Geister und Eiskönige

27.08.2008, 00:00 Uhr

«Sie kennt begeisterte Leser und erzielt hohe Auflagen, wird aber vom Literaturbetrieb stiefmütterlich behandelt: Die Gattung Sachbuch - gern auch naserümpfend zum «populären Sachbuch» herabgemindert - genießt hier zu Lande kein großes Prestige.» So schätzt Florian Felix Weyh die Problematik rund um den neuen Themenschwerpunkt beim diesjährigen Poetenfest ein. Am Freitag moderiert er um 17 Uhr im Oberen Foyer des Markgrafentheaters ein Gespräch mit dem Titel Immer schön sachlich! rund um diesen Themenkomplex, an dem Annett Gröschner, Thomas Rathnow, Michael Schikowski und der Erlanger Geschichtsprofessor Gregor Schöllgen teilnehmen.

Florian Felix Weyh stellt dann an zwei Tagen im Oberen Foyer noch neue Sachbücher und deren Autoren vor. Am Samstag stehen Gregor Schöllgens Biografie des fränkischen «Eiskönigs» Theo Schöller, die «Geschichte der Spanischen Grippe» von Wilfried Witte und ein Buch über Theaterskandale des Feuilletonisten Bernd Noak auf dem Programm. Am Sonntag mischt sich Richard Wagner mit dem politischen Essay «Es reicht!» in die aktuelle Wertedebatte ein und fordert: Schluss mit Multikulti-Heuchelei und intellektueller Scharlatanerie.

Für viel Diskussion hat etwa bereits das von der Literatur-Kritik hochgelobte Buch «Das Okkulte. Eine Erfolgsgeschichte im Schatten der Aufklärung. Von Gutenberg zum World Wide Web» (erschienen im Siedler-Verlag, 352 Seiten, 24,95 Euro)) gesorgt. Sabine Doering-Manteuffel, Professorin für Europäische Ethnologie an der Universität Augsburg, beschäftigt sich seit vielen Jahren mit dem Phänomen des Okkultismus in Europa und den USA und widmete ihm zahlreiche Forschungsaufenthalte. In ihrem Buch beschreibt sie den Aberglauben als «Kehrseite» der Aufklärung und zeichnet nach, wie durch die zunehmende Alphabetisierung und durch die Medien die Gier nach Wunderheilern, Poltergeistern und Kornkreisen mindestens so sehr gestärkt wie ausgeräumt wurde. Aufgezeigt wird diese Entwicklung über die Jahrhunderte mit vielen anschaulichen Bespielen. Dabei tauchen ebenso die Tücken der Internet-Suchmaschinen auf wie die Frau, die Anfang des 18. Jahrhunderts angeblich Kaninchen und Katzenbeine zur Welt brachte.