Eschenau: Kirche St. Bartholomäus neu kennenlernen
24.2.2016, 16:00 UhrAnno 1040 gründete der Reichsministeriale Otnand Eschenau. Zur Sicherung zweier wichtiger Handels- und Heeresstraßen wurde eine Turmhügelburg angelegt, in deren Schutz sich das Dorf entwickelte.1298 wird in einem Ablassbrief des Papstes Bonifatius VIII. die Kapelle St. Nikolaus des inzwischen errichteten Schlosses der Ritter von Eschenau erwähnt. Nur wenig später dürfte die Bartholomäuskirche gebaut worden sein, wobei sie etwas kleiner war als heute.
Mit 280 Reliquien
Eschenau erlebte in jener Zeit einen Aufschwung als Wallfahrtsort, befanden sich doch in den beiden Gotteshäusern insgesamt 280 Reliquien und Heiligtümer. In der Folgezeit zogen freilich auch immer wieder Soldaten durch Eschenau und verwüsteten die Gegend, was schließlich auch das Schicksal der Nikolauskapelle besiegelte. Kurz nach 1800 nutzten sie Truppen als Heumagazin. 1823 wurde sie öffentlich versteigert und zu einem Doppelwohnhaus umgebaut.
Der Gutsherr Stefan Weigel gründete Anfang des 14. Jahrhunderts die eigenständige Kirchengemeinde Eschenau. Hierfür musste die bisherige Mutterpfarrei Kirchröttenbach abgefunden werden, was zu einer heftigen Auseinandersetzung mit dem dortigen Pfarrer Tegel führte. Erst 1350 schlichtete das Eschenauer Marktgericht den Rechtsstreit und vermerkte in der Urkunde, dass dem Kirchröttenbacher Pfarrer als Entschädigung für die entgangenen Gebühren bei Taufen, Trauungen und anderen geistlichen Amtshandlungen der Eschenauer „Zehnte“, eine historische Steuer in Geld oder Naturalien, zustehe.
Für die neue Kirchengemeinde musste Weigel zudem 100 Tagwerk Grundbesitz und ein Dutzend Güter, zu denen auch die Brander Mühle gehörte, stiften. Später kamen noch weitere Stiftungen hinzu, so dass Eschenau neben den Klöstern in Neunkirchen am Brand und Weißenohe zu den reichsten Pfarreien im Umkreis zählte.
Im Zuge der Reformation wurde 1525 mit Johann Leiser der erste evangelische – und verheiratete — Pfarrer installiert. Drei Jahre später kontrollierte eine Abordnung der freien Reichsstadt Nürnberg bei einer Visitation und einem Examen, ob Leiser tatsächlich nicht mehr dem katholischen Glauben anhing, sondern die Lehrern Martin Luthers vertrat. Das Ergebnis fiel positiv aus.
Einige äußerliche Traditionen der katholischen Kirche wie Messgewänder, Chorhemden oder Leichenkerzen blieben trotzdem viele Jahre erhalten. Noch 1803, lange nach Reformation und Gegenreformation, flehten Eschenauer Bürger die Superintendantur in Erlangen an, die Ohrenbeichte auch weiterhin zu gestatten.
Kanzel versetzt
1824 wurde die Bartholomäuskirche erheblich umgestaltet. Die Nebenaltäre verschwanden. An der Nord-, der Süd- und der Westseite wurden übereinanderliegende Emporen eingebaut sowie die Orgel und die Kanzel an ihre heutigen Standorte versetzt.
Seitdem folgten mehrere Renovierungen. Bei der jüngsten im Jahr 1991 wurden die Fresken im Turmgewölbe sachgerecht restauriert. Eine neues Orgelwerk hatte die Kirche bereits 1954 bekommen.
Fritz Fink stellt in dem 26-seitigen Büchlein auch zahlreiche Besonderheiten des Eschenauer Gotteshauses einschließlich des Umfelds vor. So besitzt die Kirche eine Reihe von Erinnerungstafeln an das Nürnberger Patriziergeschlecht der Muffel, denen Eschenau bis 1751 unterstellt war.
In der Bartholomäuskirche fanden die Schlossherren auch ihre letzte Ruhe. Die Gruft befindet sich vor dem Altar, ist jedoch nicht mehr zugänglich. Wappenscheiben im Südfenster des Chorraums und sieben Holzepitaphe an den Wänden erinnern ebenfalls an die Familie Muffel.
Auf Kirchturm, Glocken, Orgel, Kruzifixe, Leuchter, Abendmahlgeräte, Taufstein, Eingangstore und die Außenanlagen mit dem Kirchplatz, dem Pfarr- und dem Kantoratshaus, der Alten Kanzlei und dem Denkmal für den Ritter Otnand geht Fink ebenfalls ein. Nicht zuletzt besticht der Band durch die sehr gelungenen Fotos von Rainer Kutscha, die durch historische Aufnahmen ergänzt werden.
Erhältlich ist der aufwändige Kirchenführer für 12 Euro im Eschenauer Pfarramt sowie beim Buch- und Mediencenter Endreß. Die Produktionskosten übernahmen Sponsoren, so dass der Erlös komplett der Renovierung der Kirche zugute kommt.
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