Erlangen: Ein Roter — aus Überzeugung konservativ

19.1.2015, 12:24 Uhr
Erlangen: Ein Roter — aus Überzeugung konservativ

© Foto: Harald Sippel

Mit Haack hatte der ehemalige Erlanger Oberbürgermeister Siegfried Balleis ausgerechnet jenen Mann vor die Kamera und ein großes Publikum gebeten, der die Idee zu der „Zeitzeugen“-Reihe hatte. Und der große Publikumsandrang im Lesesaal des Stadtarchivs erwies sich schnell als gerechtfertigt: Haack, der am Pfingstmontag, 9. Juni, seinen 80. Geburtstag gefeiert hatte (und dabei – als Vater von vier Kindern versunken in einer großen Besucherschar – nicht einmal die Glückwünsche von Bundespräsident Joachim Gauck entgegen nehmen wollte) erwies sich als ein mit trockenem Humor ausgestatteter Zeitzeuge, der auch aus stürmischen (partei-) politischen Zeiten erhobenen Hauptes heraus kam.

Dass er, ein eher bedächtiger und kaum zur Hitzigkeit neigender Jurist, sich den Ruf eines Konservativen innerhalb seiner Sozialdemokratie hart erarbeitete, muss nicht überraschen und ist für ihn – das war durchaus herauszuhören – auch kein Problem. Schließlich darf er für sich in Anspruch nehmen, dass sich die Geschichte auf seine Seite geschlagen hat: Als Mitglied – von 1988 bis zu dessen Auflösung 1992 sogar Präsident des Kuratoriums unteilbares Deutschland – durfte er sich bestätigt fühlen, hatte er doch die deutsche Einheit nie zur Disposition gestellt – seine Partei hatte da noch eine Zwei-Staaten-Lösung mit einem „Wandel durch Annäherung“ propagiert.

Überall harte Bandagen

Haack, der in Karlsruhe zur Welt kam und sich seine ersten politischen Sporen im westdeutschen Siegkreis verdiente, kam 1969 erstmals in den Bundestag, 1986 letztmals (bis 1990). Bei beiden Kandidaturen, so erinnert er sich, gab es jeweils nur eine Stimme Mehrheit – als nach 1987 der Wahlkreis Erlangen geändert wurde und Haacks starke Basis im Landkreis Nürnberger Land wegbrach, war an eine weitere Kandidatur nicht zu denken: Erlangens Sozialdemokraten wollten den konservativen Sozen nicht mehr auf den Schild heben.

Haack reagierte auf seine Weise – und wurde zwölf Jahre lang (bis 2002) Präsident der Landessynode der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern. Dort durfte er, so sagt er heute schmunzelnd, erleben, dass auch in einem Kirchenparlament mit harten Bandagen gekämpft wird – und nicht immer mit offenem Visier.

In Erlangen war Haack schon zu Studienzeiten Mitglied der (relativ fortschrittlichen) Burschenschaft der Bubenreuther geworden. Die ließ ihn nie mehr los, und als es in den letzten Jahren mit einem Neubau an der Östlichen Stadtmauerstraße, im dortigen Bubenreutherhaus, Spitz auf Knopf stand, ließ er sich sogar zum Vorsitzenden wählen, um das Projekt in trockene Tücher zu schaffen.

Für seine Verdienste wurde Haack 1990 mit dem Großen Bundesverdienstkreuz mit Stern der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet, seit 2004 ist er Ehrenbürger der Stadt Erlangen. Dass er seiner Stadt auch etwas zurückgeben konnte, bewies er, als er den Verein zur Renovierung des Palais Stutterheim mit aus der Taufe hob – ein immerhin sehr erfolgreiches Projekt. Noch am Samstag feierte er beim 30. „Bubenreuther Kolloqium“ – einer hochkarätigen Vortrags- und Diskussionsveranstaltung – ein kleines Jubiläum. Auch dieses bereits seit den 80er Jahren existierende Format einer demokratischen Diskussionskultur befördert zu haben, darf er in Anspruch nehmen.

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