„Es geht ja auch nicht ums Provozieren“
2.12.2012, 17:00 Uhr„Das klappt in der letzten Zeit irgendwie nicht mehr so mit dem Provozieren“, sagt Santa Claus. Eine Sekunde zum Nachdenken und dann lautes Lachen. Hinter dem Parkplatz geht die Sonne unter. Es ist einer der letzten warmen Tage des Jahres. „Es geht ja auch nicht ums Provozieren“, schiebt Santa Claus hinterher. „Es geht darum, das zu schreiben, was man will“, wirft Kuchenmann ein und überlegt. „Ich muss keine Texte schreiben über unfreshe Themen.“ Wieder ein lautes Lachen.
Vor ein paar Wochen haben die Jungs, die sich auf der Bierbank verteilt haben, die EP „Cremiger Scheiß“ veröffentlicht. Unter dem Namen „Spark The Mic!“ arbeiteten „Kuchenmann“, der im echten Leben Clemens Mirk heißt und 18 Jahre alt ist, „Santa Claus“, hinter dem sich der 17-jährige Luca Mieder verbirgt, und „Eistee“, der 21-jährige Benjamin Goss, über ein Dreivierteljahr an der Platte.
Die Aufnahmen waren öfters unterbrochen, weil alle drei nur zusammen aufnehmen wollten. Mirk machte etwa währenddessen sein Abitur. „An dem Tag, als ich mein Abi bestanden habe, sind wir gleich rübergefahren in die Oberpfalz und waren ein Wochenende da. Wir haben die ganze Zeit abgehangen, was getrunken und viel aufgenommen.“
Kuchenmann und Santa Claus aus Erlangen übernahmen dabei das Mikrofon, während Eistee aus der Oberpfalz die Beats produzierte. Herausgekommen sind knapp zwanzig Minuten voll mit intelligentem Battle-Rap und freshen Themen, die an Westberlin Maskulin oder die Golden Era des HipHops erinnern.
„Ich will nicht sagen, dass wir einen HipHop-Klassiker erschaffen haben, das wäre ja irgendwie gestört. Aber für mich haben die wirklichen HipHop-Klassiker wie Mobb Deeps ,Infamous‘ in sich einen ähnlichen Klang“, so Kuchenmann. „Die klingen wie aus einem Guss und nur einer hat die Beats produziert. Und das ist bei eigentlich so gut wie allen Alben so, die ich durchgehend feiere.“
Kuchenmann unterbricht sich selbst und zieht kurz gehetzt an seiner Zigarette. „Auf den ersten Blick hören sich die Tracks alle ähnlich an, haben aber trotzdem Unterschiede. Das wir jetzt zum Beispiel keinen krassen Ausraster gemacht haben, wo der Luca auf Autotune singt.“ Eistee grinst: „Aber wir haben mal was probiert. Du hast einmal den Soulsänger rausgehauen.“ Die Aufnahme schaffte es allerdings nicht aufs Album. „Weil es einfach hässlich war.“
Mittlerweile wird es dunkel vorm Sportland in Erlangen. Die Kälte kriecht in das Holz der Tische und Bänke. Das Lärmen der Bowlingbahn, das unsägliche Songs aus Pop und Eurodance begleitet, dringt finster aus der großen Halle.
„Ich will jetzt auch nicht wie ein übertriebener Backpacker klingen, aber HipHop ist schon ein riesiger Teil von mir. Es geht doch auch nicht nur um Musik“, sagt Kuchenmann, und Eistee setzt ein: „Das Gemeinschaftsgefühl – es ist ja auch das ganze Drumrum.“
Santa Claus schiebt nach: „Ja, das ist saukrass, und Du lernst einen Typen kennen, der auch rappt und Musik macht und sich mit HipHop beschäftigt.“ Als Beispiel hält ein Rapper aus Bamberg her, dessen Name jedoch hinterher weder einen Treffer bei Google noch sonstwo ergibt. „Und den treffen wir einfach und sind auf einer Wellenlänge.“
Die Jungs erzählen dies und das, das Gespräch kommt von einem auf das andere Thema.
Bei allen Schimpfwörtern und kantigen Zeilen bleibt bei diesem Projekt doch mehr hängen, denn „Spark The Mic!“ stecken viele Details in ihren Sound, mit dem sie schon im Vorprogramm der Underground-Rapper „Audio88 & Yassin“ bei deren Auftritt im Nürnberger Kulturzentrum „Desi“ gespielt haben.
„Es ist ja nicht so, dass wir uns verstellen“, sagt Kuchenmann. „Ich benutze ja die Sprache voll oft im Gebrauch mit meinen Freunden“, sagt Santa Claus. Die Jungs von „Spark The Mic!“ planen für das kommende Jahr verschiedene Solosachen. Nach mehreren Stunden steht fest, dass es wirklich nicht um Provokation geht. Wer sich ihre EP „Cremiger Scheiß“ anhört, wird das vielleicht auch nach knapp zwanzig Minuten verstehen.
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