Bauprojekt
Erlangen: Altes Landratsamt soll "Juwel" werden
25.07.2021, 05:55 Uhr
Es wird gesägt und gehämmert, Staub erfüllt die Räume, in denen einst die Verwaltung des Landkreises Erlangen-Höchstadt untergebracht war. Ehe im Juli 2018 der heute genutzte Neubau in der Nägelsbachstraße eingeweiht wurde, trafen sich im Sitzungssaal des historischen Gebäudes auch der Kreistag und seine Ausschüsse.
Leuchter hängen noch
Nun erinnern nur die zum Teil noch hängenden Kristallleuchter und die bei Bedarf einziehbare Trennwand daran, dass hier einmal Politik gemacht wurde. Vor dem Saal liegen in einer kleinen Pfütze die alten Radiatoren der Heizung, die in einem energetisch sanierten und auf aktuellen Stand gebrachten Bau nichts mehr verloren haben.
Putz und Tapeten entfernt
Im Altbau, Richtung Goethestraße, wird besonders intensiv gewerkt. Hier wurden die alten Wandbeläge wie Putz und Tapeten größtenteils bereits entfernt, darunter sind mehr oder weniger gut erhaltene Fachwerk-Träger beziehungsweise -Balken zum Vorschein gekommen. "Hier wurde in den 1980er Jahren saniert - aus heutiger Sicht praktisch nicht mehr akzeptabel", sagt Baumanager Lenart Lerotic von "Lerotic Baubetreuung".

Zerstörerische Feuchtigkeit
Der Zustand der Balken - geschätzt aus dem 18. Jahrhundert - ist sehr inhomogen. Manche haben sich ihre Festigkeit bewahrt, bei anderen haben Feuchtigkeit und/oder Holzwürmer ihr Zerstörungswerk getan. Der Stabilität halber müssen solche Schäden behoben werden.
"Glaswolle dazwischen gestopft"
Bei der Sanierung wurde an den Balken "einfach eine Verschalung vorgeblendet und dann zur Wärmeisolierung Glaswolle dazwischen gestopft", führt Lerotic aus. Nach aktuellem Stand der Sanierung historischer Bauten sind dies "Bausünden", die auf jeden Fall behoben werden müssen, ehe man moderne Wohn- oder Büroeinheiten in das alte Landratsamt baut.

"Entwickeln und behalten"
Das einstige Landratsamt gehört inzwischen der Bamberger Firma "Hain Wohnen", die das Gebäude "entwickeln und behalten" will, wie Isolde Schmuck von "Schmuck Immobilien" verrät, die für die Vermarktung des 4000-Quadratmeter-Objekts zuständig ist. Ein "Juwel" mitten in der City soll daraus werden, kündigt Schmuck an.
Nur mieten, nicht kaufen
Das bedeutet für Interessierte zweierlei: Einerseits kann hier Wohn- oder Gewerberaum nur gemietet, aber nicht erworben werden. Andererseits haben jene, die mit Schlossblick mitten in der Erlanger Innenstadt wohnen und/oder arbeiten wollen, derzeit noch die freie Auswahl und dürfen sogar beim Zuschnitt der Räumlichkeiten mitreden. Selbst der Sitzungssaal, in den nach derzeitigem Planungsstand mehrere Büros einziehen sollen, weil die Stadt Erlangen in Richtung Schlossplatz keine Wohneinheiten haben will, könnte theoretisch auch weiter als Veranstaltungssaal genutzt werden, wenn sich ein Mieter findet, der ihn in dieser Form haben will.

Miete nach Ausbaugrad
Geplant sind auf jeden Fall 44 Wohnungen auf dem aktuell noch sehr verwinkelt und verschachtelt wirkenden Raum. Die Miete von Gewerbe- wie Wohnraum wird sich eines Tages laut Leif Seissl, Geschäftsführer des für den Aus- und Umbau zuständigen Büros "SSP Architekten", auch daran bemessen, wie hoch der Ausbaugrad an moderner Technik wie etwa WLAN sein soll. Auch da haben künftige Mieter in dieser frühen Phase der Umgestaltung noch mehr oder weniger die freie Auswahl.
Temporärer Abriss
Eine gravierende Baumaßnahme kündigt Lenart Lerotic jetzt schon an: Aus der rückwärtigen Fassade müssen auf drei Fensterbreiten zwei Stockwerke zeitweilig abgerissen werden, um mit dem dringend benötigten schweren Baugerät wie Betonmischern in den Innenhof zu kommen. "Wir bauen die allerdings, wenn wir mit den entsprechenden Bauabschnitten durch sind, originalgetreu wieder auf", verspricht Lenart Lerotic. Der Erhalt des ursprünglichen Straßen- beziehungsweise Fassadenbildes gehört zu den zentralen Auflagen, welche die Stadt den Sanierern macht. In diesem Zusammenhang sei auch erwähnt, dass es bei den ursprünglichen zwölf Stellplätzen für die Immobilie bleibt - eine Stellplatz-Vermehrung ist ebenfalls nicht im Sinne der städtischen Planer.
Zwei Jahre Bauzeit
Wenn die städtische Baugenehmigung kommt, rechnet das Sanierer-Team mit etwa zwei Jahren reiner Bauzeit - "sofern wir in der Bausubstanz nicht noch unliebsame Überraschungen erleben", meint Lenart Lerotic.
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