Erlangen: Steuerberater versinken in Arbeit

15.12.2020, 11:45 Uhr
Erlangen: Steuerberater versinken in Arbeit

© Harald Sippel

Die Reaktionen unserer Leserinnen und Leser auf die verheerenden Umsatzeinbußen im zweiten Lockdown für die Gastronomie schwankten zwischen Mitgefühl und Schock. Vereinzelt aber kritisierten auch Menschen die Aussage des Wirts des Alten Brunnens in Marloffstein, eine Plattform zum Beantragen der Novemberhilfen des Bundes sei auch Anfang Dezember noch immer nicht verfügbar. Das stimme so nicht: Seit 25. November sei diese Plattform für Steuerberater und Wirtschaftsprüfer sehr wohl vorhanden, auch Anträge können dort seitdem gestellt werden.

"Seit 25. November abrufbar"

Das bestätigt auch Elke Fuchs, selbstständige Steuerberaterin und Wirtschaftsprüferin aus Röttenbach: „Es gibt das Portal seit August und es ist dasselbe, über das man auch die Überbrückungshilfen beantragen kann“, so Fuchs. „Seit 25. November lassen sich darüber auch die . Mehr noch, Elke Fuchs kritisiert, dass sie für jeden Antrag alle eigentlich im System bereits verwendeten Mandantendaten neu eingeben muss – was zusammengenommen mehrere Stunden Arbeit kostet: „Es ist mir rätselhaft, warum das System die Namen, Anschriften, Steuernummern und Bankverbindungen nicht einfach übernimmt.“

Auch müsse man bei jedem Antrag Bescheidnummer, Betrag und bewilligende Stelle über Belege neu zusammensuchen – „dabei müsste ein Abgleich über die Steuernummern und Namen möglich sein“, so Fuchs. 


Ansonsten sei das Formular übersichtlich, klar strukturiert und biete sogar Hilfestellungen an. Nun wurde angekündigt, dass über dasselbe Portal auch die Überbrückungshilfen III abzuwickeln sind – Elke Fuchs hofft, dass dann auch die Daten der Mandanten nicht mehr händisch neu eingepflegt werden müssen, hat aber wenig Hoffnung.

Von wegen Glücksfall

„Dass nur Solo-Selbstständige Hilfen bis maximal 5000 Euro selbst beantragen können ist in meinen Augen nicht zielführend“, findet Elke Fuchs zudem. Denn so müssten sich auch Selbstständige, die bislang und seit Jahren ihre Buchhaltung selbst vorbildlich führen, plötzlich Steuerberater und Wirtschaftsprüfer suchen. Auf den ersten Blick ein Glücksfall für diesen Berufsstand – doch Fuchs sagt: „Zum Jahresende können das vielleicht noch die großen Kanzleien stemmen – ich habe so schon genug mit den Unternehmensabschlüssen, dem Kurzarbeitergeld, den Überbrückungshilfen und den Entschädigungen für Arbeitgeber, deren Mitarbeiter durch Maßnahmen des Infektionsschutzgesetzes ausfielen, zu tun.“ Weil auch hier zum Teil in Bayern, wie Fuchs erzählt, Anträge zwar online ausgefüllt, aber nur ausgedruckt, unterschrieben und postalisch verschickt werden dürfen, „habe ich mit all den Aufgaben unter dem Strich etwa eine Woche mehr Arbeit pro Monat als sonst“. 

"Finanzämter haben alle Daten"

Einfacher wäre es da, wenn zum Beispiel die Finanzämter eine direkte Schnittstelle mit der für weite Teile Erlangens zuständigen Regierungsbehörde in Ansbach besäßen. „Dort“, sagt Elke Fuchs, „liegen all die Finanzdaten, die die Behörden brauchen, um Hilfen schnell und unbürokratisch auf den Cent genau auszuzahlen. Auch könnten über die dort vorhandenen Daten Angaben von Steuerpflichtigen weitgehend verifiziert werden.
Diese Schnittstelle aber gibt es bislang nicht.“ Beziehungsweise: Sie gibt es schon. Das sind aber eben die Steuerberater und Wirtschaftsprüfer.