Fahrradstadt

Erlangen: Neue Maßnahmen für den Radverkehr

13.6.2021, 12:42 Uhr
Dass das Fahrrad in Erlangen hoch im Kurs steht, sieht man zum Beispiel am Bahnhofsplatz. Mehr Stellplätze für die Drahtesel sind unter anderem Teil des Zukunftsplans. 

© Katja Kiesel Dass das Fahrrad in Erlangen hoch im Kurs steht, sieht man zum Beispiel am Bahnhofsplatz. Mehr Stellplätze für die Drahtesel sind unter anderem Teil des Zukunftsplans. 

Rund dreieinhalb Monate ist die Verabschiedung des "Zukunftsplans Fahrradstadt Erlangen" im Erlanger Stadtrat nun her. Der vielversprechende Name eines Projekts, der aus einem Kompromiss zwischen der Stadt Erlangen und den Initiatoren eines Radentscheids resultierte und nun Taten fordert. Nun geht es voran: Seitens des Referates Planen und Bauen sind verschiedene Maßnahmen geplant oder bereits im Gange.


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Neuer Radbeauftragter im Amt

Holger Schmidt ist der neue Radbeauftragte der Stadt Erlangen.

Holger Schmidt ist der neue Radbeauftragte der Stadt Erlangen. © privat

Die Stelle eines Radbeauftragten ist in Erlangen nicht neu, sie besteht seit Herbst 2019 – neu aber ist das Gesicht dahinter: Als Elternzeit-Vertretung für Hannah Thiemann übernimmt Holger Schmidt den Posten, der vom Umweltamt in das Bau- und Planungsreferat umgesiedelt wurde. Der gebürtige Erlanger und studierte Geograph legt selbst viele Wege mit dem Rad zurück oder transportiert seine Kinder im Personenanhänger. Daher liegt ihm der Alltagsradverkehr am Herzen: "Ich sehe diese Stelle als super Chance, die Stadt gerade in Umweltzielen zu unterstützen und das gerade im Bereich Radverkehr, der mir selbst unglaublich wichtig ist."

Lastenrad-Förderung wird gut angenommen

Erst seit diesem Montag im Amt, beschäftigt Schmidt aktuell vor allem das am 22. Juni beginnende Stadtradeln und das Thema Lastenfahrräder: Die Förderung startete am 4. Mai und das Interesse der Bevölkerung ist groß, erzählt Schmidt. Aktuell werden die Anträge geprüft, spätestens Anfang des nächsten Monats sollen die Fördergelder ausbezahlt werden können. "Der Topf ist schon ziemlich ausgereizt, es liegen sehr viele Anträge vor – fast bis in den dreistelligen Bereich." Planungs- und Baureferent Josef Weber freut das große Interesse: "Wir sind froh, dass das Programm so gut angenommen wird. Dadurch können wir den Lastenradverkehr deutlich fördern, was ja auch insgesamt ein verkehrspolitisches Ziel ist."

App für Baustellen im Radverkehr

Zu den weiteren Aufgabenbereichen Schmidts gehört die bessere Verknüpfung der Bereiche Baustellen und Fahrradverkehr: Hier soll eine Online- und eine App-Lösung geschaffen werden, die auch kleinere Baustellen oder Umleitungen auf Radrouten anzeigt, verknüpft mit einem georeferenzierten Mängelmelder, an deren Entwicklung Schmidt aktuell mit dem Tiefbauamt arbeitet. Als Radbeauftragter ist er außerdem für die Öffentlichkeitsarbeit im Erlanger Fahrradbereich verantwortlich und fungiert als Ansprechpartner für die Bürgerinnen und Bürger sowie die Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundlicher Kommunen in Bayern (AGFK).


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"Mit dem Radentscheid haben wir noch einmal großen Schwung bekommen", erzählt Weber. "Das fordert uns als Stadtverwaltung und wir haben uns in dem Bereich sehr viel vorgenommen."

Martin Grosch kümmert sich um alle Belange rund um das Thema Radverkehrsplanung. 

Martin Grosch kümmert sich um alle Belange rund um das Thema Radverkehrsplanung.  © privat

Geplante Maßnahmen

Teile davon wurden bereits umgesetzt, wie der Bau- und Planungsreferent berichtet. Dazu gehört zum Beispiel die Roteinfärbung des Schutzstreifens in der Henkestraße, die für mehr Verkehrssicherheit sorgen soll, sowie die neuen Doppelstock-Radparkplätze am Bahnhof. Begonnen hat außerdem die Radwegeverbesserung in der Gebbertstraße – Mozart- und Gleiwitzerstraße sollen noch folgen. "Das sind rund 1,3 Kilometer, die wir an dieser Stelle haben," sagt Weber. "Hinzu kommt eine Belagserneuerung am Radweg Erlanger Straße in der Aurachunterführung und die einheitlichere Gestaltung der Fahrradstraßen Bayernstraße, Pommernstraße, Leipziger Straße und Lange Zeile. Auf der Radweg-Route von Erlangen nach Herzogenaurach wird außerdem eine Neubeschilderung vorgenommen."

Schaffung von mehr Rad-Parkplätzen

Um auch dem ruhenden Radverkehr Rechnung zu tragen, wurde neben größeren Projekten wie einem Fahrradparkhaus am Bahnhof, das 1000-Bügel-Programm ins Leben gerufen. "Bei einer Bürger-Umfrage haben sich rund 1000 Menschen beteiligt und Standort-Vorschläge gemacht", erzählt Martin Grosch, der als Fahrradverkehrsplaner Hauptansprechpartner in Sachen Radverkehr in der Stadt Erlangen ist und gemeinsam mit dem Tiefbauamt in Sachen Radentscheid und Zukunftsplan Fahrradstadt bereits eine Prioritätensetzung erarbeitet hat. "Wir wollen bis 2024 jährlich etwa 250 neue Radbügel in der Innenstadt schaffen. Das Tiefbauamt hat mit der Umsetzung bereits begonnen."

Größere Projekte der nächsten Jahre

Zu den größeren, geplanten Projekten gehören vor allem die Radschnellwege: "Hier sind wir gerade dabei, eine neue Stelle im Referat zu besetzen. Im September werden wir voraussichtlich mit der Vergabe für die Planung des Schnellweges zwischen Erlangen und Herzogenaurach beginnen. Das ist allerdings ein sehr aufwendiges Planungsverfahren, das sich über mehrere Jahre hinziehen wird", sagt Radverkehrsplaner Grosch. Für den Radschnellweg Erlangen - Nürnberg werde ein Fördermittelantrag eingereicht. "Im Zusammenhang mit dem Radentscheid ist vor allem der fahrradfreundliche Umbau vieler Kreuzungen ein Thema, zum Beispiel in Büchenbach an der Dorfstraße am Europakanal. Hier sollen zwei der vier Spuren für den Bus- und Radverkehr umgenutzt werden."


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"Diese einzelnen Bausteine - Neubeschilderungen, Markierungen, Einführung von Fahrradstraßen, Belagsanpassungen und -neuerungen, neue Bügel - werden in den kommenden Jahren auch weitergeführt, um für mehr Sicherheit zu sorgen", sagt Weber. "Das, was wir im Fahrradentscheid angenommen haben, werden wir 2021 auch umsetzen - wir lassen uns an dieser Stelle auch gerne fordern."

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