Erlanger Experte gibt Tipps zur richtigen Urlaubserholung
23.8.2015, 12:00 UhrGute Vorbereitung: Wichtig ist, den Urlaub noch im Büro richtig zu planen: Man sollte vorher alles wegarbeiten und den Schreibtisch ganz diszipliniert leer hinterlassen, damit man „kein schlechtes Gewissen“ in die Ferien mitnimmt, sagt Professor Hans Drexler, der Direktor des Instituts und der Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin (IPASUM) der Friedrich-Alexander-Universität. Denn wer ständig an noch unerledigte Dinge denkt, kann nicht abspannen.
Negative Gedanken abschalten: Im Urlaub sollte man nicht negativ an die Arbeit denken und nach möglichen Problemlösungen suchen: „Im Urlaub kann ich an einer Sache ohnehin nichts ändern“, sagt Drexler, „deshalb sollte man versuchen, an etwas anderes zu denken.“
E-Mails nicht beantworten: Ein generelles E-Mail-Verbot im Urlaub lehnt Experte Drexler ab. „Wenn sich jemand entspannter fühlt, wenn er ab und an in sein Postfach schaut, sollte er das tun.“ Untersuchungen zeigten, dass die meisten Beschäftigten, die E-Mails im Urlaub und am Feierabend lesen, es nicht tun, weil es der Chef erwartet, sondern aus persönlichem Engagement und Karrieregründen — oder weil sie meinen, der Arbeitgeber möchte es, obwohl es gar nicht so ist.
Arbeit, so der Experte, werde es aber erst dann, wenn der Beschäftigte die E-Mails beantwortet. Aber Achtung: „Wenn jemand befürchtet, sich über Nachrichten zu sehr zu ärgern oder nicht mehr abschalten zu können, sollte er E-Mails konsequent meiden“.
Handy läuten lassen: Ähnlich verhält es sich mit dem Handy: „Wer angerufen werden möchte, wenn etwas Wichtiges passiert, soll das machen“, sagt Drexler. Aber auch das Gegenteil ist möglich: Wer drei Wochen nicht erreichbar sein will, soll das Mobiltelefon abstellen — oder beim Klingeln einfach nicht hingehen.
Lustprinzip: Im Urlaub sollte jeder das tun, was er wirklich will. „Wer sich in seiner Freizeit wieder Zwängen unterwirft, ist auch dann unter Druck und das schadet dem Erholungswert“, betont der Fachmann.
Entspannung in den Alltag hinüberretten: Wer einen schönen Urlaub verbracht hat, kann von den frischen Impulsen etwas mit ins Büro nehmen, etwa indem er ein Erinnerungsfoto auf seinen Schreibtisch stellt.
Kurzurlaube bringen viel
Kleine Auszeiten: Kurzurlaube bringen sehr viel. Denn die Erholung ist am Anfang der Ruhephase am größten. Das sei im Urlaub genauso wie beim Joggen oder Wandern, erläutert Arbeitsmediziner Drexler. „Bei körperlicher Anstrengung hat man in der ersten Phase der Pause die meiste Erholung; das ist bei psychischer Belastung nicht anders.“ Ein längerer Urlaub im Jahr ist jedoch wichtig. Wenn Wochenenden und Urlaube zum Entspannen nicht mehr reichen, wird es gefährlich, warnt der Institutsleiter: „Dann droht ein Burn Out“.
Um das zu verhindern, sollte sich jeder selbst beobachten und bei Überforderung einen Gang zurückschalten. Denn oft liegt Überlastung an den zu hoch geschraubten Erwartungen an sich selbst. Und: Wer im Urlaub und am Wochenende richtig abschalten kann, der ist auch im Job wieder leistungsfähiger: „Auszeiten sind eine Win-Win-Situation“, sagt Professor Drexler, „für den Arbeitnehmer und den Arbeitgeber“.
Mut zum Nichtstun: Im Urlaub, aber auch an Wochenenden sollte man einfach mal nichts tun. Diese Haltung sei in der Gesellschaft generell aber nicht so akzeptiert, sagt der Mediziner, obwohl es für die Gesundheit sehr wichtig ist. „Wenn ich sage, ich war am Freitag früh joggen, nachmittags im Museum und abends auf einer Party und am Sonntag habe ich schnell einen Trip nach Venedig gemacht, kommt das besser an als zu sagen: Ich habe am Wochenende gar nichts gemacht.“
Man müsse daher das Nichtstun wieder lernen, sich selbst gönnen, am Wochenende auf der Couch zu liegen, fernzusehen oder ein Buch zu lesen und sich in der Freizeit eben nicht immer ein volles Programm vornehmen. „Der Wert des Faulenzens geht in unserer Gesellschaft ein wenig verloren; genau das aber ist zum Ausgleich auch wichtig — Nichtstun ist eben etwas anderes, als faul zu sein.“
Erwartungen nicht so hoch schrauben: Wer nur für die drei Wochen Jahresurlaub lebt, kann schnell enttäuscht werden. Zudem sollte man sich mit dem Partner vorher gut absprechen, was man im Urlaub machen will, damit es nicht auch noch hier zu Spannungen kommt.
Sport: Körperliche Betätigung hält immer fit, nicht nur im Urlaub. Wer sich bewegt, fühlt sich nicht nur physisch besser, sondern auch psychisch gesünder. Man sollte sich aber auch hier zu nichts zwingen, betont der Mediziner.
Keine Termine am Tag der Rückkehr: Wichtig ist, dass man den ersten Tag nach dem Urlaub nicht sofort völlig mit Terminen und Konferenzen belegt, sondern sich Zeit nimmt, zunächst Briefe zu öffnen und E-Mails zu beantworten. Sinnvoll kann es außerdem sein, seine Arbeit an einem Mittwoch zu beginnen, rät Professor Hans Drexler: „Dann hat man nach drei Tagen wieder frei — und das Urlaubshoch hält noch ein wenig an.“
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