Erlangen: Rettung in letzter Sekunde?
3.2.2021, 12:30 UhrWie bereits mehrfach berichtet will die Sparkasse, Eigentümerin des Gebäudes, an dem sich das Kunstwerk befindet, das Haus voraussichtlich im März abreißen und durch einen Neubau ersetzen. Dabei würde aber das Kunstwerk, das sich zur Schallershofer Straße hin befindet, verloren gehen. Das wollen aber sowohl Grüne als auch die Erlanger Linke verhindern.
Das Mosaik, mit dem sich heute auch der Kulturausschuss des Stadtrats befassen wird, stammt aus dem Jahr 1961 und gilt als Beispiel für die "Kunst am Bau"-Projekte der 1950er und frühen 1960er Jahre. Geschaffen hat es der Künstler Oskar Johannes Stanik, der in diesem Jahr 100 geworden wäre. Auf dem Kunstwerk, das aus 720 keramischen Kacheln besteht, sind Erlanger Bauwerke, wie zum Beispiel die Hugenottenkirche, die Orangerie, die Neustädter und Altstädter Kirche aber auch ein Wasserrad an der Regnitz zu erkennen. Dazwischen ein paar Bäume – alles Motive aus der Geschichte Erlangens, vereint zu einem rund fünf Meter hohen Wandmosaik.
Zeittypische Arbeit
Aus Sicht des Kulturreferats, das von der Sparkasse um eine kunsthistorische Einordnung gebeten wurde, handelt es sich bei dem Fassadenmosaik um "eine erhaltenswerte zeittypische Arbeit von ,Kunst am Bau‘ der 1960er Jahre eines in Erlangen wirkenden Künstlers". Oskar Johannes Stanik stammte dabei ursprünglich aus Ostpreußen, wo er an der Königsberger Kunstakademie studierte. Nach dem Krieg verschlug es ihn nach Erlangen. Durch seine Präsenz als Maler, Grafiker und Zeichner mit eigenem Atelier in der Thalerei und seinem Atelier am Lorlebergplatz war er seit 1949 in Erlangen eine feste Größe in der Erlanger Künstlerschaft. Unter anderem nahm er auch an Partnerschaftsfahrten nach Rennes und Wladimir teil, wo er zahlreiche Motive in Aquarell festhielt.
Stanik, so das Kulturreferat, war ein bedeutender Porträtist, zudem ein exzellenter Landschaftsmaler, wie die vielen Motive aus Erlangen (Veduten) und der Fränkischen Schweiz belegen, die er entweder in Öl oder besonders zahlreich in Aquarell ausgeführt hat. Als Impressionist verstand er sich auch hervorragend auf das Stillleben.
Sein wirtschaftliches Standbein hatte Stanik in der Gebrauchs- und Werbegrafik. Er entwarf für zahlreiche Firmen Plakate und gebrauchsgrafische Produkte: So für die Kitzmann-Bräu, die Firma Knauf in Iphofen oder die Universitätsbuchhandlung Erlangen.
Daneben gewann Stanik auch Ausschreibungen, die sich auf Kunst im öffentlichen Raum bezogen: neben dem Mosaik der Sparkasse in Alterlangen beispielsweise auch ein 15 Quadratmeter großes Mosaik für die Kreisberufsschule in Höchstadt mit Motiven aus dem Landkreis. Das Mahnmal für die Opfer der Vertreibung auf dem Erlanger Ehrenfriedhof (1968) stammt ebenso von Stanik wie auch die 1971 herausgegebene Sonderbriefmarke der Bundespost "100 Jahre Reichsgründung".
Die Begutachtung des Kulturausschuss geht auf einen Dringlichkeitsantrag in der jüngsten Bau- und Werksausschuss im Januar zurück, wo das Thema schon einmal auf der Tagesordnung stand. Zwischenzeitlich hat sich die Sparkasse offensichtlich zu einer Schenkung des Kunstwerks an die Stadt entschlossen und sich "im angemessenem Umfang an den Kosten für die Abnahme des Kunstwerkes beteiligen" will, wie aus einem Schreiben des Kreditinstituts vom 15. Januar hervorgeht.
Die Verwaltung beziffert die Kosten für eine fachmännische Abtragung und Sicherung des Mosaiks auf zirka 15 000 Euro brutto. Die Kosten für die Wiederherstellung werden sich auf etwa 9000 Euro geschätzt. Diese Zahlen stehen allerdings im Widerspruch zu den 70 000 Euro, die das Landesamt für Denkmalpflege im Vorfeld für die Maßnahme genannt hatte.
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