Erlangen forciert Schutz gegen Hochwasser an der Schwabach
25.01.2014, 06:00 Uhr„Ich kann nachts nicht mehr schlafen, wenn die Schwabach über die Ufer tritt. Wir brauchen dringend einen stärkeren Hochwasserschutz“, fordert Brigitte Korn. Nur fünf Meter trennen ihr Wohnzimmer von der Schwabach. Wenn der Fluss über die Ufer tritt, dann beginnt für die Anwohner an der Bayreuther Straße eine Zitterpartie, denn gegen Hochwasserschäden sind die meisten nicht versichert.
Die Stadt hat sich schon im vergangenen Jahr den Hochwasserschutz auf die Fahnen geschrieben. Ursprünglich wollte man die vorhandenen Spundwände erhöhen. Doch seit Juli ist klar: Diesen Plan kann man begraben – denn die Spundwände sind nicht standsicher, sie müssen dringend erneuert werden. Was tun? Der neue Plan, den Ulrich Fitzthum, Leiter des Wasserwirtschaftsamtes Nürnberg, jetzt im Gemeindesaal der Altstädter Kirchengemeinde vorstellte, sieht vor, hinter den maroden Spundwänden eine Bohrpfahlwand aus Beton in den Boden zu rammen.
Nach der aufwendigen Konstruktion sollen die Spundwände entfernt werden. „Auf diese Weise gewinnen wir mehr Platz und können die Engstelle entschärfen“, erklärt der Behördenleiter. Der Nachteil: Die meisten Anwohner müssten einen Teil – bis zu einem Meter an der Uferlinie entlang – ihrer Grundstücke an die Stadt abtreten. „Wir wollen das Problem miteinander angehen“, erklärt Fitzthum. Bautechnisch sei es etwa möglich, auf die Anwohner zuzugehen, zum Beispiel könne man den Grundstücksverlust durch Balkonkonstruktionen auffangen.
Einigung statt Enteignung
Das Wort „Enteignung“, das durch den Raum spukt, will Marlene Wüstner nicht hören – vorerst: „Wir wollen uns immer einigen“, sagt die Referentin für Recht, Ordnung und Umweltschutz. Die Stadt will die für die Konstruktion der Betonwand notwendigen Flächen von den Anwohnern kaufen. „Damit übernehmen wir auch die Unterhaltspflicht für die vorhandene Anlage“, so erklärt Bernhard Roas vom Amt für Umweltschutz und Energiefragen. Die maroden Spundwände befinden sich in der Regel auf dem Grund der Anwohner. Nach gültiger Rechtslage müssen die Grundstückseigner für deren Instandhaltung aufkommen.
Bereits in der kommenden Woche will sich die Stadt mit den Anwohnern treffen. In der Mitte des Jahres soll dann der Bauplan vorgestellt und in ein Planfeststellungsverfahren eingebracht werden. Die Bohrmaschinen sollen im Frühjahr 2015 anrücken. „Wir werden in allen Schritten die Öffentlichkeit miteinbeziehen“, verspricht Roas.
Nach der ersten gemeinsamen Sitzung zeigen sich Stadt und Anwohner über die konstruktive Zusammenarbeit zufrieden. „Ich bin ganz optimistisch, es sieht so aus, als sollen die Bürger wirklich einbezogen und individuelle Lösungen gesucht werden“, freut sich Korn.
Wenn alles nach Plan läuft, dann wird sie bald auch bei kräftigem Regenfall wieder ruhig schlafen können.
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