanger zogen darum sogar während ihrer Hochzeitsfeier – sie in weißem Brautkleid mit Margeritenstrauß, er schick im schwarzen Anzug mit weißer Weste – zum Erich-Keller, um sich dort von ihrer Fotografin ablichten zu lassen. Festwirt Thomas Fischer ließ sich nicht lumpen und spendierte dem jung vermählten Paar sogleich eine Maß und die Band Appendix spielte dazu einen Walzer und animierte die bierseligen Gäste mitzuschunkeln. Das Brautkleid war danach reif für die Reinigung, der Gehweg wieder sauber.
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