„Erlangen muss sich endlich klar entscheiden“
22.5.2012, 07:00 UhrBei einer „Elefantenrunde“ im Nürnberger Rathaus saßen am Montagvormittag erstmals alle denkbaren Beteiligten an einem Tisch: Oberbürgermeister Ulrich Maly für die Stadt Nürnberg als Betreiberin einer bereits bestehenden Straßenbahn, Erlangens OB Siegfried Balleis, Landrat Eberhard Irlinger als Vertreter des Landkreises Erlangen-Höchstadt, Bürgermeister German Hacker aus Herzogenaurach, ein Vertreter des Verkehrsverbunds Nürnberg sowie Vertreter des bayerischen Verkehrs- und des Bundesverkehrsministeriums.
Dabei wurde deutlich, dass sich der Bund die Aufnahme des Projekts in die Projektliste des Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetzes vorstellen kann – schließlich sei das Projekt positiv bewertet und somit zuschussfähig. Auch sei eine „Kannibalisierung“ der S-Bahn zwischen Nürnberg, Fürth und Erlangen nicht zu befürchten. Im Gegenteil sei damit zu rechnen, dass eine Stadt-Umland-Bahn diesem Verkehrsträger weitere Fahrgäste zuführe und damit insgesamt positiv für den ÖPNV.
Der Vertreter des Bundesverkehrsministeriums machte aber auch deutlich, dass es jetzt zu einer zügigen Entscheidung kommen müsse – das Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz läuft im Jahr 2019 aus, und was an dessen Stelle trete, sei höchst ungewiss. Nach dem Eindruck einiger Gesprächsteilnehmer gab es weitgehende Übereinkunft, die Entscheidung für eine StUB möglichst schnell zu verabschieden – lediglich Erlangens Oberbürgermeister Siegfried Balleis habe eher zögerlich gewirkt.
Das könnte Gründe haben: Die Vorstellung von Oberbürgermeister Siegfried Balleis, die Entscheidung über den Bau einer für die Stadt Erlangen über 70 Mio. Euro teuren Stadt-Umland-Bahn durch ein Bürgervotum „absegnen“ oder „beerdigen“ zu lassen, stößt vor allem in Erlangen auf Skepsis. „Das sieht ein wenig wie Kneifen aus“, sagt die Sprecherin der Bürgerinitiative Umweltverträgliche Mobilität im Schwabachtal, Ester Schuck, die die Stadt-Umland-Bahn seit über zwei Jahrzehnten fordert.
Zwar sei es überfällig, dass Balleis das Thema zur Chefsache mache, so Schuck, es sei aber ein durchsichtiges Manöver, dass sich die Politik dieses Themas möglicherweise dadurch elegant entledigen wolle, dass sie erst vor den hohen Kosten warne, um schließlich die besorgten Bürger aus lokal-bornierten Gründen gegen ein solches für die ganze Region wichtiges Infrastrukturprojekte stimmen zu lassen.
Wie in Nürnberg und Herzogenaurach bereits geschehen, soll – wie berichtet – im Juni auch der Erlanger Stadtrat eine Grundsatzentscheidung zum ÖPNV im Großraum treffen, am Dienstag, 12. Juni, wird im großen E-Werk-Saal das Projekt um 19.30 Uhr den Bürgern präsentiert.
Was den OB und etliche Stadträte umtreibt sind die hohen Investitions- und jährlichen Betriebskosten einer Stadt-Umland-Bahn. Als Gegenmodell zu einem Schienensystem stünde ein „regional optimiertes Bussystem (RoBus)“, das nach ersten Berechnungen nur rund ein Zehntel der StUB kosten würde, allerdings auch weit weniger effizient wäre.
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