Erlanger Uni-Alt-Kanzler schrieb Reden für Max Streibl

19.5.2017, 18:00 Uhr
Erlanger Uni-Alt-Kanzler schrieb Reden für Max Streibl

© Klaus-Dieter Schreiter

Im Oktober 1988 wurde Thomas A. H. Schöck Kanzler der Uni Erlangen-Nürnberg. Damals war er gerade einmal 40 Jahre alt. Damit war er, wie Siegfried Balleis feststellte, sowohl der jüngste Universitätskanzler der Republik als bei seinem Ausscheiden 2013 auch der älteste. Auf diese Zeit blickte Balleis zurück, hat aber auch die Zeit jenseits der Kanzlerschaft beleuchtet.

Dabei konnten die Zuhörer im Lesesaal des Stadtarchivs erfahren, dass Schöck eigentlich schon drei Mal tot hätte sein können, weil der Vater mit dem Familien-Porsche beinahe unter einen Lastwagen geraten wäre, weil er bei einem Schiunfall schwer verletzt wurde, und weil er von einem US-Soldaten vor dem Ertrinken gerettet wurde.

Recht launig ging es in dem Gespräch bei laufenden Kameras zu. Schöck plauderte frei weg aus seinem Leben, erzählte von der "Einfach-Wohnung", die sich seine Eltern nach dem Krieg in Nürnberg mit einer anderen Familie teilen musste, von der Zeit als Lehrling bei seinem Vater, der Steuerberater und Wirtschaftsprüfer war, von dem Rauswurf aus dem Elternhaus, weil er einem Mädchen nach Korsika nachgereist war. Dieses Mädchen wurde dann aber seine Ehefrau, mit der er drei Kinder hat.

Betriebswirtschaft hat Schöck studiert, Jura und Volkswirtschaft auch, und weil er eher zufällig Prof. Walter Schick traf, wurde er "akademische Hilfskraft" an der FAU. 1980 ging er nach München ins Bayerische Staatsministerium der Finanzen und in die Staatskanzlei. Schöck wurde, wie Siegfried Balleis wusste, so eine Art "Lieblingsredenschreiber" von Finanzminister Max Streibl.

Für Ministerpräsident Franz Josef Strauß bereitete er als echter Franke dessen Rede zur Sanierung des Nürnberger Stadions vor und wollte dafür 15 Millionen Mark locker machen. Aber Strauß habe dann die Rede zur Seite gelegt und den staatlichen Zuschuss "auf die Hälfte" der Investition hoch geschraubt.

1988 kehrte Schöck in seine Heimat zurück, wurde Kanzler der FAU. Wenn das Budget einmal knapp wurde, half offenbar die enge Beziehung zu Innenminister Günther Beckstein, den er aus dem CVJM kannte.

Die vielen öffentlichen Aktivitäten sind bekannt, weniger bekannt ist wohl, wie Schöck das Wassersportzentrum der FAU in Pleinfeld am Großen Brombachsee bauen ließ.

Weniger bekannt sind auch die "Kleinigkeiten", die der Alt-Kanzler während seiner aktiven Zeit auf den Weg gebracht hat. So hat er unter anderem die Balkenhol-Plastik vor das Medical-Valley-Center geholt ("ich wollte nicht irgendeine Blechplastik") und eine Identität stiftende FAU-Krawatte entwerfen lassen ("die ist gut in Mode gekommen").

Auf die Frage von Balleis, ob ihn die Rücktrittsforderungen nach dem "Deckensturz" in der Kochstraße beeindruckt hätten, meinte er knapp: "Nein".

Zu den vielen "Freizeitaktivitäten" als Ruheständler gehören unter anderem der Aufsichtsratsvorsitz bei der Genossenschaftsbrauerei Weller und der Vorsitz beim Patenschaftsverein Erlangen/Riverside.

Noch nicht realisiert wurde die versprochene Ruderpartie mit Balleis von Fürth nach Nürnberg. Die soll aber noch kommen.

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