Erlangerin engagierte sich 25 Jahre für Senioren
03.10.2014, 07:00 UhrMit Begriffen ist es so eine Sache. Begonnen hat Annette Plogmaker ihre Arbeit bei der Stadt als Altenbetreuerin. Heute ist sie Seniorenbetreuerin. Gemocht hat sie in all den Jahren keine dieser Bezeichnungen. Das Wort „Betreuer“ wecke Assoziationen mit der Institution des amtlichen Betreuers. „Und das tun wir ja eben nicht“, sagt sie. Lieber formuliert sie es so: „Wir sind Mitarbeiterinnen des Seniorenamtes, unsere Büros sind Anlaufstellen für Senioren.“
„Wir“ – das sind sie und sechs weitere Frauen. Die Büros befinden sich in verschiedenen Stadtteilen. Annette Plogmakers Büro ist vor einem Jahr von einem Gewobau-Haus in der Isarstraße in das neue Stadtteilhaus mit dem Bürgertreff „Isar12“ umgezogen. Das ganze Gebäude ist hell und einladend. Wer Gymnastik machen möchte, Gesprächsbedarf hat oder Hilfe braucht – beispielsweise beim Lesen von Post oder beim Stellen von Wohngeldanträgen – , der ist mit seinem Anliegen bei Annette Plogmaker richtig. Sie hilft auch beim Sortieren von Unterlagen, bringt Ordnung in Papiere, legt Aktenordner an.
Früher seien es vor allem Seniorinnen gewesen, die deswegen auf sie zukamen – wenn sie sich, nach dem Tod des Ehemannes, plötzlich selbst verwalten mussten. Das hat sich geändert, heute sind Frauen im Alter genauso bewandert – oder unbewandert – in solchen Dingen wie Männer. „Wer heute ins Seniorenalter eintritt, hatte ein Arbeitsleben“, resümiert Annette Plogmaker. „Die Frauen haben heute viel mehr Ahnung als noch Ende der 1980er Jahr, als die Männer meist alles Organisatorische übernahmen.“
Seniorengerechtes Wohnen
Heute ist auch das Thema „Altern“ in den Köpfen der meisten Menschen stärker präsent als früher. „Es ist nicht optimal, aber es findet statt“, so Annette Plogmakers Beobachtung. Ein Beispiel sei die Wohnraumsuche, bei der ältere Menschen zunehmend darauf achten, ob Wohnungen seniorengerecht seien.
Bei den Gewobau-Häusern in der Isarstraße, in denen es keine Aufzüge gibt und bis vor kurzem auch nur im Keller Waschmaschinenanschlüsse waren, sind aus diesem Grund jahrelang vor allem junge Menschen eingezogen. Heute sind – anders als vor 30 Jahren – nur noch die Hälfte der Anwohner Senioren.
Zunehmend geht es hier um das Leben von Jung und Alt unter einem Dach, nicht immer konfliktfrei, oft ein Lernprozess für beide Seiten. Gelernt hat auch Annette Plogmaker bei ihrer Arbeit vieles. Als ausgebildete Masseurin und medizinische Bademeisterin musste sie sich zunächst damit vertraut machen, ihre Klienten nicht mehr als Patienten zu sehen. „Wenn man in einem medizinischen Beruf arbeitet, schaut man sich die Menschen an und stellt gleich eine Diagnose“, konstatiert sie im Nachhinein. In diesem Zusammenhang ist ihr auch klar geworden, dass die Lösungen, die sie oft für – auch körperliche – Probleme parat hatte, nicht immer angenommen wurden. „Aufzwingen kann man niemandem etwas“, sagt sie.
„Weg vom Helfersyndrom“
„Man sollte schon fragen, ob jemand überhaupt Hilfe will, und falls ja, welche“, hat sie sich als Leitmotiv bei ihrer Arbeit zu eigen gemacht. Man müsse wegkommen vom Helfersyndrom, dem man so gerne verfalle. Und ein Gespür dafür entwickeln, ob jemand nur reden oder tatsächlich eine Lösung haben wolle.
Ohnehin bleiben Senioren heute länger fit und aktiv als früher – und haben andere Ansprüche. „Die Leute, die wir früher betreut haben, kannten keine Freizeit“, erinnert sich Annette Plogmaker. Das ist nun anders, die Seniorenbüros haben darauf reagiert. Sie orientieren sich auch daran, dass in Erlangen zahlreiche Senioren mit Migrationshintergrund leben. War es früher schwierig, die Senioren „aus ihren Wohnungen zu kriegen“, so seien die „jungen“ Alten heute sehr unternehmungslustig. Deshalb gelte es in Zukunft verstärkt, sie mit ins Boot zu holen und gemeinsam mit ihnen Freizeitangebote zu entwickeln, glaubt Annette Plogmaker.
Beeindruckt hat sie in ihren Arbeitsjahren, „wenn alte Menschen ihr Leben so angenommen haben, wie es ist“. Und ein Problem hat sie damit, dass bei Jüngeren „der Respekt oft verloren geht, wenn jemand sich dem Seniorenalter nähert“.
Für ihre Nachfolgerin gibt es in jedem Fall genug zu tun. Maximiliane Böhm ist 33 Jahre alt – ein Jahr jünger als Annette Plogmaker bei ihrem Start im Seniorenbüro.
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